Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Spiegelschatten (German Edition)

Spiegelschatten (German Edition)

Titel: Spiegelschatten (German Edition)
Autoren: Monika Feth
Vom Netzwerk:
Mitternacht. Ein schlechter Zeitpunkt für übereilte Entschlüsse.
    Aber Romy erweckte nicht den Eindruck, als ließe sie sich umstimmen. Wortlos verschwand sie im Bad, um ein paar Sachen zusammenzupacken. Dann hörte er sie im Gästezimmer kramen.
    Er ging ihr nach.
    » Du fährst auf keinen Fall allein«, sagte er, und ihm wurde bewusst, dass er redete wie einer dieser albernen Frauenbeschützer aus alten Hollywoodschinken.
    Romy sah ihn fragend an.
    » Gib mir fünf Minuten, dann bin ich bereit.« Er wartete ihre Antwort nicht ab. Wenn sie darauf bestünde, allein zu fahren, würde er ihr eben mit seinem eigenen Wagen folgen.
    Anscheinend hatte sie seine Entschlossenheit bemerkt, denn sie widersprach ihm nicht. Als sie einander schließlich mit gepackten Taschen gegenüberstanden, lächelte sie. » Danke.«
    » Lass uns meinen Wagen nehmen«, schlug Ingo vor. » Der ist schneller.«
    Auch damit war sie einverstanden. Schweigend fuhren sie mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage, wo alles still war. Die weichen Sohlen ihrer Stiefel machten kein Geräusch. Ingo registrierte das, und es beruhigte ihn.
    Romys Angst fing an, sich auf ihn zu übertragen.

35
    Schmuddelbuch, Freitag, 11. März, kurz nach Mitternacht
    Angst.Angst.Angst.
    Angst.
    Angst…
    Björn hatte keine Ahnung, wie schnell eine Blutvergiftung voranschritt, falls es sich bei dem, was Maxim sich da zugezogen hatte, tatsächlich um eine Blutvergiftung handelte. Er erinnerte sich nur daran, oft gehört zu haben, dass Blutvergiftungen tödlich endeten, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wurden.
    Das Internet hatte ihm in dieser Frage auch nicht helfen können. Die Symptome einer Sepsis, hatte Björn gelesen, ähnelten anfangs denen einer Erkältung oder eines grippalen Infekts. Wie also sollte er sie erkennen?
    Eine Stunde noch, nahm er sich vor. War das Fieber dann weiter gestiegen, würde er einen Notarzt rufen.
    » Lass mich in Ruhe!«, flüsterte Maxim zornig. » Verschwinde endlich aus meinem Kopf!«
    » Maxim?«
    » Alles gut, Björn.« Maxim hielt den Blick unverwandt auf den Fernsehbildschirm gerichtet. » Alles super.«
    *
    Romy blickte starr geradeaus. Einundfünfzig Minuten hatte Ingos Navigationssystem für die Strecke errechnet. Doch wahrscheinlich würden sie noch ein paar Minuten herausholen können, denn Ingo stand förmlich auf dem Gaspedal und hatte die linke Spur noch kein einziges Mal verlassen.
    Es war kaum Verkehr auf der A1. Nur ein paar Lastwagen krochen in gemächlichem Tempo dahin. Das Licht der Scheinwerfer wurde von der nassen Fahrbahn reflektiert. Blätter wirbelten durch die Luft und klatschten gegen die Windschutzscheibe.
    Der Wetterdienst hatte sich nicht geirrt. In Köln war es lediglich windig gewesen, aber je weiter sie sich von der Stadt entfernten, desto stürmischer wurde es.
    » Orkanböen«, sagte Romy. » Hoffentlich sind wir da, bevor sie losbrechen.«
    Ingos Gesicht war angespannt. Einige Male schon war der Wagen von einem Windstoß zur Seite gedrückt worden, doch Ingo hatte nicht die Kontrolle verloren.
    » Es ist ja nicht nur, dass Maxim krank ist und Björn deshalb nicht beschützen kann«, sagte Romy. » Es geht auch um die Katze. Sie hat sich völlig wesensfremd benommen, und das muss einen Grund haben.«
    » Welchen?«, fragte Ingo.
    » Sie wittert den Mörder, da bin ich mir ganz sicher.«
    » Du meinst, sie hat… Vorahnungen? Wie du?«
    » Weiß nicht.« Romy kaute an der Unterlippe. » Oder der Mörder ist in der Nähe, und sie hat ihn gesehen.«
    » Gesehen?«
    » Katzen sitzen gern auf Fensterbänken. Wer sagt denn, dass der Mörder nicht bereits im Garten herumlungert und nur auf einen günstigen Augenblick wartet?«
    Aus den Augenwinkeln sah Romy, wie Ingo erschauerte. Doch als sie zu ihm hinübersah, hatte er sich wieder im Griff.
    » Kannst du nicht noch ein bisschen schneller fahren?«, bat sie ihn.
    Ingo diskutierte nicht. Er gab Gas.
    *
    Was habe ich dir beigebracht?
    » Nichts. Du bist nur eine Stimme in meinem Kopf. Du hast mir gar nichts beigebracht.«
    Eine neue Schmerzwelle schoss durch seinen Körper.
    Streng dich an!
    » Du hast mir beigebracht zu hassen. Und zu töten.«
    So ist es. Ich habe dich zu einem Kämpfer gemacht, der richtig und falsch voneinander unterscheiden kann. Weißt du, zu was ein guter Kämpfer fähig sein muss?
    Die Stimme wartete nicht auf eine Antwort. Sie hätte sowieso keine bekommen. Nicht von ihm.
    Ein guter Kämpfer muss hart und unnachgiebig sein, gegen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher