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SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)

Titel: SPIEGEL E-Book: Deutschland, Deine Reichen: Wer sind sie - und warum so viele? (German Edition)
Autoren: Thomas Tuma
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Günther Jauch kann lange Vorträge über Hanglagen halten, seit er das alte Familienweingut an der Saar gekauft hat. Julia Stoschek, Gesellschafterin des milliardenschweren Coburger Autozulieferers Brose, hat sich als Sammlerin von Videokunst international einen Namen gemacht und um ihre Passion herum in Düsseldorf gleich ein Museum eröffnet. Andreas Jacobs aus der gleichnamigen Kaffee-Dynastie ist ein Pferdenarr und stieg 2010 bei der pleitegegangenen Galopprennbahn Iffezheim ein.
    Ralph Dommermuth fährt nur winters gern mal in die Berge. Und weil er sich in St. Moritz als Ausländer kein Haus kaufen darf, hat er sich im dortigen Kempinski eine Wohnung gepachtet. "Ist das übertrieben? Für einen Normalverdiener sicher, aber im Verhältnis zu meinen Möglichkeiten überschaubar."
    Ein bisschen verrückt sei allenfalls das Haus gewesen, das er sich zu seinem 40. Geburtstag am Rande seiner Heimatstadt gebaut hat. Einfach, weil man in so einer ländlichen Gegend das Geld beim Verkauf ja nie wiederkriegen würde. Er hat dort fünf Hausangestellte, mit weniger lässt sich das Objekt nicht unterhalten. Es ist so gebaut, dass der Personalbereich vollständig abgetrennt ist. Ralph Dommermuth will seine Ruhe, wenn er in Shorts durch die Glasfronten des Wohnzimmers auf den künstlich angelegten See hinausschaut.
    Sein Haus, sein Auto, sein Boot. Manchmal fragt er sich dann doch, ob es noch ein anderes Leben gibt. Dank der Internethysterie um die Jahrtausendwende haben andere ja auch Kasse gemacht. Jan Henric Buettner etwa hat einst AOL Europe mitaufgebaut und – nachdem Bertelsmann mit dem Verkauf Milliarden erzielt hatte – den Medienkonzern verklagt. Gemeinsam mit einem Partner erstritt Buettner 160 Millionen Euro.
    Jetzt rumpelt er mit einem Aston Martin ("mein Dienstwagen") regelmäßig von Hamburg zur Hohwachter Bucht, wo er ein komplettes Dorf zum Luxushotel umbaut. Sieben Millionen Euro musste er für das Areal zahlen, 75 Hektar Gutsgelände mit zwei Kilometern Privatstrand und 30 sehr historischen Bruchbuden. Das Zehnfache steckt er nun rein.
    Bernd Kolb verkaufte seine Firma ID-Media, probiert es heute mit Hotels in Marrakesch und hält Vorträge zu globalen Herausforderungen.
    Online-Ära und Aktien-Boom haben auch in Deutschland viele reich gemacht. Manche stiegen zumindest rechtzeitig aus.
    Ralph Dommermuth blieb, als die Blase im Jahr 2000 platzte. Er sparte, strich zusammen, baute um und wieder auf. Heute hat United Internet 5400 Beschäftigte und ist an der Börse rund drei Milliarden Euro wert. "Wenn morgen meine Welt zusammenbräche, würde ich mich nach drei Tagen wieder berappeln und mit etwas Neuem anfangen."
    Auf Unterstützung setzt er nicht. "Der Staat sollte nicht genötigt werden, in die Wirtschaft einzugreifen, indem er beispielsweise für schlecht wirtschaftende Banken einstehen muss", sagt er. "Und, sorry, ich finde, dass ich wirklich nachhaltig wirtschafte und genug Steuern zahle." Er macht jetzt doch mal eine Rechnung auf, was unterm Strich überhaupt bei ihm ankommt.
    United Internet hat im 2011 vor Steuern rund 250 Millionen Euro verdient. Davon gehen etwa 80 Millionen an den Fiskus. Von dem verbleibenden Nettogewinn stehen Dommermuth gemäß seinem Aktienpaket 79 Millionen zu. Von diesen werden maximal 25 Prozent ausgeschüttet, mindestens drei Viertel bleiben im Konzern.
    Das sind für Dommermuth 18 Millionen, die er wiederum versteuern muss, so dass am Ende beim Gründer und Hauptaktionär "nur" rund 13 Millionen Euro ankommen. Ralph Dommermuths Bruder managt das. Ihm vertraut er blind. Ein Großteil des Geldes fließt in Immobilien. Und was wird daraus später mal? Seit sein Sohn mit dem Studium fertig ist, gibt es vom Vater kein Geld mehr. Das war schon immer klar, auch wenn der Filius bereits in einer anderen Welt groß wurde. Er traf Gleichaltrige, die mit 16 von Papa den ersten Porsche geschenkt bekamen und darüber die Bodenhaftung verloren.
    "Sag mir bitte Bescheid, wenn ich mal so ein Idiot werde", sagte Dommermuth junior, dessen Vater ihm zum 18. Geburtstag 5000 Euro für einen gebrauchten Ford Focus beisteuerte. In den Sommerferien hat er auf dem Bau gejobbt. Gefragt, was er dort so mache, antwortete er: "Alles, worauf die polnischen Arbeiter keine Lust haben." Jetzt lebt er in Berlin und baut sich mit Freunden eine eigene Internetfirma auf.
    Er ist jetzt 25 und erlebt das typische Paradoxon des Erben: Es wird mühsam werden für ihn. Auch weil alle es für so
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