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Spion der Liebe

Spion der Liebe

Titel: Spion der Liebe
Autoren: Susan Johnson
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Napoleon durch die Blockade geschlüpft und nach Frankreich zurückgekehrt ist, munkelt man, er würde bald wieder in Italien einmarschieren«, erwiderte Beau. »Deshalb möchte ich die Pferde möglichst bald herausholen. Und ich brauche eine kleine Abwechslung.«
    »Außer dem corps de ballet « bemerkte Sinjin.
    »Und Miss Gambetta«, ergänzte Chelsea lächelnd.
    »Ah, worüber klatscht man denn beim Tee, Maman?« fragte Beau etwas unbehaglich. »Wird Monty die schöne Miss Gambetta erobern?«
    »Soviel ich weiß, möchte sie lieber einen Earl heiraten.«
    »Nachdem ich das weiß, freue ich mich um so mehr auf eine Reise«, seufzte Beau und stand auf. »Natürlich weiß ich Miss Gambettas Vorzüge zu schätzen. Aber ich möchte frühestens in zehn Jahren heiraten. Nun werde ich feststellen, ob William schon alles gepackt hat, und die Post durchsehen.«
    »Schick uns deine Briefe mit den diplomatischen Depeschen«, bat Sinjin, »sonst sorgt sich deine Mutter.«
    »Natürlich, Maman.« Beau küßte Chelseas Wange.
    »Sei vorsichtig.«
    Lächelnd nickte er seiner Stiefmutter zu, der er sehr nahestand.
    Die leibliche Mutter war kurz nach seiner Geburt gestorben. Ein paar Jahre später hatten Sinjin und Chelsea geheiratet.
    »Können wir dich in ungefähr einem Monat zurückerwarten?« fragte der Herzog.
    »Spätestens in sechs Wochen. Selbst wenn ich einige Zeit am Hof von Palermo verbringen müßte, werde ich Mitte März heimkehren.«
    Als Beau sein Junggesellenquartier in St. James erreichte, wurde er von einem angeheiterten Albington und zwei jungen Schauspielerinnen erwartet. »Wir wollen dich nach Dover begleiten.«
    »Tatsächlich?« Beau übergab dem Kammerdiener William seinen Hut und die Handschuhe. Dann fragte er ihn nach der Post. Angesichts der Cognac-Kiste, auf der die Füße seines Freundes ruhten, und der beiden hübschen Aktricen vermutete er, daß der Marquis wieder ›flüssig‹ war. »Aber ich reise schon in einer Stunde ab.«
    »Oh, wir sind bereit«, entgegnete Albington fröhlich. »Lizzie wurde noch nie in einer Kutsche gebumst«. Lüstern grinste er das Mädchen an, das auf der Armstütze seines Sessels saß.
    Ein stichhaltiger Grund, dachte Beau sarkastisch und wandte sich an die andere junge Dame, die neben dem Paar saß und dessen leidenschaftliche Küsse ignorierte. »Champagner?«
    »Oh, ich hatte schon ein paar Gläschen«, kicherte sie. »Albie hat Ihren besten Jahrgang aus dem Keller holen lassen.«
    »Dann muß ich ja einiges nachholen.« Beau nahm die Post vom Silbertablett, das William ihm reichte. »Übrigens, ich bin Rochefort.« Während er die duftenden Billetts durchsah, die er täglich erhielt, erkannte er Miss Gambettas Handschrift auf fliederfarbenem Papier. Welch ein Glück, daß er ihren unwillkommenen Avancen bald entrinnen würde. »Lieben Sie Kutschenfahrten?« fragte er die junge Schauspielerin mit den rabenschwarzen Locken und den üppigen Brüsten.
    Am Sonntagabend versperrte Serena ihre Tür, um Nevilles unerwünschten Annäherungsversuchen zu entgehen. Natürlich brach er die Tür nicht auf, weil er befürchten mußte, seine Eltern und die beiden Schwestern zu wecken. Unverrichteter Dinge entfernte er sich, nachdem er häßliche Drohungen ausgestoßen hatte. Voller Angst vor seiner Rückkehr, wagte sie zunächst nicht einzuschlafen und vertrieb sich die Zeit, indem sie grausame Todesarten ersann, die den widerwärtigen jungen Mann ereilen sollten.
    Erst im Morgengrauen versank sie in einem unruhigen Schlaf und wachte wenig später auf, erschöpft und unglücklich. Aus dem Nebenzimmer drangen die Stimmen der beiden Mädchen herüber. Stöhnend fragte sie sich, welche Qualen sie heute erdulden mußte. Als sie aufstand, warf sie einen Blick auf den Kalender, der über ihrem Bett hing, und der Gedanke an den Juli, den Monat ihrer ersehnten Befreiung, gab ihr neue Kraft.
    Die Köchin hatte alle Hände voll zu tun, weil Mrs. Totham an diesem Vormittag Gäste erwartete. Deshalb wurden nur Tee und Toast ins Stockwerk hinaufgeschickt, das die Gouvernante, ihre Schützlinge und das Kindermädchen bewohnten. Bevor Caroline und Hannah über das karge Frühstück herfielen, konnte Serena eine gebutterte Toastscheibe ergattern.
    Nachdem sie hastig gefrühstückt hatte, erhielt sie von Mrs. Totham den Auftrag, den Mädchen die schönsten Kleider anzuziehen. Um Punkt halb zwölf mußten sie vor den Gästen im Salon erscheinen.
    Auf dem Weg nach unten blieb Carolines Absatz in
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