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Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)

Titel: Späte Reue: Josef Ackermann – eine Nahaufnahme (German Edition)
Autoren: Stefan Baron
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Eintracht wieder erstklassig geworden ist. Am Wochenende zu Hause in Zürich eine stramme Wanderung durch den Wald oder unterwegs in fernen Ländern ein schneller Marsch um den Block müssen als Ausgleich reichen für nahezu pausenlose 80 - bis 100 -Stunden-Wochen, unregelmäßiges Essen, wenig Schlaf und den ständigen Wechsel zwischen verschiedenen Zeitzonen. Private Abstecher, wie der Wochenend-Ausflug zum Kap der Guten Hoffnung Ende Juni 2010 , sind die absolute Ausnahme.
    Der Deutsche-Bank-Chef ist für eine Stippvisite bei der Fußballweltmeisterschaft nach Südafrika gereist, um gemeinsam mit Kunden das Vorrunden-Spiel Brasilien gegen Portugal im Moses-Mabhida-Stadion in Durban zu besuchen. Anschließend nimmt er an dem Fortune 500 Global Forum teil, bei dem sich jedes Jahr zahlreiche CEO s der größten Unternehmen der Welt treffen. Aufgrund des Fußballturniers haben die Organisatoren dieses Mal Kapstadt als Veranstaltungsort gewählt.
    Am Freitagnachmittag bei einem gemeinsamen Cappuccino auf der lauschigen Park-Terrasse des traditionsreichen Mount Nelson Hotels am Fuße des Tafelbergs schlägt Ackermann spontan vor, am nächsten Tag einen privaten Ausflug zu machen. Zuerst will er ein Wildtierreservat besuchen, um die Big Five zu sehen, von Großwildjägern so genannt, weil es besonders schwierig und gefährlich ist, sie zu erlegen. Anschließend soll es noch kurz zum Kap der Guten Hoffnung gehen. Am Samstagabend steht schon wieder die Abschlussveranstaltung der Konferenz auf dem Programm.
    Mitten in der Nacht fahren wir im Hotel los, um den Wildpark einige Autostunden von Kapstadt entfernt im Morgengrauen zu erreichen, wenn die Chancen am größten sind, die Tiere in freier Wildbahn zu erleben. Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, und das Glück ist uns hold: Wir bekommen Büffel, Elefant, Löwe und Nashorn aus nächster Nähe zu Gesicht. Nur ein Leopard ist weit und breit nicht zu entdecken. Dafür lassen sich zwei Giraffen beim Frühstück zuschauen.
    Anschließend geht es weiter zum Kap der Guten Hoffnung. An den Felsklippen, die über die Jahrhunderte so manchem Segelschiff auf dem Weg nach Indien zum Verhängnis wurden, können wir die Folgen der Piraterie am Horn von Afrika beobachten: Am Horizont ziehen wie auf einer Perlenkette aufgereiht die Containerschiffe vorbei. Der weite Weg um Afrika herum, der jahrelang nahezu verwaist war, macht sich ganz offensichtlich wieder bezahlt.
    In Südafrika ist stets ein Bodyguard an Ackermanns Seite, ansonsten reist er im Ausland meist ohne Personenschutz. Im Inland dagegen begleiten ihn auf Schritt und Tritt immer zwei Leibwächter. Seit dem Mannesmann-Prozess zählt er zu den am stärksten gefährdeten Personen der Republik. Seine Dienstlimousine, ein Mercedes der S-Klasse, ist gepanzert. So dick und schwer, dass ich immer beide Arme brauche, um beim Ein- und Aussteigen die linke hintere Tür zu öffnen.
    Aus Sicherheitsgründen, aber auch um das enorme Pensum zu schaffen, nimmt der Deutsche-Bank-Chef für Flüge in der Regel die Dienste von NetJets in Anspruch. Der Privatflugzeugverleiher gehört zum Imperium von Warren Buffett, dem Star-Investor aus Omaha im US -Bundesstaat Nebraska. Die Zeit in der Luft, wenn er in seinem Gulfstream- oder Falcon-Jet ganz für sich ist und sein Telefon stillsteht, nutzt Ackermann ebenso wie längere Autofahrten, um Schlaf nachzuholen, ungestört nachzudenken, Unterlagen zu studieren oder selbst einmal in die eine oder andere Zeitung oder Zeitschrift zu schauen. Als Erstes greift er dabei meist zur Financial Times .
    Damit mein Chef stets aktuell über alles Wichtige in den Medien informiert ist, schicke ich ihm jeden Morgen vor acht Uhr Mitteleuropäischer Zeit (am Wochenende eine Stunde später) per SMS zunächst eine Zusammenfassung der nationalen und internationalen Berichterstattung über die Deutsche Bank. Im Laufe der Zeit hat sich dabei ein deutsch-englisches Kürzel-Mischmasch herausgebildet, das bald nur noch wir beide verstehen.
    Anschließend telefonieren wir fünf bis zehn Minuten über den Inhalt. Am Wochenende auch länger. Im Laufe des Tages erhält Ackermann Updates und wir telefonieren erneut – auch über aktuelle Anfragen von Journalisten. Vor Terminen meldet er sich meist selbst noch mal, um sich nach den letzten News zu erkundigen: »War noch etwas?«
    So ist der Deutsche-Bank-Chef stets auf dem Laufenden und weiß immer, wofür die Medien sich gerade besonders interessieren. Umgekehrt ist die
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