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Sonnenfeuer

Sonnenfeuer

Titel: Sonnenfeuer
Autoren: Patricia Shaw
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schon zu behaupten wissen.«
    »Du hältst sie besser fest. Wenn sie dir entkommt, springt sie vielleicht über Bord, und wir können sie nicht aufhalten.« Das Mädchen rieb sich krampfhaft die Augen. »Sie müssen vom Salz brennen«, bemerkte er.
    »Was hat sie so weit da draußen gemacht?« fragte Gussie beinahe entrüstet, so als ob die Eltern ihre Pflicht vernachlässigt hätten. »Vielleicht war sie schwimmen und ist mit der Flut hinausgetrieben worden. Der Fluß ist ja ziemlich groß. Sobald sie sich erholt hat, muß ich einen sicheren Platz finden, um sie wieder an Land zu bringen.«
    »Wie wird sie wieder nach Hause finden?«
    »Die Eingeborenen kennen ihr Land, ich will sie ja nicht mitten in Sydney absetzen.«
    Gussie betrachtete das ebenmäßige, dunkle Gesicht. »Sie ist wahrscheinlich nicht älter als elf oder zwölf. Es könnte gefährlich für sie sein.«
    »Aber das ist alles, was ich tun kann«, sagte Otto. »Sie kann von Glück sagen, daß wir sie aufgelesen haben. Gaunt soll ihr etwas Suppe bringen.«
    »Ja, Suppe ist gut«, antwortete Gussie. Das Mädchen zitterte wie ein ängstlicher junger Hund, und so streichelte sie die Kleine und versuchte, ihr Haar zu trocknen, wurde jedoch erneut zurückgestoßen.
    Die ganze Nacht saß Augusta bei dem Mädchen und bemühte sich, sie im Bett zu halten. Es machte ihr nichts aus, daß die Kleine in ihrer Angst das Bett naßmachte. Sie ersetzte die nassen Decken durch frische und bewachte ihre Patientin, die sich im Schlaf unruhig hin und her warf und in einer fremden, kehligen Sprache aufschrie.
    Augusta war froh, sich in diesem schwimmenden Haushalt doch noch nützlich machen zu können. Sie hatte bald herausgefunden, daß die Mannschaft gegen ihre Anwesenheit an Bord war, obwohl sie es Otto gegenüber nicht erwähnt hatte, und durch ihre Seekrankheit war sie keine Hilfe, sondern nur eine Last gewesen. Gussie hatte gehofft, in der Küche helfen zu können, denn sie war eine ausgezeichnete Köchin, aber sogar das war ihr verwehrt worden. An den wenigen Tagen, an denen sie sich wohl gefühlt hatte, war sie zur Kombüse gegangen, um ihre Hilfe anzubieten, war jedoch auf den erbitterten Widerstand des Kochs gestoßen. Und dann hatte Otto sie freundlich aber bestimmt gebeten, sich nicht einzumischen. Auf der
White Rose
war kein Platz für sie, das wußte sie nun, aber sie fürchtete sich davor, in das einsame Haus in Brisbane zurückzukehren. Otto hatte ein hübsches Häuschen in der Charlotte Street gekauft, nicht weit vom Fluß entfernt, und Augusta hatte sich auf ihr neues Zuhause gefreut, aber nichts war so gewesen, wie sie es sich vorgestellt hatte. Ihre Nachbarn waren, gelinde gesagt, Trunkenbolde und ziemlich gewöhnlich. Aber die Frauen waren mit Abstand am schlimmsten. Es machte ihnen nichts aus, im Schmutz zu leben, und sie beschimpften die deutsche Frau, die so stolz auf ihren Haushalt war. Gerne hätte Gussie Gemüse und Blumen auf dem mit Gestrüpp überwachsenen Gelände hinter dem Haus angepflanzt, aber auch diese Hoffnung war zunichte gemacht worden.
    Augusta war an harte Arbeit gewöhnt, und so hatte sie eines Tages die Ärmel hochgekrempelt und sich mit Hacke und Schaufel darangemacht, das dichte Unterholz zu lichten. Zufrieden blickte sie am Ende des ersten Tages auf ihre Arbeit. Nach ungefähr einer Woche würde sie es geschafft haben, dann würde sie den Abfall verbrennen und die Asche unter die ausgelaugte Erde mischen.
    Am zweiten Tag rannten auf ihre Schreie die Nachbarn herbei, wenn auch nur aus Neugier. Als Augusta gerade einem hartnäckigen Farnbüschel zuleibe gerückt war, hatte sie zwei riesige Schlangen aufgeschreckt. Eine hatte sich sogar mit drohendem Zischen bis in Taillenhöhe aufgerichtet; sie züngelte mit ihrer kleinen bösen Zunge und stieß den Kopf zum Angriff nach vorne. Entsetzt war Augusta geflohen.
    Keiner der Nachbarn hatte Lust, nach den Schlangen zu suchen. »Man weiß nie, wie viele da noch drin sind!« sagten sie und empfahlen sich.
    »Sie verschließen besser die Hintertür«, sagte eine Frau lachend. »Die kommen auch ins Haus.«
    Augusta wußte, daß die Frau sie nur quälen wollte, aber sie konnte die Möglichkeit auch nicht ausschließen. Schlangen machten ihr Angst, verursachten ihr Alpträume. Sie konnte bis zu einem gewissen Maß mit den Taranteln auskommen, seit ihr jemand erzählt hatte, daß sich diese großen, haarigen Spinnen von Moskitos ernährten, und auch mit den Ameisen, Kakerlaken und winzigen
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