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Spinnenfalle

Titel: Spinnenfalle
Autoren: Nina Schindler
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Kreis um den 1. März. »Und so lange dauert es noch bis zum 1. März.«
    »Alles klar«, sagte Rina. »Jetzt sieht man genau, wie viele Wochen und Tage es noch sind.«
    »Du bist gemein! Du warst gar nicht dran!«, schrie Tina. »Alex hat das für mich machen sollen - und gar nicht für dich.«
    »Ist doch wurscht«, sagte Rina und wendete sich der Puppenecke zu. »Ich hab’s jetzt kapiert und du hast den Kalender.«
    Tina war gleich versöhnt. »Kann ich mit Puppen?«, fragte sie und Rina nickte.
    »Was ist das denn für eine Sprache?«, fragte ich verblüfft. »Willst du eine Puppe sein oder was?«
    »Nee, ich will mit Rina mitspielen und mit den Puppen«, erklärte sie mir und verzog spitzbübisch den Mund.
    Ich wuschelte ihr über die Haare. »Schlaumeier«, sagte ich und zupfte sie an einem Zopf.
    »Schlaumeierin«, verbesserte mich Rina.
    Ich grinste in mich rein. Die beiden sind wirklich ziemlich clever, das muss man ihnen lassen. Wenn die mal so alt sind wie ich, kapieren sie bestimmt auch Mathe, darauf könnte ich wetten.
    Ich schlich in mein Zimmer, für den Fall, dass meine Mutter noch eine Arbeit für mich hatte.
    Dann sah ich sehnsüchtig zu meinem Laptop rüber, weil ich Marnie eingelegt hatte, aber Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps, wie Opa immer sagt.

    Erst mal Hausaufgaben. Marnie musste warten. Und Tante Henny auch, die erwartungsvoll auf meinem Bett saß und gekrault werden wollte.
    »Pech, du Fellknäuel«, sagte ich zu ihr und da wickelte sie den Schwanz um sich herum und machte es sich allein gemütlich.
    Ganz schön gemein.
    Englisch und Französisch waren kein Problem, in Deutsch sollten wir einen Text erläutern - das dauerte etwas.
    Aber Mathe war ein Problem. Das mit dem Pythagoras hatte ich ja noch kapiert, aber jetzt bekamen wir nur noch ganz wenige Angaben zu einer Zeichnung und sollten sie trotzdem konstruieren können.
    Ich saß da mit Zirkel und Winkelmesser und frisch gespitztem nadeldünnem Bleistift, doch irgendwie klappte es nicht.
    Jonas.
    Der könnte mir sagen, wie es geht. Aber der wollte ja, dass ich mit ihm gehe oder so ein Quatsch. Jonas ist nett und hat einen komischen Adamsapfel, der immer hoch und runter hüpft, wenn er sich beim Sprechen aufregt. Er hat außerdem Segelohren (aber von der Form her eigentlich sehr hübsche) und einen breiten Mund. Leider auch Pickel. Keine Akne, sondern nur ab und zu einen dicken Eiterpickel.
    Armer Jonas.
    Der hatte wohl gedacht, wenn er sagen kann, er hat eine Freundin, dann denken alle, sieh mal einer an, der hat ja trotz Pickel eine Freundin, und schon brauchte er sich deshalb keinen Kopf mehr zu machen.
    Nee, also nicht mit mir.
    Marlon ist da ganz anders.
    Als der in unsere Klasse kam, haben ihn alle Brando
genannt. Da hat er aber nie drauf gehört. Wenn einer gebrüllt hat: »He, Brando!«, hat er einfach nicht reagiert, bis derjenige irgendwann »He, Marlon!« gesagt hat, und erst dann hat er geantwortet.
    Marlon redet nie viel, das liegt aber vielleicht auch daran, dass er von den Philippinen stammt und eine andere Muttersprache hat (seine Vatersprache ist aber Deutsch). (Wieso eine Frau auf den Philippinen so für Marlon Brando schwärmt, dass sie ihren Sohn nach ihm nennt, ist mir ein Rätsel.) In Deutsch steht er manchmal ein bisschen auf dem Schlauch, aber in Englisch und Physik und Chemie und Mathe ist er ein Ass - deshalb ist Schule kein Problem für ihn.
    Den müsste ich mal fragen, ob er mir Nachhilfe geben kann! (Klar, der denkt an nichts anderes …)
    Martha und Laura sind auch in ihn verknallt, das haben wir uns neulich gestanden, als die beiden bei mir übernachtet haben.
    »Er hat so was Geheimnisvolles«, hat Martha gesagt und sehnsüchtig zum Fenster gestarrt, als könnte Marlon gleich wie Graf Dracula reingeflogen kommen. Geheimnisvolle Typen sind ja momentan sehr gefragt, besonders Vampire und andere Untote.
    »Ich finde ihn unheimlich lässig«, hat Laura geseufzt. »Seine Klamotten, und wie er immer dasitzt und überhaupt.«
    Ich hab nichts gesagt, aber als die beiden mich dann neugierig angeschaut haben, bin ich rot geworden und hab mit den Achseln gezuckt.
    »Der macht sich nichts aus Mädchen«, hab ich gesagt. »Jedenfalls macht er sich nichts aus uns.«
    »Vielleicht hat er ja schon’ne Freundin«, überlegte Laura. »Vielleicht eine, die schon älter ist. Würde ich ihm glatt zutrauen.«

    »Oder er steht auf Jungs.« Martha kicherte. »Dann hätte unsere Alex hier noch am ehesten’ne
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