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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)
Autoren: Thomas Tuma
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erstellt seinen Kunden auf Wunsch Psychoprofile jeder Zugehfrau und empfiehlt, Personal auch mal präventiv auszutauschen. Gefühle stören nur. Wenn wirklich was passiert, müsse gerade das reiche Opfer durchaus damit rechnen, von der Polizei schlechter behandelt zu werden, sagt Rothmann. Spektakuläre Attacken seien nicht so sehr das Problem wie erschlichenes Vertrauen: "Kriminelle versuchen sich zum Teil über Jahre an Unternehmer heranzumachen. Sie infiltrieren das Umfeld und gaukeln Zuneigung vor", sagt Supernanny Rothmann.
    Obwohl sie den Namen nicht erwähnt, hat man bei ihren Analysen doch schnell das Gesicht von Susanne Klatten vor Augen, BMW-Großaktionärin, Spross der mächtigen Quandt-Familie, scheue Milliardärin – und vor gut vier Jahren Opfer eines Erpressers. Zwischen "Energy Cuisine" und Beauty-Zentrum war sie im exklusiven Lanserhof bei Innsbruck dem Schweizer Gigolo Helg Sgarbi verfallen, der für die anschließende Erpressung noch immer eine sechsjährige Haftstrafe verbüßt.
    Was Klaus Zumwinkel für die Steuertrickser unter Deutschlands Reichen wurde, ist die Milliardärin für alle Frauen mit mehr oder weniger ausgeprägten Vermögen geworden – eine Warnung unter dem Motto: Trau niemandem!
    "Vor allem Reiche, die schon in wohlsituierte Familien hineingeboren worden sind, können wirklich sehr weltfremd sein", sagt Johanna Rothmann tadelnd. Vielen fehle der Austausch mit anderen Menschen, weil sie aus Sicherheitsgründen sehr zurückgezogen leben. Man muss das jetzt vielleicht nicht verstehen, denn Frau Rothmann sieht ihre Aufgabe ja gerade darin, Misstrauen zu kultivieren und im Zweifel jeden Fitnesstrainer zu scannen. Aber Reiche wünschen sich offenbar nichts sehnlicher als solche Berechenbarkeit.
    "Der Zufall ist das Letzte, was unsere Kunden mögen", sagt Marion Aliabadi, die in Münchens Brienner Straße seit zehn Jahren ein Büro für Luxusreisen betreibt. Wenn es sein muss, wird auch das Lieblingsfutter des Hundes ans Urlaubsziel geflogen. Alles bei Frau Aliabadi ist individuell organisiert. "Unsere Kunden haben allesamt keine Zeit", sagt sie. Also webt ihnen die Expertin eine Art mobilen Kokon.
    "Es herrscht da eine große Einsamkeit", sagt Karin Berger, die ihren echten Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, weil sie bei einem großen Reiseunternehmen für die Superkunden zuständig ist. Frau Berger meint Leute, die für einen zweiwöchigen Urlaub 100   000 Euro und mehr ausgeben können. "Wer auf seine Ferien spart, ist ja nicht reich", sagt sie. Ihre Klientel habe geradezu einen "Anspruch darauf, kompliziert zu sein".
    Auch Karin Berger macht alles möglich. "Es gibt in dieser Schicht ein großes Weltinteresse", sagt sie, "aber es gibt auch eine große Isolierung. Die wollen eigentlich niemanden kennenlernen."
    Frau Berger nutzt ein großes Wort für das, was ihr mitunter entgegenschlägt: "Trauer", sagt sie. Es klingt nach Melancholie angesichts einer Leere, die Geld nicht füllen kann.

Von Markus Dettmer,
Katrin Elger,
Martin U. Müller und
Thomas Tuma
Der Sinn meines Lebens
    Egal ob ererbt oder erarbeitet – Geld bedeutet oft auch eine Bürde.
    Station 7
Deutschland – die verschenkte Republik
    Erben ist gar nicht so einfach: Die einen müssen, können aber nicht. Die anderen wollen, dürfen aber nicht. Und die Dritten sollen, möchten aber nicht. Eine 34-Jährige aus Hamm hat Glück.
    Was deutschen Reichtum angeht, ist Marie-Christine Ostermann typisch und untypisch zugleich.
    Typisch, weil sie Erbin ist. Unglaubliche Summen werden hierzulande vererbt. Allein seit dem Jahr 2000 wechselte Vermögen in Höhe von rund 2,5 Billionen Euro von der Wirtschaftswundergeneration zur nächsten. In keinem anderen Land Europas werden so viel Werte weitergereicht.
    Untypisch ist Marie-Christine Ostermann, weil sie sich nichts Schöneres vorstellen kann, als die Firma ihres Vaters tatsächlich irgendwann zu übernehmen. Sie könnte sie ja auch verkaufen. Will sie aber nicht. Ihre Familienfirma Rullko im westfälischen Hamm ist ein Lebensmittelgroßhändler, der sich auf Krankenhäuser und Altenheime spezialisiert hat und mit rund 150 Beschäftigten 75 Millionen Euro jährlich umsetzt. Bis in die knarzigen Ledersessel des Vierziger-Jahre-Foyers hinein transpiriert Rullko urdeutschen Mittelstand. Man würde sich nicht wundern, wenn Ludwig Erhard gleich zigarreschmauchend um die Ecke böge.
    Eigentlich ist es Marie-Christine Ostermann fast egal, ob sie Rasenmäher verkauft,
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