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Sonnenstürme

Sonnenstürme

Titel: Sonnenstürme
Autoren: Kevin J. Anderson
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Der Weltwald hatte eine Art Golem geschaffen, der genauso aussah wie der grüne Priester Beneto.
    Die hölzerne Gestalt machte einen weiteren unsicheren Schritt und blieb erneut stehen, inmitten eines Sonnenstrahls, der durch das Flechtwerk aus Ästen weiter oben fiel.
    Celli vergaß ihre Vorsicht und eilte zu der Gestalt. Mit den Händen entfernte sie Rindenreste, die noch an der Brust des Holzmannes hafteten, wie die alte Haut einer Larve, die sich noch nicht ganz gehäutet hatte. Als sie ins hölzerne Gesicht sah, stellte sie fest, dass es tatsächlich dem Benetos glich. Der Körper hingegen war glatt und geschlechtslos, ohne einen Makel.
    »Oh, Beneto! Kannst du sprechen? Red mit mir!«
    Der Baumgolem drehte den Kopf und sah sie aus hölzernen Augen an. Er schien sich erneut zu bemühen.
    »Erinnerst du dich nicht an mich? Ich bin Celli, deine kleine Schwester.«
    Die Lippen knackten, als wäre der Weltwald gerade damit fertig geworden, dem Mund seine endgültige Form zu geben. Sie verzogen sich zu einem Lächeln und zeigten Zähne aus Holz. Die Gestalt hustete kurz, dehnte die Brust und füllte die lungenartigen Hohlräume in seinem Körper mit Luft. Ein leises Pfeifen ertönte, gefolgt von einem lauteren Zischen. Schließlich hörte Celli erste Worte.
    »Celli… natürlich…«
    Die Stimme klang wie die ihres Bruders, hatte aber auch etwas Hohles und Widerhallendes, das Celli an die Flöten erinnerte, die ihre Großeltern für kleine Kinder anfertigten.
    »Celli. Ich habe mich jeden Tag an dich erinnert… während des Wachstums. Ich habe dich gesehen, als du zu Besuch gekommen bist.«
    »Bist du es wirklich, Beneto? Oder sieht dieses Etwas nur wie du aus? Die grünen Priester haben gesagt, dass du beim Angriff der Hydroger gestorben bist. Alle Bewohner von Corvus Landing kamen ums Leben.«
    Der hölzerne Mann sah sie an, und sein Gesicht brachte Sorge zum Ausdruck. »Der Weltwald hat mich gestaltet. Im Augenblick meines Todes war ich mit den Bäumen verbunden. Durch den Telkontakt habe ich alle meine Gedanken und Erinnerungen dem Weltwald übermittelt. Es war so, als hätte ich meine… Seele im großen Selbst der Bäume gespeichert. Und jetzt hat mich der Wald zurückgebracht. Ich bin eine lebende Synthese, halb Baum und halb Mensch. Ich… werde für den Krieg gebraucht.«
    Celli schlang die Arme um ihn, fühlte nicht nur die Festigkeit von Holz, sondern auch die Wärme von menschlichem Fleisch. »Was auch immer du bist, ich freue mich über deine Rückkehr. Es ist besser, als gar keinen Bruder zu haben. Weißt du… weißt du, dass auch Reynald ums Leben kam?«
    »Der Weltwald kann nicht einen einzigen Moment des Angriffs auf Theroc vergessen«, erwiderte der Beneto-Golem. »Wir fühlten jeden einzelnen Tod, ob Baum, Mann oder Frau. Selbst jene, die keine grünen Priester waren… Wir sahen sie, fühlten ihren Schmerz und trauerten um sie. Wir erinnern uns.«
    Celli nahm Benetos hölzerne Hand und zog ihn zum Rand des Dickichts. »Ich muss dich zu unseren Eltern bringen. Sarein ist von der Erde zurückgekehrt. Alle werden sich sehr darüber freuen, dich wiederzusehen.«
    Benetos Schritte wurden sicherer, als er einen Fuß vor den anderen setzte. Die Zweige und Äste der Barriere wichen zurück, als ginge von dem hölzernen Golem eine Kraft aus, die einen Weg bahnte. Celli eilte voraus, hopste aufgeregt und forderte ihren Bruder auf, sich zu beeilen.
    Als sie das Dickicht verließen und in die offenen Bereiche des Weltwaldes gelangten, blieb Beneto stehen, als hätten seine Füße erneut Wurzeln geschlagen. Er schwankte und nahm die Details der Verheerung in sich auf, mit Augen, die fast menschlich waren. Die Irisringe bewegten sich, als die nachgebildeten Pupillen größer wurden, obwohl er als Teil des Weltwaldes genau wusste, was geschehen war. Das Gesicht zeigte tiefe Trauer. »Ich bin nicht einen Moment zu früh zurückgekehrt.«
    Celli blieb neben ihm stehen und hielt seine Hand. Er krümmte die hölzernen Finger, als versuche er, ihre Berührung zu spüren, und sie zog erneut an seinem Holzarm, drängte zur Eile. »Komm, Beneto. Wir müssen es allen sagen. Es wird Zeit, dass die Theronen gute Neuigkeiten hören.«
    »Ja«, bestätigte Beneto und hob den Fuß zu einem weiteren Schritt. Es sah aus, als hätte er vergessen, wie es war, mit menschlichen Beinen zu gehen. »Ich bringe viele Informationen. Selbst die grünen Priester haben nicht alles vom Weltwald erfahren.«
    Celli richtete einen fragenden
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