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Spione kuesst man nicht

Spione kuesst man nicht

Titel: Spione kuesst man nicht
Autoren: Ally Carter
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schienen – »ein herzliches Willkommen. Ihr steht kurz davor, das faszinierendste Jahr eurer Jugend zu beginnen. Und ihr könnt sicher sein, dass ihr diese Chance nicht bekommen hättet, wenn ihr dem nicht gewachsen wärt. Für unsere zurückgekehrten Schülerinnen wird das Jahr viele Veränderungen mit sich bringen.« Sie streifte ihre Kolleginnen und Kollegen mit einem Blick und schien sich irgendetwas durch den Kopf gehen zu lassen, bevor sie sich uns wieder zuwandte. »Wir haben einen Zeitpunkt erreicht, an dem –« Aber bevor sie den Satz beenden konnte, flog die Tür auf, und nicht einmal meine dreijährige Ausbildung an der Spionageschule hatte mich auf das vorbereitet, was ich zu sehen bekam.
    Bevor ich weiterberichte, sollte ich euch wahrscheinlich daran erinnern, dass ich AUF EINE MÄDCHENSCHULE GEHE, das heißt nur Mädchen, ausnahmslos , bis auf ein paar kosmetisch operierte, hörgeschädigte Lehrer. Aber als wir uns umdrehten, sahen wir einen Mann in unserer Mitte, der James Bond unsicher gemacht hätte. Indiana Jones hätte im Vergleich zu diesem Mann mit Lederjacke und Zweitagebart wie ein Muttersöhnchen gewirkt. Er schritt auf meine Mutter zu und – Schreck, lass nach! – zwinkerte.
    »Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe«, sagte er und setzte sich auf den leeren Stuhl.
    Seine Anwesenheit war so beispiellos, so unwirklich, dass ich nicht einmal merkte, wie Bex sich auf die Bank zwischen Liz und Anna quetschte. Ich musste zweimal hinschauen, alsich sie sah, denn nur fünf Sekunden zuvor hatte sie noch zu den Vermissten gehört.
    »Gibt’s Ärger?«, fragte sie.
    »Wo bist du gewesen?«, wollte Liz wissen.
    »Egal«, mischte sich Anna ein. »Wer ist denn das ?«
    Aber Bex war die geborene Spionin. Sie zog nur die Augenbrauen in die Höhe und sagte: »Ihr werdet schon sehen.«

B ex hatte sechs Stunden in einem Privatjet verbracht, aber ihre cappuccinobraune Haut leuchtete, und sie sah aus, als ob sie gerade einer Werbung für Hautcreme entstiegen wäre. Also wollte ich kleinlich sein und darauf hinweisen, dass die Anzeige in der Eingangshalle verlangte, dass wir beim Willkommens-Dinner Englisch mit amerikanischem Akzent sprechen sollten. Doch als einziges und erstes Gallagher Girl ohne amerikanische Staatsbürgerschaft war Bex es gewohnt, die Ausnahme zu sein. Meine Mutter hatte mehr als ein Auge zugedrückt, als ihre alten Freunde vom britischen Geheimdienst MI6 anriefen und fragten, ob ihre Tochter ein Gallagher Girl werden könnte. Bex an der Akademie aufzunehmen, war Moms erste umstrittene Handlung als Schulleiterin gewesen (aber nicht ihre letzte).
    »Schöne Ferien gehabt?« Im ganzen Saal fingen die Mädchen an zu essen, aber Bex machte mit ihrem Kaugummi eine Blase und grinste. Sie wollte, dass wir uns nach ihrer Story erkundigten.
    »Bex, wenn du etwas weißt, musst du es uns sagen!«, verlangte Liz, obwohl es völlig sinnlos war. Niemand kann Bex zu irgendwas zwingen. Ich bin vielleicht ein Chamäleon und Liz der nächste Einstein, aber wenn es um Sturheit geht, ist Bex die allerbeste Spionin!
    Sie grinste süffisant, und mir war klar, dass sie diese Szene höchstwahrscheinlich auf halber Strecke über dem Atlantik geplant hatte. (Bex ist nicht nur stur, sondern auch ziemlich theatralisch.) Sie wartete ab, bis alle Blicke auf ihr ruhten, und schwieg, bis Liz kurz vorm Explodieren war. Dann nahm sie ein warmes Brötchen aus dem Korb auf dem Tisch und sagte leichthin: »Neuer Lehrer.« Sie riss das Brötchen in zwei Hälften und bestrich es langsam mit Butter. »Wir haben ihn heute Morgen in London im Auto mitgenommen. Er ist ein alter Freund meines Vaters.«
    »Name?«, fragte Liz und plante wahrscheinlich schon, die Computer des Hauptquartiers der CIA in Langley zu hacken, um Einzelheiten herauszubekommen, sobald wir wieder auf unsere Zimmer gehen durften.
    »Solomon«, sagte Bex und schaute uns an. »Joe Solomon.« Sie klang wie ein schwarzer, jugendlicher und weiblicher James Bond. Richtig unheimlich.
    Wir drehten uns alle zu Mr Solomon um. Er hatte den strubbeligen Bart und die unruhigen Hände eines Agenten, der gerade von einem Einsatz zurückgekehrt ist. Um mich herum flüsterte und kicherte es in der Halle – Brennstoff, der die Gerüchteküche bis Mitternacht in Gang halten würde –, und mir kam der Gedanke, dass die Gallagher Akademie zwar eine Schule für hochintelligente Mädchen war, die Betonung aber manchmal eindeutig auf Mädchen liegen konnte.
    Der
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