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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle
Autoren: Nina Schindler
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gezogen bin, hab ich auch ein eigenes Bad, und das ist toll, weil mich jetzt morgens keiner mehr raustrommelt, wenn ich angeblich zu lange brauche. Leider ist das Gästezimmer auch im Keller. Obwohl es eigentlich nicht Keller heißt, sondern Souterrain, das ist in Bremen so eine Art Halbkeller, vorn bei der Tür geht’s ein paar Stufen runter und hinten zu ebener Erde raus in den Garten.
    Oder wie in unserem Fall in einen kleinen Hinterhof.
    Meine Mutter wich meinem Blick aus.
    Aha, dachte ich. Mist.
    »Na ja, ich hab ans Gästezimmer gedacht. Dann könnte sie auch dein Bad mitbenutzen.« Mama verzog den Mund, als wollte sie mich um Entschuldigung bitten. »Es erscheint uns als die beste Lösung. Oder hättest du eine bessere Idee?«
    Ich überlegte blitzschnell. Vielleicht könnte Daniel runterziehen? Der blockiert das Bad zwar auch manchmal, wenn er eins von seinen stinkenden chemischen Experimenten macht, aber morgens ist er immer rasend schnell mit seinen Reinigungsritualen fertig. (Verdächtig schnell, wenn man mich fragt.)
    Daniel wohnt oben unterm Dach neben dem Zwillingszimmer. Dort oben gibt es nur eine Toilette mit Waschbecken und Dusche, aber das reicht ja.
    Ich holte tief Luft.
    »Vergiss es, Alex«, sagte Daniel schnell. »Ich will mit meinem Krempel nicht runterziehen, ich fühl mich wohl da oben.«
    »Och, Daniel - und was, wenn ich dafür hundertmal den Tisch abräume?« Ich klimperte mit den Lidern und versuchte, ihn so lieb wie möglich anzupeilen.
    Er winkte ab. »Hör auf, du siehst aus wie eine Kuh auf Droge. Nee, ich bleib oben.«

    Mein Vater seufzte. »Außerdem müsste dieses Au-pair dann ja immer an unserem Schlafzimmer vorbei - nein, das fände ich nicht so gut. Man braucht schließlich noch ein bisschen Privatleben.«
    »Mann mit zwei n, hm?«, fragte ich kniebig. » Mein Privatleben ist euch wohl wurschtegal!«
    Mama hob die Hände. »Sieh mal, das dauert doch allerhöchstens ein Jahr. Dann sind die Zwillinge vielleicht ganz wild auf den Hort. Und für den Haushalt genügt uns Sina.«
    Sina ist unsere Putzhilfe, die für ein halbes Jahr ausgestiegen ist, weil sie ihre Mutter pflegt, bis die ihren Heimplatz antreten kann oder wie man das nennt, wenn ein pflegebedürftiger alter Mensch ins Heim soll.
    Ich stöhnte. »Bleibt also alles an mir hängen, na toll.«
    »Was heißt: an dir?«, bölkte Papa. »Ich muss schließlich für alles bezahlen.«
    »Irrtum, mein Schatz«, sagte Mama und lächelte ihr quietschsüßes Gummibärchen-Lächeln. »Ich verdien ja bald auch was.«
    Papa schmierte so heftig auf seiner Brotscheibe herum, dass er schon ein Loch hineingebohrt hatte.
    »Meine liebe Sabine, daran merkt man mal wieder, wie wenig du vom knallharten Leben weißt. Dein tolles Gehalt bringt uns in eine derart teure Steuerklasse, dass wir froh sein können, wenn wir am Ende nicht mit weniger Kohle dastehen als jetzt.«
    Meine Mutter tippte sich an die Stirn. »Du spinnst ja. Klar verdien ich kein Managergehalt, aber ein bisschen wird schon übrig bleiben, jedenfalls genug für den Hort und das Au-pair-Mädchen.«
    Papa biss von seiner Stulle ab und redete dann mit vollem Mund weiter. Daran konnte man erkennen, dass er echt genervt war, denn wenn wir das machen, regt er sich
immer schrecklich auf: »Das berden bir ja sehen. Außerdem hast du - sobeit ich beiß - bisher noch gar kein Au-pair-Mädchen gefunden!«
    »Können wir mit aussuchen?«, fragte Tina.
    »Das fehlte noch«, stöhnte Mama. »Darum kümmere ich mich ganz allein, aber ich werde eine Nette finden, das versprech ich euch. Und wenn ihr jetzt mit Essen fertig seid, ab ins Bad, Alexandra und Daniel räumen ab. Papa und ich haben noch einiges zu bereden.«
    Der Rest der Mahlzeit verlief ziemlich schweigsam, weil offensichtlich alle was hatten, worüber sie nachdenken mussten.
    Nachdem die anderen verschwunden waren, machten Daniel und ich uns an die Arbeit, er brachte das Geschirr aus dem Esszimmer in die Küche und ich räumte es in die Geschirrspülmaschine ein. (Diese Arbeitsteilung beruht auf der schlichten Tatsache, dass ich doppelt so viel Geschirr darin unterbringe wie er.)
    »Und - wie findest du das?«, fragte er mich.
    Ich schnitt eine Grimasse. »Ich bin - ehrlich gesagt - nicht scharf auf eine Zimmernachbarin.«
    »Kann ich gut verstehen, aber ich würde meinen Kram nie im Kellerzimmer unterbringen können - das siehst du doch ein?«
    Ich nickte widerstrebend. Dani hat nicht nur eine Werder-Bremen -Ecke und eine
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