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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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der alles verfolgt. Er hat die Entführung
beobachtet, als sie in seinen Augen noch gar keine Entführung war. Erst
hinterher kam es ihm, und er hat angerufen und es ein bisserl spannend machen
wollen.«
    Lola strich sich über den Unterarm. »Wie seid ihr denn darauf
gekommen?«
    Ottakring unternahm den vergeblichen Versuch, sich zusammenzufalten
und damit zu verkleinern. »Er hat mich darauf hingewiesen, dass die Nachbarin
es gesehen haben muss. Ich brauchte mich nur unters Haus der Nachbarin zu
stellen und herumzuschauen. Danach war’s nur mehr ein kleiner Schritt.«
    * * *
    Rico fühlte, dass die Jagd zu Ende ging. Die Zeit des Wartens war
vorbei. Hummers Widerstand war gebrochen. Er hatte dieses Phänomen schon des
Öfteren beobachtet. Es spielte sich immer nach dem gleichen Muster ab.
    Hummer hatte sich sicher gewähnt. Er glaubte die kleine Kommissarin
an die Wand gespielt und über alle Gefahren triumphiert zu haben. Da kam Rico
Stahls unvermitteltes Auftauchen wie aus heiterem Himmel.
    Zuerst hatte er Rico angeschrien, er solle sich aus seinem Haus
scheren. Doch Rico blieb cool. Er stand ihm gegenüber, die Arme vor der Brust
verschränkt, und ließ ihn reden, brüllen und sich aufführen.
    Ja, er kannte diesen Mann gut. Uly Hummer, Präsident eines der
besten und reichsten Fußballvereine der Welt, selbst Multimillionär mit besten
Beziehungen zu Regierungskreisen und zur Werbeindustrie, vernetzt über den
gesamten Erdball. Ricos eigener Vater, Heinrich von Stahl, arbeitete so gut wie
ausschließlich für ihn und den Verein.
    »Sprich es ruhig aus«, sagte er mit leiser, aber fester Stimme zu
Hummer, »du hast Clara wirklich geliebt. Deine Ehe existierte nur mehr auf dem
Papier. Dein zivilisiertes Benehmen war nur Theater, das wussten wir alle. Du
hast Clara Geld geboten, damit sie bei dir bleibt, viel Geld. Du wolltest sie
unbedingt haben. Nein, besitzen wolltest du sie. Du bist schließlich gewohnt,
dass deine Forderungen erfüllt werden. Doch in jener Stunde musstest du
begreifen, dass Geld eben nicht alles ist.«
    Rico kniff die Augen zusammen und schwieg eine Weile mit
ausdruckslosem Gesicht.
    »Eine Zeit lang ging es gut«, fuhr er fort, als Hummer nichts sagte.
»Clara machte dir Hoffnung. Ihr hattet tatsächlich eine kurze Affäre. Doch dann
gab sie dir den Laufpass. Sie wechselte unvermittelt zu einem Boxer, der
jünger, attraktiver, aggressiver war.«
    Ein Blick traf ihn, blitzschnell wie ein Gewehrschuss aus dem
Hinterhalt.
    »Wie gesagt, du warst es immer gewohnt, dass alle auf dein Kommando
hören. ›Wenn ich sie nicht haben kann, soll auch kein anderer sie haben.‹ Die
altbekannte, blöde Devise. Ihr Todesurteil war jedenfalls gefällt. Vermutlich
ging es nur noch darum, ob der andere mit ihr sterben sollte. Aber was nicht
ist, kann ja noch kommen, oder, verehrter Uly Hummer?«
    Da war sie wieder, jene Arroganz, mit der Familien wie die der von
Stahls gesegnet sind. Eine Arroganz, die mehr bewirkt, als Worte ausdrücken
können.
    Rico strich sich mit der Rechten leicht übers sorgsam gegelte Haar,
rückte anschließend die Brille, dann die braune Krawatte mit den dezenten
Pinguinmustern zurecht und versenkte die Linke in der Hosentasche.
    »Bevor noch mehr passiert«, sagte er dann, »gehen wir auf Nummer
sicher. Dein Komplize wird – er warf einen kurzen Blick auf die Uhr am rechten
Handgelenk – in dieser Minute verhaftet. Und Sie, Herr Hummer, auch Sie sind
festgenommen!«
    * * *
    Adrian Luger hatte die Haare geschnitten, war rasiert und hätte wie
gewohnt gut ausgesehen, wären da nicht dieses nervöse Zucken um die Augen und
die Anstaltskleidung gewesen, in der er steckte. Sie stand ihm nicht besonders
gut.
    Rico wollte Luger persönlich über die beiden Festnahmen informieren.
Er fand, das war der Staat dem Vater und früheren Ehemann der Ermordeten
schuldig. Luger saß schließlich nicht als Mörder ein, sondern als Betrüger.
Außerdem war er mit beiden Tätern eng bekannt. Rico durfte ihn in seiner Zelle
besuchen. Als er ihm die Hand schüttelte, war sie kalt wie eine Totenhand.
    Bett, Schrank, winziger Schreibtisch, Sideboard, Spülbecken – für
die nächsten Jahre nicht gerade komfortabel. Ein Foto von Clara im Großformat
lehnte auf dem Sideboard an der Wand, ohne Glas und ohne Rahmen.
    »Sie werden bald Gesellschaft erhalten«, eröffnete er das Gespräch.
    Luger fackelte nicht lange. Er war sofort im Bild. Er schien Rico
Stahls Gesichtsausdruck von den Quizmastern im
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