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Spiel mit dem Feuer

Spiel mit dem Feuer

Titel: Spiel mit dem Feuer
Autoren: Marcia Muller
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hin. Er und die Band sind diese Woche drunten in Arizona, im Studio, und
bis jetzt sind die Aufnahmesessions nicht gut gelaufen. Bis er zurück ist, ist
es zu spät, um noch eine Hochzeit für den Mai zu planen — selbst im kleinen
Rahmen, wie wir sie wollen.«
    »Dann also Juni. Die klassische
Junibraut.«
    Sie machte ein finsteres Gesicht. »Nie
und nimmer! Ich weigere mich, mich in ein solches Klischee pressen zu lassen.
Und Juli entfällt — da habe ich meinen ersten Mann geheiratet. Und im August
hat Ricky deine Schwester geheiratet.«
    Ich schüttelte den Kopf ob der
komplexen Probleme, die unsere moderne Gesellschaft hervortreibt. Rae und Ricky
hatten jede Menge Beziehungsgedenktage, die es zu umschiffen galt, und dazu
noch das Problem des diplomatischen Umgangs mit Charlene und den sechs Kindern,
die er mit ihr hatte, und ihrem neuen Ehemann. Aber natürlich erleichterte es
die Bewältigung von Komplexität, wenn man wie Ricky im vergangenen Jahr
angeblich über vierzig Millionen Dollar verdient hatte...
    »Hör mal«, sagte ich, »ich schneide
mich vielleicht ins eigene Fleisch, aber warum arbeitest du eigentlich noch? Du
könntest doch bei Ricky in Arizona sein.«
    »Nicht während der Aufnahmen. Diese
Sessions sind viel zu intensiv. Und wenn er in L. A. ist und sich um seine
Plattenfirma kümmert, dann hat er die ganze Zeit irgendwelche Meetings. Weil er
so oft weg ist, brauche ich meine Arbeit. Ich bin kein Mensch, der nichts tun
kann.«
    »Und das Buch, an dem du schreibst und
über das du mit niemandem reden willst?«
    »Das liegt erst mal auf Eis. Es sollte
peppig und sexy werden, aber das, was ich bis jetzt habe, ist irgendwie... ich
weiß nicht, wie. Und bevor ich’s nicht weiß, kann ich nicht weiter dran
arbeiten.« Sie lachte und schüttelte wehmütig den Kopf. »Komisch, früher, als
ich kein Geld hatte, habe ich immer davon geträumt, was ich tun würde, wenn ich
reich wäre — hauptsächlich shoppen bis zum Umfallen. Und als ich dann mit Ricky
zusammen war, habe ich gemerkt, dass ich gar nicht gern shoppen gehe. Ich würde
mir lieber alles, was ich brauche, nach einem Katalog bestellen, und außerdem
wird man diese eingefleischte Sparsamkeit nur schwer los.«
    »Du könntest dir ein Hobby zulegen.«
    »Zum Beispiel?«
    »Na ja, Tennis oder Golf oder —«
    Sie bedachte mich mit einem höchst
verwunderten Blick.
    »Na ja, wohl eher nicht.«
    »Ganz gewiss nicht. Also arbeite ich
eben weiter. Die Ermittlerei ist das einzige, was ich wirklich kann, und als du
mir im Winter den Laden anvertraut hast, hab ich festgestellt, dass ich
tatsächlich ein gewisses Managementtalent habe. Ich habe nichts dagegen, die
Detektei zu übernehmen, solange du weg bist. Es kann höchstens sein, dass du
bei deiner Rückkehr einen durchoptimierten Betrieb vorfindest.«
     

18
Uhr 11
    »Badeanzug. T-Shirts. Shorts. Zwei,
drei feinere Outfits. Ob ich meine Magnum mitnehmen sollte? Nervig, die
Deklarierungsformulare für den Flug auszufüllen —«
    »Meine Güte, McCone, seit wann führst
du denn Selbstgespräche?«
    Ich drehte mich um, sah Hy in der
Schlafzimmertür stehen und spürte, wie mich ein warmes Gefühl überkam. Mit
diesem langen, schlanken, adlernasigen Mann teilte ich mein Leben, das Häuschen
an der Küste, die Liebe zum Fliegen und — gelegentlich — irgendwelche riskanten
Unternehmungen. Er war liebevoll, großzügig, gefühlvoll und stark. Er konnte
manchmal rätselhaft, ungreifbar, stur und regelrecht gefährlich sein. Aber
jetzt war er nur nass und müde.
    »Und? Wie war der Flug?«, fragte ich.
    Er kam durchs Zimmer und ließ sich
neben den Kleiderhaufen plumpsen, den ich auf dem Bett deponiert hatte, fuhr
sich mit langen Fingern durchs zerzauste dunkelblonde Haar und strich sich den
üppigen Schnauzer. »Grässlich. Du hast Recht wegen der Cessna — das ist
wirklich eine Schrottkiste. Der Höhenmesser ist ausgefallen, der Magnetkompass
kreiselt herum wie eine Maus im Küchenmixer, und beim Anflug auf Oakland hat
das Funkgerät losgeheult wie ein durchgeknallter Dämon. Aber mal im Ernst, seit
wann führst du Selbstgespräche?«
    »Das tue ich immer schon, wenn ich
allein zu Hause bin und keine Katze als Ansprechpartner da ist. Aber wie dem
auch sei, ich bin froh, dass wir endlich einer Meinung sind, was die Cessna
angeht.« Hys alte Citabria war vor einem Monat zu Bruch gegangen, bei einem
Vorfall, für den ich mich immer noch partiell verantwortlich fühlte. Wir hatten
versucht, einen
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