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Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition)
Autoren: Monika Feth
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zersplittert. Die Scherben lagen auf den blutverschmierten Fliesen verstreut. Björn saß in diesem Chaos auf dem Boden, einen offenbar schwer verletzten Maxim in den Armen.
    Er blickte zu Romy auf, die Haare voller Glassplitter, die Augen blutunterlaufen, Würgemale am Hals.
    » Er braucht einen Arzt, Romy, schnell.«
    Romy musste sich zu ihm hinunterbeugen, um ihn zu verstehen. Seine Stimme war wie weggeätzt, ihr fehlte jeglicher Klang.
    » Um Gottes willen, Björn…«
    Sie ging in die Hocke und berührte behutsam sein Gesicht.
    Hinter ihr telefonierte Ingo mit dem Notdienst.
    » Was ist passiert?«, fragte Romy, und die Stimme kippte ihr weg. » Wer hat euch so zugerichtet?«
    » Später«, flüsterte Björn und strich Maxim das Haar aus der Stirn. » Später.«
    *
    Ingo beobachtete, wie Björn und Maxim auf Tragen in die Rettungswagen geschoben wurden. Maxim war immer noch ohne Bewusstsein. Björn stand unter Schock.
    Romy hatte beschlossen, mit ihrem Bruder ins Krankenhaus zu fahren. Die beiden Polizeibeamten, die den Transport mit ihrem Wagen begleiteten, hatten es ihr gestattet.
    » Danke«, sagte sie, als sie sich von Ingo verabschiedete. » Ich danke dir von ganzem Herzen.«
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.
    Ihre Lippen lagen warm und weich auf seinen, und Ingo merkte, wie ihm die Tränen kamen. Er drückte Romy an sich, dann schob er sie weg.
    » Bis bald«, sagte er und blinzelte, als sei ihm etwas in die Augen geraten.
    Er sah den Rücklichtern der Fahrzeuge nach, bis sie in der Dunkelheit verschwunden waren.
    Die Polizei nahm seine Aussage auf, dann stieg er in sein Cabrio. Aber nicht, um nach Hause zu fahren.
    Er suchte im Navi nach der Adresse des Johanniter-Krankenhauses, zu dem die Rettungswagen und die Polizisten unterwegs waren, warf einen letzten Blick zurück auf das nun hell erleuchtete Haus und ließ den Motor an.

EPILOG
    Drei Wochen später
    Bert verstaute die Geschenke in seiner geräumigen Reisetasche, damit die farbenfrohen Schleifen und Schleifchen nicht platt gedrückt wurden. Seine Tochter hatte Geburtstag, und er erfüllte ihr einen Herzenswunsch damit, dass er seinen Widerwillen gegen ein Zusammentreffen mit Margot, Schwiegereltern, Schwager und Schwägerin unterdrückte und mit allen feierte.
    Er freute sich auf seine Kinder, konnte es kaum erwarten, sie zu umarmen. Er würde Margot nicht darauf ansprechen, dass sie die Besuchsregelung in Zukunft lockerer handhaben sollten, nicht heute. Er würde zu allen freundlich sein und wenn er daran erstickte.
    Rick hatte ihm ein schönes Wochenende gewünscht. Sie hatten noch einen Kaffee miteinander getrunken und ihr Gespräch war wieder um ihren letzten Fall gekreist. Noch hatten sie sich nicht wirklich von ihm gelöst.
    Daran musste Bert jetzt wieder denken.
    Der Fall war abgeschlossen, doch wie jedes Mal hinterließ das bei ihm nicht nur Erleichterung, sondern auch ein Gefühl von Ohnmacht.
    So viel Leid, das nicht gelindert, so viel Trauer, die nicht aufgefangen werden konnte.
    So viele unbeantwortete Fragen.
    Was hatten die Opfer im Augenblick ihres Todes gefühlt?
    Was war ihr letzter Gedanke gewesen?
    Ihre Familien und Freunde würden es niemals wissen. Sie würden den Rest ihres Lebens mit diesem blinden Fleck in ihrem Bewusstsein verbringen.
    Bert durfte sich gar nicht vorstellen, eines seiner Kinder zu verlieren. Allein der Gedanke daran, jemand könnte seiner Tochter oder seinem Sohn Gewalt antun, brachte ihn beinah um den Verstand.
    Er duschte und blieb lange unter dem heißen Wasserschauer stehen, spürte, wie die verhärteten Nackenmuskeln sich entspannten und sein Kopf zur Ruhe kam.
    Björn Berner war für eine Weile zu seiner Schwester gezogen, die sich hingebungsvoll um ihn kümmerte. Die Eltern der Zwillinge waren nach Deutschland gereist, um ihren Sohn zu sich nach Mallorca zu holen, doch er hatte ihre Einladung abgelehnt. So waren sie nach einigen Tagen unverrichteter Dinge wieder zum Flughafen gefahren.
    Maxim Winter war nach seinem Krankenhausaufenthalt zunächst in Untersuchungshaft genommen, doch dann in die Psychiatrie eingewiesen worden, da sich herausgestellt hatte, dass er nicht vernehmungsfähig war. Dort würde er bis zu seinem Prozess bleiben und höchstwahrscheinlich lange darüber hinaus. Der Staatsanwalt hatte ein psychologisches Gutachten in Auftrag gegeben, um Klarheit über die Zurechnungsfähigkeit des Tatverdächtigen zu gewinnen.
    Während seines kurzen Aufenthalts in der
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