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Sonnensturm

Sonnensturm

Titel: Sonnensturm
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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die Ozonschicht
wiederherzustellen und die Luft von den schlimmsten
Verunreinigungen zu befreien, die infolge des Sonnensturms
aufgetreten waren. Auf dem Land wurden schnell wachsende
Bäume und befestigende Gräser gepflanzt, und in die
Meere wurde Eisen injiziert, um das Wachstum von Plankton, den
kleinen Lebewesen am Anfang ozeanischer Nahrungsketten zu
stimulieren und so die Erholung der Biomasse in den Meeren zu
beschleunigen. Die Erde war plötzlich ein Planet, der von
Ingenieuren wimmelte.
    Bisesa war alt genug, um sich an besorgte Diskussionen
über ›Gentechnik‹ zu erinnern, die die
Jahrhundertwende geführt worden waren, lang bevor der
Sonnensturm überhaupt ein Thema gewesen war. War es moralisch, die Umwelt solch massiven technischen
Initiativen auszusetzen? Vermochte man auf einem Planeten mit
einem komplizierten systemischen Gefüge aus Leben und Luft,
Wasser und Gestein überhaupt die Konsequenzen solcher
Handlungen vorhersagen?
    Nun hatte die Situation sich jedoch geändert. Wenn es im
Gefolge des Sonnensturms eine Hoffnung geben sollte, die noch
immer große menschliche Population des Planeten am Leben zu
erhalten, hatte man kaum eine andere Wahl, als die
Wiederherstellung von Fauna und Flora zu versuchen – zumal
man glücklicherweise nun viel professioneller an die Sache
heranging.
    Jahrzehnte intensiver Forschung hatten nämlich zu einem
profunden Verständnis ökologischer Mechanismen
geführt. Selbst ein kleines, beschränktes
Ökosystem erwies sich als außerordentlich komplex mit
verflochtenen Energieflüssen und wechselseitigen
Abhängigkeiten – Netzwerke des Fressens und
Gefressenwerdens –, die so kompliziert waren, um selbst ein
mathematisches Genie zu verwirren. Und nicht nur das,
Ökologien waren im Grunde chaotische Systeme. Sie tendierten
dazu, auch ohne äußere Einflüsse spontan zu
kollabieren, beziehungsweise zu erblühen.
Glücklicherweise war der menschliche Geist, mit der
Unterstützung elektronischer Systeme, nun an den Punkt
gelangt, wo er auch die kompliziertesten Zusammenhänge der
Natur zu enträtseln vermochte. Das Chaos war zu
bändigen: Es bedurfte nur eines großen
Rechenaufwands.
    Die Gesamtleitung des großen globalen
Öko-Wiederaufbauprojekts war in die metaphorischen
Hände von Thales gelegt worden, der als einzige der drei
großen künstlichen Intelligenzen den Sonnensturm
überlebt hatte. Bisesa war zuversichtlich, dass die
Ökologie, die Thales schuf, auf Dauer Bestand haben
würde – selbst wenn sie nicht völlig
natürlich wäre und es auch gar nicht sein konnte. Es
würde natürlich Jahrzehnte dauern, und selbst dann
hätte die Biosphäre der Erde nur einen Bruchteil der
früheren Vielfalt wiedererlangt, die sie einmal
geschmückt hatte. Und Bisesa hoffte, dass sie die
Öffnung der Archen noch erleben würde, die
Entlassung der Elefanten, Löwen und Schimpansen in
Bedingungen, die annähernd der natürlichen Umwelt
entsprachen, in der sie einmal gelebt hatten.
    Von allen großen Wiederaufbauprojekten war die
Zähmung des Wetters indes das ehrgeizigste – und
umstrittenste.
    Die ersten Versuche der Wetterkontrolle, insbesondere die
Versuche des amerikanischen Militärs, in den 1970ern
destabilisierende Regenstürme über Nordvietnam und Laos
auszulösen, waren von profunder Unkenntnis geprägt und
so dilettantisch ausgeführt worden, dass man nicht einmal zu
sagen vermochte, ob sie überhaupt einen Effekt hatten. Die
Sache musste professioneller gehandhabt werden.
    Die Atmosphäre und Ozeane, die das Wetter machten, waren
mit einer komplizierten Maschine zu vergleichen, die durch
riesige Mengen Energie von der Sonne angetrieben wurde; eine
Maschine, die von einer Vielzahl von Faktoren wie Temperatur,
Windgeschwindigkeit und Luftdruck abhing. Und sie war chaotisch
– wobei diese chaotische Natur ihr aber auch eine sehr hohe
Empfindlichkeit verlieh. Die Änderung auch nur eines
Regelparameters, selbst um einen kleinen Betrag, hatte unter
Umständen eine große Wirkung: Im alten Spruch vom
Flügelschlag des Schmetterlings in Brasilien, der in Texas
einen Tornado verursachte, steckte mehr als nur ein Körnchen
Wahrheit.
    Diesen Flügel so zu schlagen, dass er eine bestimmte
Wirkung erzielte, war freilich ein anderes Problem. Also sollten
Spiegel – viel kleinere Ableger des Schilds – in die
Erdumlaufbahn gebracht werden, um das Sonnenlicht abzulenken und
die Temperatur zu
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