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Sonne über Köln (German Edition)

Sonne über Köln (German Edition)

Titel: Sonne über Köln (German Edition)
Autoren: A. Schneider
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Zeit haben, das zu verhindern."
    "Danke
Jakobs!", sagte Jäger und legte auf. Er begriff schlagartig die
Zusammenhänge. Er rannte hinaus auf den Hof der Villa zum erstbesten
Streifenwagen, um über Funk die entsprechenden Maßnahmen einzuleiten.

 
    Usama
schaute auf die Uhr. Fast alle Besucher hatten das Stadiongelände verlassen.
Der Bus musste jeden Moment aus der Tiefgarage kommen. Er ging das Szenario in
Gedanken noch einmal durch: Sobald er den Bus sah, würde er langsam auf ihn
zufahren, dann beschleunigen und ihn auf Höhe des VIP Bereichs rammen.
    Er
schaute gespannt auf die Ausfahrt der Tiefgarage. Auf seiner Stirn bildeten
sich Schweißperlen. Er spürte plötzlich eine unerklärliche Nervosität. Um
seinen Puls herunterzufahren, atmete er tief durch und schloss die Augen: Er
sah das helle Licht des Paradieses. Nur noch wenige Minuten und er würde dort
sein und sie alle sehen: die Männer, die in Afghanistan zuerst gegen die Russen
und dann gegen die Amerikaner kämpften; die Märtyrer, die jeden Tag in seiner
Heimat starben; die Helden des 11. September.
    Als
er die Augen wieder öffnete, sah er den Bus. Der kam langsam aus der Tiefgarage
und bog auf die Hauptstraße. Usama sagte "Allahu Akbar", startete den
Motor und fuhr an.
    Er
war etwa 50 Meter von dem Bus entfernt, als er lauter werdende Sirenen hörte
und Blaulicht sah. Er hatte keine Zeit, sich auch nur für eine Sekunde damit
auseinander zu setzen, denn vor seinem Wagen tauchte ein Radfahrer mit einem
gelben Anorak auf; etwas klatschte gegen die Windschutzscheibe: "Gute
Fahrt, Arschloch!"
    Die
hohe, sich überschlagende Stimme, kam Usama bekannt vor. Er erinnerte sich
sofort an den Vorfall vom vergangenen Samstag. Im Rückspiegel sah er, wie der
Kerl auf seinem Fahrrad davonhetzte.
    Er
machte den Scheibenwischer an, um wieder freie Sicht zu bekommen. Doch das
hätte er besser nicht getan, denn das Wischerblatt verteilte die rote,
zähflüssige Substanz auf der ganzen Windschutzscheibe, so dass er nun überhaupt
nichts mehr sehen konnte. Als er die Scheibenwaschanlage betätigte, war der
Effekt gleich null. Das Wischerblatt schmierte einfach nur über den Farbfilm
und bekam die Scheibe nicht frei.
    Usama
versuchte sich aus dem heruntergelassenen Seitenfenster zu beugen. Doch das
klappte auch nicht, weil er so das Gaspedal mit dem Fuß nicht erreichte. Er
riss das Handschuhfach auf und suchte nach einem Tuch, nach irgend etwas das
ihm helfen konnte ... Da war nichts.
    Usama
verzweifelte. Seine Sicht war gleich null. Er versuchte es noch einmal mit der
Scheibenwaschanlage. Vergeblich. Er bemerkte zu spät, dass er von der Fahrbahn
abgekommen war. Es gab einen heftigen Stoß, einen Knall; er spürte den heißen
Airbag im Gesicht …
    Heranrasende
Streifenwagen blockierten die Straße und verhinderten eine Weiterfahrt des
Busses. Wenige Sekunden später wurden alle, die sich noch auf dem
Stadiongelände befanden, Zeuge einer gewaltigen Explosion. Zuerst gab es einen
Knall, dann ging das Taxi mit dem Heck in die Luft. Eine bläuliche Rauchwolke
schoss aus dem Inneren hervor. Der Kofferraumdeckel flog weg, wie eine
Frisbeescheibe. Das Heck des inzwischen lichterloh brennenden Fahrzeugs krachte
wieder auf den Boden. Eine gewaltige schwarze Rauchwolke stieg in den blauen
Himmel auf.

 
 
    Epilog
    Als
Toni nach der Trauerzeremonie zu seinem Wagen ging, sah er Jäger und Bode. Er
staunte nicht schlecht, denn Letzterer hatte die Haare frisch geschnitten. Die
neue Frisur ließ ihn viel sympathischer erscheinen.
    "Billy
muss ziemlich beliebt gewesen zu sein", sagte Jäger und deutete auf die
vielen Taxen, die alle nacheinander wegfuhren.
    "Er
war ein toller Kerl. Ich werde ihn vermissen", sagte Toni.
    "Wie
geht's Ihnen?", fragte Jäger.
    Toni
fasste sich an den Kopf, tastete ihn ab und lachte: "Alles nicht der Rede
wert."
    "Und
Ihre Frau?", erkundigte sich Jäger.
    "Sie
hat einen Schlüsselbeinbruch. Die haben sie für drei Tage zur Beobachtung
dabehalten. Ich fahre sie gleich abholen."
    Jäger
machte einen Schritt auf Tonis Taxi zu und fuhr mit der Hand über den
Kotflügel: "Sieht aus wie neu."
    "Hab
ihn vorhin erst aus der Werkstatt geholt. Wäre schön, wenn man alles so einfach
reparieren könnte", sagte Toni.
    Jäger
schaute ihn vielsagend an: "Vielleicht kann man das ja, wenn man’s
wirklich will."
    Toni
zuckte mit den Schultern. Er war nicht sicher, ob er verstand, was Jäger
meinte.
    Jäger
fuhr fort: "Ich möchte Ihnen noch mal danken. Was
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