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Sorry

Titel: Sorry
Autoren: Zoran Drvenkar
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schwankender Puls. Dein Herz hämmert. Die Kraft des Gerechten.
    – Ich habe euch ... bestraft, verstehst du? Ich habe euch für diese Anmaßung bestraft. Denn ich ... ich weiß, was Schuld ist. Ich ... ich war schuldig. Ich war so schuldig ...
    Du spürst nichts von den Tränen. Sie fließen über deine verdreckten Wangen. Du wünschst dir, du könntest stehen. Stolz, würdevoll und nicht jämmerlich auf dem Boden sitzend wie ein Idiot, dem in den Magen geschossen wurde.
    – ... ich war ... Ich konnte nichts tun, rein gar nichts. Ich dachte, ich hätte einen Weg gefunden, und dann ... dann habe ich von euch gehört. Ihr ... ihr habt Absolution gegeben und die Schuld von anderen genommen, als ob das einfach so ginge. Ich ... ich wußte, daß ihr mir nicht helfen konntet. Ich hätte auch keine Hilfe gewollt. Schuld ist persönlich. Schuld ist privat. Und niemand kann sich bei einem Toten entschuldigen, oder? Niemand ... niemand kann einen Toten zufriedenstellen ... Niemand. Deswegen habe ich euch verspottet. Ich habe euch mit den Toten reden lassen. Wie ... O Mann, wie albern müßt ihr euch vorgekommen sein? Dachtet ihr wirklich, ich brauche eine Entschuldigung für das, was ich tat? Ihr habt das gedacht, nicht wahr? Ihr habt ...
    Du lachst los, du kannst sehen, wie schmerzhaft dieses Lachenfür Marrer ist. Vielleicht solltest du es nicht übertreiben, sonst verpaßt er dir die nächste Kugel, bevor du zu Ende gelacht hast.
    – Sag mir, wie albern war es, vor den Toten zu stehen und den Text runterzubeten? Die Worte waren nur für euch geschrieben ... Ihr habt nichts begriffen ... Ihr - - -
    – Du hast uns bestraft , unterbricht dich Marrer ungläubig. Das ist alles?
    – Das ist alles.
    – Du verarschst mich, oder?
    Er glaubt dir nicht, er will dir nicht glauben. Er ist ein Idiot, aber er ist ein Idiot mit einer Waffe in der Hand.
    – Eure Anmaßung, eure Arroganz, sagst du, und jedes Wort ist wie ein Ausspucken. Wieso sollte ich dich verarschen? Was ihr im Namen von Reue und Schuld getan habt, gehört verboten. Wie konntet ihr nur so anmaßend sein?
    – Aber wir wollten helfen, wir - - -
    – Ihr Wichser wolltet Gott spielen! sagst du plötzlich laut und weißt natürlich, daß du ein wenig übertreibst. Aber dir fällt nichts Besseres ein. Du weißt, daß sie nie Gott spielen wollten. Du bist einfach verbittert, daß während des mühevollen Kampfes mit deiner eigenen Schuld vier Leute daherkamen und sich für das bezahlen ließen, was dich deine gesamte Identität gekostet hat. So einfach sollte es niemand haben, also hast du es ihnen schwergemacht.
    – Ich war so schuldig, sprichst du weiter, daß ich mich verloren habe. Ich konnte mir nicht mehr in die Augen sehen, kapierst du? Wie willst du das lösen? Ich habe eine Lösung gesucht. Und so wurde ich euer Spiegel.
    – Und dafür mußten zwei Menschen sterben?
    Du lachst. Mann, du hast Marrer für intelligenter gehalten.
    – Was ich den beiden angetan habe, hätte ich ihnen auch angetan, wenn ihr nicht gewesen wärt. Ihr habt in meinen Zeitplan gepaßt.
    – Zeitplan?
    – Richtig, Zeitplan.
    – Und Wolf? Hat er auch in deinen Zeitplan gepaßt?
    – Was?
    – Wir haben ihn gestern auf dem Grundstück gefunden. Was wolltest du uns damit sagen? Was kann ein krankes Hirn mir sagen wollen, indem es meinen Bruder lebendig begräbt?
    Du versuchst dich zu konzentrieren, du hast keine Ahnung, was Wolf Marrer passiert ist.
    – Ich ...
    – Weißt du was? Wenn ich ganz ehrlich bin, will ich deine Antwort nicht hören. Du hast genug Mist erzählt. Ist das hier deine Schuld?
    Kris hält dir das Foto entgegen. Butch und Sundance auf ihren Fahrrädern.
    – Weißt du, was ich von deiner Schuld halte? spricht Kris weiter. Sie gehört dir allein. Niemand wird sie dir nehmen. Und das ist es, was ich von deiner Schuld halte: nichts.
    Du starrst auf das Foto. Alles zieht sich auf diesen Moment zusammen. Da ist es wieder. Das Klingeln in deinen Ohren und die Realität, die zu zucken und zu zittern beginnt, bevor sie mit einem scharrenden Laut erstarrt. Du betrachtest das Foto in Marrers Hand, du siehst sein Gesicht dahinter. Die Trauer, die Wut. Er ist hier, um dich zu töten. Ihm ist es egal, ob das richtig oder falsch ist. Er weiß nur eines: Du darfst nicht mehr sein.
    Erinnere dich an den Moment im Restaurant, als du zum ersten Mal von der Agentur gehört hast. Auch da erstarrte die Realität, und du hast dich gefragt, was geschehen würde, wenn du in solch einem
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