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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme
Autoren: Kevin J. Anderson
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selbst das Wrack aufzusuchen?«
    »Nein, Kotto Okiah.«
    Er setzte den Helm auf und ließ ihn mit einem Klicken einrasten. »Ich bin unterwegs.«
    Kurze Zeit später schwebte er wie zuvor GU durch die Schwerelosigkeit des Alls und sprach die ersten Worte aus, die ihm in den Sinn kamen. »Hier bin ich und stoße kühn dorthin vor, wo noch nie ein Mensch gewesen ist.«
    Als seine Stiefel den transparenten Boden des Wracks berührten, hafteten die Sohlen nicht am Kristall fest. Normalerweise benutzten die Roamer Magneten, um sich in Schwerelosigkeit an Bord ihrer Schiffe zu bewegen, aber hier gab es kein Eisen. Doch Kotto hatte genug Erfahrung, um gut zurechtzukommen.
    In GUs Stimme ließ sich ein ungewöhnlicher Unterton von Aufregung vernehmen. »Bitte kommen Sie hierher, Kotto Okiah. Ich habe etwas entdeckt, das Sie sehr interessieren dürfte.«
    Kotto stieß sich ab und nutzte die Gasdüsen seines Schutzanzugs, um sein Bewegungsmoment zu verändern, wenn es notwendig wurde. Sein Blick strich über gewölbte Wände, seltsame Vorwölbungen, Buckel, die aus Edelsteinen zu bestehen schienen, und schaltkreisartige Strukturen. Tief im Innern des Schiffes stand der verbeulte Kompi mit dem Rücken zu Kotto und sah auf etwas hinab, das wie eine Pfütze aus Quecksilber wirkte: eine amorphe Masse aus gallertartigem Metall, das seine gesamte physische Integrität verloren hatte.
    Kotto schnappte nach Luft, als er begriff, was es war. Er erinnerte sich an den Flüssigkristall-Emissär, der den Flüsterpalast auf der Erde besucht und König Frederick getötet hatte. »Das ist ein Hydroger, GU! Ein toter Hydroger.«
    »Ich bin nicht qualifiziert, solche Aussagen zu treffen, Kotto Okiah, aber ich halte das für eine durchaus vernünftige Annahme.«
    Kotto wusste nicht, welche Informationen Roamer-Biologen aus einer solchen gestaltlosen Hydroger-Masse gewinnen konnten, aber dies war auf jeden Fall ein großartiger Fund. »Gute Arbeit, GU.«
    »Danke, Kotto Okiah. Allerdings habe ich Sie gerufen, um Ihnen dies zu zeigen.« Der Kompi zeigte auf die Seitenwand, die ein flaches, transparentes Trapez enthielt, umgeben von seltsamen Symbolen. »Ich habe dies mit den von mir aufgezeichneten Hanse-Berichten über ihre Kolonisierungsinitiative verglichen. Diese Technologie weist große Ähnlichkeit mit den Transportalen der Klikiss auf.«
    Kotto riss die Augen auf. »Hydroger benutzen Transportale der Klikiss? Das ist… unmöglich.«
    »Ich beuge mich Ihrem Sachverstand. Ich habe nur einen Vergleich angestellt.«
    »Oh, ich widerspreche dir nicht, GU«, stotterte Kotto. »Ich glaube sogar, dass du Recht hast. Ich kenne jene Berichte. Aber warum sollten Klikiss und Hydroger die gleiche Transporttechnik benutzen? Welche Verbindung könnte es geben?«
    »Ich bin nicht in der Lage, diese Frage zu beantworten«, sagte GU.
    »Ich erwarte auch gar keine Antwort von dir. Ich habe mit mir selbst gesprochen.«
    »Sollte ich Ihnen aus Höflichkeit nicht mehr zuhören?«
    »Bring mich nicht durcheinander – ich bin beschäftigt.« Kotto näherte sich dem Transportal-Äquivalent. Das Tor der Hydroger war nicht so perfekt trapezförmig wie die Transportale der Klikiss, die er auf Bildern gesehen hatte. Die Seiten waren schief, und die Koordinatensymbole sahen ganz anders aus, wiesen auf eine Sprache hin, die sich völlig von den Hieroglyphen in den Ruinenstädten der Insektoiden unterschied. Doch es gab eine verblüffende Ähnlichkeit im allgemeinen Erscheinungsbild dieser Technik.
    Leider standen Kotto keine detaillierten Informationen über die Funktionsweise der Transportale zur Verfügung. Unter anderen Umständen, wenn die Beziehungen zwischen Roamern und der Hanse nicht so angespannt gewesen wären, hätte er den Hanse-Wissenschaftlern einen Informationsaustausch vorgeschlagen. Zwar hatte er nie selbst eine Klikiss-Ausgrabungsstätte besucht, aber als Techniker und Ingenieur war er von den verschiedenen Entdeckungen immer fasziniert gewesen.
    Von Anfang an hatte er vermutet, dass sich terranische Forscher sehr darüber gefreut hätten, dieses intakte Hydroger-Schiff in die Hand zu bekommen, und jetzt gab es dafür noch mehr Gründe. Die von Theroc stammenden Trümmer konnten den Wissenschaftlern der Hanse nicht annähernd so viele Hinweise bieten wie dieses Wrack, das einer wahren Fundgrube gleichkam. Und Kotto hatte es ganz für sich allein.
    Er musste bei seinen Forschungen ganz von vorn anfangen, doch daran war er gewöhnt.

120 KÖNIG
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