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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten
Autoren: Filipa Leemann
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hatte sie aufmerksam beobachtet und eine Veränderung bemerkt, sie war nervös oder wütend oder beides... und er begann sich sichtlich unwohl zu fühlen. Fast als würde er jemandem gegenüber stehen, der mit zitternden Händen an einer entsicherten Waffe herum spielt. Nach allem was er gehört hatte, war diese Frau gefährlich, unberechenbar für jeden, so dass sie ihn hier und jetzt töten würde, wenn ihr danach war. Sie war ein gezähmtes Raubtier. Ein Raubtier im Besitz einer Armee.
    „Ja, Major Avis. “
    „Dann können S ie gehen. Ich danke I hnen.“ 
    Sie nickte, bemühte sich höflich zu l ächeln und hoffte diese freundliche Geste würde den jungen Mann etwas beruhigen. Er sollte unte r ihrer Wut nicht leiden, denn e r war ohnehin schon eingeschüchtert genug .
    Manchmal war es ihr zuwider, wenn sie daran dachte, was man sich für Geschichten über sie erzählte. Nicht alle waren erfunden, an einigen war viel W ahres, doch die meisten beruhten auf der Phantasie der Soldaten. Aber vielleicht... vielleicht hat ihr Ruf schon so manches Mal das Leben gerettet.
    ~*~

Juli hatte lange Diskussionen, Vorwürfe und ganz besonders eine weinende Mutter erwartet, als sie ihrer Familie ihren Entschluss mitteilte. Viel Zeit eine Entscheidung zu treffen hatte sie nicht, denn die zuständige Behörde musste innerhalb von drei Tagen informiert werden. Sie hatte sich frei genommen, um nach Rambur zu reisen, denn dies war nichts, was sie am Telefon hätte erklären können.
    „Mutter, sag doch was!“ , f orderte sie, als sie die Stille im Raum nicht mehr aushalten konnte.
    Es hatte sie selbst schockiert, als sie sich endlich entschieden hatte. Die Geschichten über ihren Großvater und den Krieg hatten sie in ihrer Kindheit fast jeden Tag begleitet und verängstigt. Als Kind konnte sie es nicht verstehen. Rambur war eine heile Welt, eine Welt ohne Krieg, ohne Leid. Die Menschen waren zufrieden. Doch immer wieder die Erzählungen ihrer Großmutter... Wie konnte es sein, dass nur so wenige davon gehört hatten, wie schrecklich der Krieg war? Heute wusste sie warum und es war ihr überzeugendstes Argument: Das Volk musste aufgeklärt werden! Und wenn man es genau betrachtete, dann war doch das genau ihr Job als Journalistin.
    Sie konnte sich nicht vorstellen, dass die Regierung sie bewusst in Gefahr brachte. Das war nicht in ihrem Interesse. Tote Journalisten konnten keine Nachrichten schreiben. Sie würden zwei Wochen in einer Kaserne geschult werden, so eine Art Sicherheitstraining, dann würden sie das erste Mal den Offizier treffen, dem sie unterstellt sein würden und dann würde man sie zum Einsatzort der Truppe bringen. Noch befand sich Juli irgendwo zwisch en Aufregung, Neugier und Angst, aber sie war fest entschlossen.
    „Was soll ich denn sagen, Juli? Du weißt, dass ich dich davon abhalten würde, wenn ich könnte.“
    Der erschütterte Gesichtsausdruck ihrer Mutter machte es Juli noch ein wenig schwerer bei ihrer Entscheidung zu bleiben, obwohl es bereits kein Z urück gab. S ie hatte die zuständige Behörde schon informiert und man hatte ihr auch längs t alle nötigen Daten gegeben, auch ihren Abreisetag. Was konnte sie denn noch tun, außer ihrer Mutter sagen, dass sie zurückkehren würde? Dass sie wusste, ihr würde nichts passieren.
    „Weißt du, wo du eingesetzt wirst? Wer wird dein Vorgesetzter sein?“ 
    Ihre Schwester schien die E inzige zu sein, die auch ein wenig neugierig war, doch auch in ihren Zügen spiegelte sich die Angst um ihre große Schwester. Vielleicht war sie aber auch die E inzige, die nicht vor Entsetzen verstummt war.
    „Nein, ich weiß noch nicht genau wo, aber ich weiß, dass ich einem gewissen Major Raku Avis unterstellt sein werde.“
    „Ist er berühmt?“
    Juli zuckte mit den Schultern. Sie wollte nicht zu viel von dem verraten, was sie bereits wusste . E s würde ihre Familie nur noch mehr beunruhigen.
    „Ich weiß nicht. Er scheint schon viele Auszeichnungen bekommen zu haben, obwohl er noch sehr jung ist. Schwesterherz, du weißt doch, wie schwer es ist an militärische Informationen heran zu kommen! “
    ~*~

Es gab für Juli keinen Grund ihnen zu sagen, dass sie wusste, dass Raku Avis einer der gefürchtetsten Offiziere der nördlichen Division war. Dass Raku Avis einer der jüngsten Majore in der Geschichte des Landes war und bereits seit einigen Jahren eine Einheit anführte, die spezialisiert war auf den Kampf zwischen den Belagerungslinien im Norden des
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