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Sophies größte Sehnsucht

Sophies größte Sehnsucht

Titel: Sophies größte Sehnsucht
Autoren: Soraya Lane
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ein Jährling. Schwer zu sagen, weil sie so klein ist. Die Verletzte liegt in ihrer eigenen Box.“
    Sophie kniff die Augen zusammen. Ihr Gesichtsausdruck, als sich eins der Pferde zu ihnen umdrehte, sprach Bände.
    Die Leidensgeschichte der Stuten ließ sich selbst von Laien am hohlen und glanzlosen Ausdruck ihrer Augen ablesen. Die Hufe waren mangels Pflege an den Rändern ausgewachsen, das Fell so stumpf, dass es Lark fast das Herz brach.
    „Damit Sie das ganze Elend sehen, müsste ich die Decken abnehmen, aber das würde ich jetzt lieber nicht tun. Es ist zu kalt, und es hat gestern Nacht schon ewig gedauert, bis ich sie endlich drauf hatte.“
    Fassungslos schaute Sophie von ihm zu den Pferden und wieder zurück. Die Stuten waren herangekommen und wenige Meter vor ihnen stehen geblieben.
    „Der Tierarzt ist auch auf dem Weg, dann werden sie medizinisch versorgt“, murmelte sie.
    Lark nickte. „Aber gegenüber Ihrem Freund, dem Polizisten, erwähnen Sie das Wort Diebstahl nicht, oder?“
    Die Unschlüssigkeit war ihr deutlich anzusehen. Offenbar schwankte sie noch, ob sie sich ans Gesetz halten oder ein Auge zudrücken sollte.
    „Ich weiß nicht so recht“, sagte sie schließlich. „Ich kann ihn schlecht anlügen, oder? Früher oder später würde er die Wahrheit sowieso rausfinden. Und dann hätte ich den Ärger.“
    Er verschränkte die Arme vor der Brust. Es fiel ihm inzwischen schwer, einer Frau zu vertrauen, aber leider war er in dieser Situation von ihr abhängig. Zum Glück wirkte sie immer noch unentschlossen. Es sprach für sie.
    „Aber?“, drängte er sanft.
    Gedankenverloren spielte sie mit einer losen Haarsträhne. „Na gut, ich werde sehen, was ich tun kann. Es kommt vor, dass Tierhalter ihre vernachlässigten Tiere ohne großes Theater hergeben. Aber dann sind es normalerweise die Tierheime, die sich der Tiere annehmen.“ Nach kurzer Pause fügte sie hinzu. „Nicht Privatpersonen.“
    Lark verzog das Gesicht. Vielleicht wäre es wirklich klüger gewesen, Anzeige zu erstatten und die Verantwortung abzugeben. Doch er hätte es einfach nicht ertragen, danach nach Hause zu fahren, als wäre nichts gewesen. Und am nächsten Morgen die Tiere womöglich erfroren vorzufinden, weil die Polizei die Sache nicht ernst genug nahm.
    „Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen“, sagte er leise. Jetzt ging es um alles. Würde sie ihm helfen oder nicht? „Sie sehen doch selbst, dass ich nur den Tieren helfen wollte. Sie hätten die Nacht nicht überlebt.“
    Sie seufzte, atmete tief durch.
    Das war seine Chance. „Darf ich Sie etwas fragen?“
    „Nur zu.“
    „Finden Sie noch immer, dass es Diebstahl war?“
    Ihr Lächeln wirkte traurig. „Es ist noch immer Diebstahl, aber ich verstehe, warum Sie es getan haben.“
    Erleichtert erwiderte Lark ihr Lächeln. „Vielleicht bin ich verrückt, aber ich konnte sie einfach nicht im Stich lassen. Nicht in diesem Zustand, so abgemagert, zweifellos verwurmt und auch noch trächtig! Das bricht doch jedem Pferdeliebhaber das Herz.“
    Sophie schaute sich noch einmal zu den Stuten um, bevor sie ihm durch das Tor folgte.
    „Ich dachte immer, Rodeoreiter machen sich nicht viel aus Tierschutz.“
    Er schloss das Tor und verschränkte wieder die Arme. Jetzt hatte sie einen wunden Punkt getroffen. Er hasste es, wenn sich Leute ein Urteil über ihn bildeten, ohne ihn richtig zu kennen. Von Vorurteilen darüber, wie er mit Tieren umging, hatte er wirklich genug. Und das nur wegen seines Berufs. Seines Sports.
    „Dann haben Sie offenbar noch nicht den richtigen Rodeoreiter getroffen.“
    Wurde sie tatsächlich wieder rot? Wenn, dann überspielte sie es gut, denn sie lächelte nur und nickte nicht besonders überzeugt.
    „Ernsthaft, meine besten Pferde wurden wie Könige behandelt“, betonte er. „Sie mussten höchstens acht oder neun Mal im Jahr in die Arena, und ich habe jedes Einzelne von ihnen geliebt.“
    Wie immer versetzte es ihm einen schmerzhaften Stich, über die Vergangenheit zu sprechen. Er vermisste die Rodeo-Arena so unglaublich, dass er sich wie verwaist vorkam. Immer und immer wieder ließ er seinen letzten Ritt in der Meisterschaft vor seinem inneren Auge ablaufen, als könnte er noch ändern, was geschehen war.
    Ihr Seufzen riss ihn aus seinen Gedanken.
    „Sie sind da“, sagte sie leise.
    Er lehnte sich an den Koppelzaun und beobachtete die beiden Wagen, die die Auffahrt hinaufkamen. Zwischendurch streifte er Sophie mit einem Seitenblick. So
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