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Spielzeugsoldaten

Spielzeugsoldaten

Titel: Spielzeugsoldaten
Autoren: Filipa Leemann
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vorstanden. Doch a uch die wagten es nur bedingt einem Rat von ihr nicht zu folgen. Es hatte einige Jahre gedauert diesen Ruhm zu ernten. Doch im Nachhinein hätte sie auf den Ruhm verzichtet, wenn sie gewusst hätte, dass er sie nicht nur Jahre ihres jungen Lebens kosten würde, sondern auch Freunde, die sie hat fallen sehen müssen, Kraft und vielleicht auch einen Teil ihres Herzens. Eines Herzens, das sich erst seit kurzem wieder bemerkbar machte.
    Als sie zur Armee ging, wusste sie wie alle anderen nicht was sie erwartete. Sie war nur wütend und kräftig genug, um die Aufmerksamkeit der Offiziere zu erregen, als sie ihre Schule besuchten, um Soldaten anzuwerben. Rakus Bruder und auch ihr Vater waren versc hwunden. I hre Mutter hatte in ihrer Trauer um sie keine Zeit , sich um ihre aufsässige Tochter zu kümmern und so war es für Raku eine willkommene Möglichkeit zur Flucht.
    Irgendwann war es zu spät für ein Z urück. Sie hatte getötet, weil sie es wollte, weil sie es als ihre Aufgabe ansah. Es war das, was sie gelernt hatte, ihr Handwerk. Doch jeder Mann den Raku tötete, stahl ein Stück ihrer Wärme. Jeder Kampf, war ein Schritt weg von ihrer alten Heimat. Raku wurde still. Aus dem r ebellischen Mädchen, das man zur Armee verführt hatte, war eine schöne, aber schweigsame Frau geworden, vor deren Grausamkeit auf dem Schlachtfeld ganze Heerscharen geflüchtet waren. Sie kannte ihre Pflicht en und sie erfüllte sie mit demselben Ehrgeiz und demselben Talent, wie sie es wahrscheinlich mit jeder anderen Aufgabe gemacht hätte. Ihre Vorgesetz t en bezeichneten sie als ihre gefährlichste Waffe. Im Nahkampf war sie auch vom stärksten Soldaten kaum zu bezwingen. Jede verfügbare Waffe war ihr so vertraut, wie ihre eigenen Hände es waren. Ihr Wissen nicht zurück zu können, ließ sie sich im Kampf verlieren und ihre Fähigkeiten zu perfektionieren. Wenn sie schon nicht zurück konnte, so wollte sie wenigstens überleben. Sie tötete nicht mehr aus Pflichtgefühl und dem Streben nach Perfektion, sondern aus Angst den nächsten Morgen vielleicht nicht mehr zu erleben. Sie hatte Angst ihr Herz im Kampf endgültig zu verlieren.
    Raku zog sich um und verstaute ihre Nachtwäsche im Schrank, als jemand an ihrer Tür klopfte.
    „Ja, bitte?!“
    Ein junger Soldat trat herein und salutierte. Raku bemerkte, dass er vor Nervosität zitterte. Sie wusste, dass sie diese Wirkung auf die Männer der Truppe hatte, aber manchmal war sie sich nicht sicher, ob es an ihrem Aussehen oder ihrem Ruf lag.
    „Major Avis . I ch habe eine Nachricht von Oberst Karum.“
    Sie musterte ihn. Er war wahrscheinlich erst ein paar Tage in der Kaserne. Er hatte kaum Flaum an den Wangen. Der Junge hatte die Kaserne noch nie als Soldat verlassen. E r wusste noch nicht was da kommen würde.
    So viele Geschichten hatte er von Raku Avis gehört. Er wusste, sie war in seiner Kaserne stationiert, aber er hatte sie noch nie zu Gesicht bekommen. Sie war ein Mythos unter den Soldaten. Eine wunderschöne Frau, tödlich wie ein Skorpion. Und schön war sie in der Tat, auch so früh am Morgen. Doch wenn er daran dachte, wie man ihm vor einigen Tagen erzählt hatte, dass Major Avis einmal allein eine Einheit der Omina nur mit einem Feldmesser abgeschlachtet hatte und danach blutüberströmt ins nächste Basislager getaumelt war, dann verblasste ihre Schönheit ein wenig und die Bewunderung wich der Angst. Kaum konnte er sich vorstellen, dass solche Hände so erbarmungslos töten konnten.
    „Stehen S ie bequem, Soldat, und sprechen S ie!“
    Es war ihm unmöglich in ihrer Gegenwart bequemer zu stehen, als er es schon tat. Er räusperte sich und war bemüht die Nachricht ohne Stottern zu überbringen. Ihren Zorn wollte er nicht auf sich ziehen und er ahnte, dass sie sehr zornig sein würde.
    „Sie sind für das Journalistenprogramm ausgewählt worden und sollen in zwei Wochen mit dem I hnen zugeteilten Journalisten zurück an die Front kehren. Für weitere Instruktionen ist für den heutigen Nachmittag um 1500 eine Besprechung anberaumt.“
    Raku ballte eine Faust. Das konnte nicht deren Ernst sein! Sie war einer der höchst dekorierten Offiziere und nun sollte sie eines der Spielchen der Regierung mitmachen? Mit einem Zivilisten, einem dieser blinden Zivilisten, die den Krieg kaum noch wahrnehmen. Augenblicklich stieg Wut heiß und ungezügelt in ihr auf.
    „Ist das alles, Soldat?“
    Ihre Lippen bebten mit jedem Wort. Sie hielt mit Mühe an sich.
    Er
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