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Speechless (German Edition)

Speechless (German Edition)

Titel: Speechless (German Edition)
Autoren: S Destiny
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sanft wissen.

    „Eine psychische Störung. Nein, gleich mehrere. Eine Störung des Ich-Erlebens“, sagte sie, hob einen Finger. „Durch das Verlassen seiner Mutter, durch die grauenvolle Umgebung, in der sie vorher gelebt haben und durch die Geschehnisse an der Schule, hält er sich für ‚untergeordnet’ und zeigt nie, was er wirklich kann.“

    Sie hob den zweiten Finger und sagte: „Selbstzerstörendes Verhalten. Er hat schon mehr als einen Selbstmordversuch hinter sich. Tabletten, Alkohol, Autounfall, einmal wollte er von einem Hochhaus springen und das ewige Aufschlitzen seiner Arme.“

    Ein dritter Finger kam dazu. „Er leidet unter Depressionen, was auch auf Nummer zwei zurückzuführen ist und mit Nummer eins zusammenhängt. Hinzu kommt Nummer vier. Er vertraut niemanden, den er nicht länger als mindestens drei Jahre kennt. Er kann keine Beziehung führen und allgemein sind zwischenmenschliche Beziehungen, außer zu seinem Bruder, nichtig für ihn.“

    Vier Finger befanden sich nun schon in der Luft. „Und Nummer fünf, die wohl zu alldem irgendwie geführt hat, ist die, dass er nicht sprechen kann. Seine Stimmbänder haben sich während seiner embryonalen Entwicklung nicht mitentwickelt und sind deswegen mehr oder weniger verkümmert. Tja. Ich habe ein Wrack als Stiefbruder und den Segen, Gebärdensprache gelernt zu haben.“

    „Du bist echt verdammt herzlos, weißt du das, Jenny?“, meinte Claire und stand auf.
    „Du warst ja noch nie so feinfühlig, aber ich finde es grauenvoll, wie du über jemanden sprichst. Als ob es nicht schon schlimm genug wäre, was los ist. Nein, du redest auch noch so herablassend von ihm.“

    „Du bist echt ein beschissener Moralapostel, oder?“, zickte Jenny zurück, als Claire sich erhob.

    „Nein. Ich finde es einfach nicht ok, wie du über andere Menschen sprichst. Eigentlich solltest du froh sein, dass es überhaupt Menschen gibt, die mir dir etwas zu tun haben wollen. Ich bin nur hier, weil ich Rascal und Cassiel wieder sehen wollte, aber ganz sicher nicht wegen dir.“

    Das hatte gesessen.
    Claire wurde nie laut. Nie.
    Aber sie sprach aus, was sie dachte, wenn ihr etwas gegen den Strich ging.
    Und Jennys Worte gingen hier wohl gerade jedem gegen den Strich.

    „Ich wünsche noch einen schönen Abend. Mit einer Ekeltasche wie Jenny möchte ich nicht mehr in einem Raum sein.“

    Sie schüttelte den Kopf und verließ dann beinahe mit halsbrecherischem Tempo das Wohnzimmer.
    Das war krass, dachte Cassiel auch sogleich. Aber es war wirklich nicht schön, in welchem herablassenden Ton Jenny das erzählt hatte und die letzten Worte hätten auch nicht sein müssen.

    Die Tür schlug zu. Es herrschte absolute Stille, nachdem Rascal einfach den Fernseher ausgestellt hatte. Nur das Atmen der drei anwesenden Personen und das Blubbern des Aquariums in der letzten Ecke des Wohnzimmers war zu hören.

    „Warum bist du so?“

    „Ich kann diesen Freak nicht ab. Er lebt in seiner eigenen Welt, wird von allen und jedem in Schutz genommen und für ja so ‚schutzbedürftig’ erklärt.“

    Rascal hob die Augenbraue. „Nicht dein Ernst, oder? Sag’ mal, wie bescheuert bist du eigentlich? Meinst du, er hat sich das ausgesucht, oder was ist los?“

    „Natürlich hat er sich das nicht ausgesucht. Aber dennoch. Ein wenig mehr Eigenständigkeit müsste er doch besitzen. Er lebt bei seinem Bruder, hallo! Das ist doch dämlich. Als ob er nicht allein klar kommen könnte!“

    Ein dunkles Räuspern hielt Jenny davon ab, weiteres zu sagen.

    Die mächtige Gestalt Ravens erschien im Wohnzimmer. Mit verschränkten Armen wirkte er sogar noch einschüchternder.

    „Was geht hier ab?“, fragte er auch sogleich nach.

    „Nichts. Alles gut.“

    „Hm. Deswegen ergreift die süße Blonde auch die Flucht und setzt den Wagen beinahe in unseren Zaun und du streitest dich wegen nichts hier unten. Was ist los?“

    Eigentlich, so schien es zumindest den anderen beiden jungen Männern, wusste Raven ohnehin schon, was los war.
    Zumindest verriet dessen Gesicht, dass er nur eine rhetorische Frage gestellt hatte.

    „Jenny.“ Lang gezogen und leicht genervt verließ ihr Name seine Lippen.

    „Wir haben über Eneas gesprochen.“

    „Und?“

    „Ich hab nur gesagt, dass er gestört ist.“

    Raven warf den Kopf in den Nacken, verdrehte wohl die Augen und seufzte genervt auf.
    Nein, sogar schon entnervt.

    „Wer hat dir eigentlich so derart ins Hirn geschissen?“

    „Das kann
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