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Spiel des Todes (German Edition)

Spiel des Todes (German Edition)

Titel: Spiel des Todes (German Edition)
Autoren: Hannsdieter Loy
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Fernsehen zu kennen.
    »Hummer?«, fragte er. »Der Uly?« Als er Ricos Blick deutete, hakte
er nach. »Und wer noch?«
    »Langsam«, meinte Rico. »Immer der Reihe nach. Bleiben wir bei Uly
Hummer. Hrrrm. Uly Hummer war pietätvoll. Er hat Ihre Scheidung von Clara Gray
abgewartet. Aber quasi am Tag danach hat er sich auf Ihre Tochter gestürzt.«
Dass Clara tatsächlich eine kurze Liaison mit ihm einging, wollte er
verheimlichen.
    »Und Clara hatte auch prompt eine Affäre mit ihm«, sagte Luger.
    Rico staunte, erwiderte aber nichts. »Die Liebe ist ein sonderbares,
zeitloses Geschenk«, sagte er nur. »Man bleibt immer und überall dafür
empfänglich.«
    Lugers Gesicht hatte ein üppiges Grau angenommen. »Und danach kam
dieser Robinson«, sagte er.
    Rico versuchte, seine Überraschung zu verbergen. Er wusste nicht, ob
es ihm gelang. Er strich sich übers Haar.
    »Ich will ehrlich sein«, sagte Luger. »Es gibt hier in der Anstalt
Kanäle, die gegen Geld und Versprechungen, sogenannte Bürgschaften, alles
ermöglichen. Auch Infos. Aber die Lösung, die haben wohl nur Sie selbst.«
    »Hummer war tödlich eifersüchtig. Er konnte nicht verlieren. Das war
alles. Für ihn ein klares Motiv, Clara zu töten. Die einzige Lösung, die Frau,
die er ohne Zweifel liebte, für jeden anderen unzugänglich zu machen. Er hat
natürlich niemals im Leben damit gerechnet, dass ihm eine reine Absicht auch
bewiesen werden kann. Und er hat seinem Helfer blind vertraut – das war sein
Fehler.«
    »Und? Wer?«
    »Pit Vogel! Sein sogenannter Assistent. Das lag natürlich nahe. Doch
in einem Mordfall muss in jeder Ecke gekehrt werden. In Claras Wohnung war der
Abdruck einer Wahnsinnsschuhgröße entdeckt worden – Vogel hat Größe
achtundvierzig. Und seine DNA wurde am Tatort aufgespürt. Nachweislich nach dem Tatzeitpunkt. Eine klare
Sache für den Richter.«
    Lugers Gesicht war von Schmerz und Grauen verzerrt. Doch seine Augen
lechzten nach mehr.
    »Ach ja, die Schuhe«, warf Rico ein, »da haben wir einen Volltreffer
gelandet. Fanden heraus, dass exakt diese Schuhe in München in einem Geschäft
in der Theatinerstraße gekauft worden waren. Mit VISA Card wurden sie bezahlt. Dreimal dürfen sie raten, wem
diese Kreditkarte gehörte.«
    »Tatsächlich«, sagte Luger mit gerunzelter Stirn. »Etwa auch dem
Vogel?«
    »Treffer«, sagte Rico. »Natürlich haben wir die Schuhe dann bei ihm
gefunden. Das Sohlenprofil passte exakt mit der Spur in Claras Wohnung
überein.« Kurze Pause. »Hummer hat ihn übrigens fürstlich entlohnt. Zwei
Millionen für den Mord.«
    Rico hatte sich beim Sprechen schon halb abgewandt. Als er hinter
sich seltsame Laute hörte, drehte er sich um.
    Luger stand da, schluchzend, die Schultern gebeugt, das Gesicht mit
den Händen bedeckt.
    Rico war sprachlos. Alles hätte er erwartet, nur nicht diese
Reaktion. Er trat zu Luger und legte ihm die Hand auf den Rücken.
    Luger wehrte ihn unter unkontrolliertem Schütteln ab wie ein kleines
Kind und hörte nicht auf zu weinen, das Gesicht immer noch in den Händen
verborgen.
    »Clara! Meine Clara! O wie ich dich liebe … meine Clara!«
    Das war nicht gespielt. Die Tränen, der Schmerz, das war alles echt.
    Luger sah Rico Stahl an. Sein Gesicht zuckte. Er weinte hemmungslos.
Er wischte die Tränen fahrig mit einem Papiertuch weg.
    »Ich will zu ihr zurück.«
    * * *
    »Oha!«, sagte Ottakring am nächsten Morgen. »Sapperlot! Da schau
her, Lola!« Er deutete mit dem Espressolöffel auf den Artikel in der
Morgenzeitung. »Dass der Vogel etwas mit dem Mord zu tun hat, war mir klar.
Überrascht mich nicht, dass er tatsächlich der Täter ist. Aber …«
    Als hätte ihm jemand einen Reißzweck in den Hintern gejagt, sprang
er auf die Füße und hielt Lola die Zeitung hin.
    »… aber schau dir mal dieses Foto an, Lola! Erkennst du ihn wieder?
Dieser Vogel, das ist der Specht! Kevin Specht, mein früherer Stellvertreter im
Rosenheimer K 1! Absolut, der hat ja eine saubere Karriere gemacht. Von
der Führungskraft bei der Kripo zum Frauenmörder. Sauber!«
    »Gegen Geld und Versprechungen, sogenannte Bürgschaften, kann man
hier in der Anstalt alles bekommen.« Dieser Ausspruch Lugers ging Rico durch
den Kopf, als ihn der Anruf erreichte. Er war mit Chili Toledo auf dem Weg zum
Gocklwirt. Er hatte sie zum Essen eingeladen, und vielleicht ging später auch
ein bisserl mehr.
    Es war ein klarer Herbsttag, das Geräusch des Autos schreckte einen
Schwarm Krähen aus einer kahl
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