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Spiel mit dem Mörder

Spiel mit dem Mörder

Titel: Spiel mit dem Mörder
Autoren: J. D. Robb
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Sache zu tun? Okay - er hat sich damit geschnitten. Selbst wenn, ist das absolut unwichtig. Das Messer ist ein Ablenkungsmanöver. Es ist nicht die Mordwaffe. Übrigens haben sie die Mordwaffe bisher überhaupt noch nicht ins Spiel gebracht. Das ist ein grober Fehler. Aber wenn er sich mit dem Messer beim Brotschneiden geschnitten hat - und darin sind sich alle einig -, wozu brauchen sie es dann?«
    »Entweder er hat sich absichtlich damit geschnitten, um das Blut auf seinem Ärmel zu erklären, oder es ist, wie er behauptet, rein zufällig passiert.«
    »Das ist doch egal. Es ist ein reines Ablenkungsmanöver.« Sie runzelte die Stirn. »Oh, er ist wirklich gut.« Ihr war deutlich anzuhören, was für eine Abneigung sie Leonard Vole gegenüber empfand. »Guck nur, wie er da auf der Anklagebank sitzt. Als würde ihre Aussage ihn total schockieren.«
    »Tut sie das denn nicht?«
    »Irgendetwas stimmt nicht. Was, finde ich noch raus.«
    Es machte ihr Spaß, darüber nachzudenken, wie man der Lösung des Rätsels näher kommen könnte, bis man schließlich wüsste, von wem die Tat begangen worden war. Bevor sie Roarke getroffen hatte, hatte sie niemals eine richtige Theateraufführung besucht. Manchmal hatte sie sich irgendwelche Filme angesehen oder ihre Freundin Mavis hatte sie ins Holographie-Theater mitgeschleppt. Aber leibhaftige Schauspieler in den Szenen agieren zu sehen und die Texte sprechen zu hören, war Unterhaltung auf einem gänzlich anderen Niveau.
    Wenn man im Dunkeln saß und das Treiben auf der Bühne direkt mitverfolgte, wurde man ein Teil der Inszenierung, blieb jedoch zugleich gerade weit genug davon entfernt, um nicht hautnah vom Ausgang des Geschehens betroffen zu sein.
    Es enthob einen jeglicher Verantwortung, überlegte Eve. Die dumme, wohlhabende Witwe, der der Schädel eingeschlagen worden war, wandte sich nicht hilfesuchend an Lieutenant Eve Dallas von der New Yorker Polizei. Deshalb war die Suche nach dem Täter ein interessantes Spiel.
    Ginge es nach Roarke - und das tat es fast immer -, würde die reiche Witwe über einen möglichst langen Zeitraum jede Woche an sechs Abenden und zweimal vormittags ermordet, zur Unterhaltung eines Publikums, das aus lauter Hobby-Polizisten und -Polizistinnen bestand.
    »Er ist es nicht wert«, grummelte Eve. Das Schauspiel zog sie derart in seinen Bann, dass sie eine geradezu persönliche Beziehung zu den dargestellten Charakteren empfand. »Sie opfert sich. Sie spielt den Geschworenen was vor, damit sie sie als Opportunistin sehen, als einen Menschen, der andere benutzt, als kaltherzige Hexe.Weil sie ihn liebt. Und dabei ist der Kerl das überhaupt nicht wert.«
    »Es wäre genauso denkbar«, raunte Roarke, »dass sie ihn einfach betrogen hat und an ihrer Stelle ins Messer laufen lassen will.«
    »Nie und nimmer. Sie hat die ganze Sache rumgedreht, damit es aussieht, als ob sie der Schurke wäre. Wen gucken die Geschworenen jetzt an? Sie steht im Mittelpunkt des allseitigen Interesses, und er wirkt wie ein armer Tropf. Wirklich clever, wenn der Kerl es wert wäre, aber wie gesagt, das ist er sicher nicht. Wird ihr das selbst noch klar?«
    »Warte es ab.«
    »Sag mir nur, ob ich Recht habe mit dem, was ich vermute.«
    Er beugte sich zu ihr herüber, küsste sie auf die Wange und flüsterte fröhlich: »Nein.«
    »Nein, ich habe Unrecht?«
    »Nein, ich verrate es dir nicht. Und wenn du die ganze Zeit so weiterredest, kriegst du von den Dialogen nichts mehr mit.«
    Sie runzelte die Stirn, verfolgte jedoch schweigend weiter, wie das Drama seinen Lauf nahm, und verzog, als die Geschworenen den Urteilsspruch verlasen, angewidert das Gesicht. Auf Geschworene war selbst in einem Schauspiel kein Verlass. Eine Jury aus zwölf anständigen Polizisten hätte den Schweinehund verurteilt. Gerade, als sie diese Gedanken äußern wollte, schob sich Christine Vole durch eine Gruppe von Zuschauern, die sie offenbar am liebsten in der Luft zerrissen hätten, in den fast leeren Gerichtssaal.
    Eve nickte, denn es freute sie, als die Frau Voles Verteidiger gestand, dass alles, was sie vorgetragen hatte, gelogen gewesen war. »Sie wusste, dass ihr Mann die Tat begangen hatte. Sie wusste es die ganze Zeit und hat gelogen, um seinen Hals zu retten. Diese Närrin. Jetzt wird er sie fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Wart's ab.«
    Als Roarke neben ihr leise lachte, sah sie ihn fragend an. »Was, bitte, ist so lustig?«
    »Ich habe das Gefühl, dass Agatha Christie von dir
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