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Sonne über Köln (German Edition)

Sonne über Köln (German Edition)

Titel: Sonne über Köln (German Edition)
Autoren: A. Schneider
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angespannter Gesichtsausdruck, dass es um etwas Wichtiges ging.
Erst als auf Jägers Handy ein zweiter Anruf einging und er den Anrufer zum
ersten Mal ansprach, erfuhr Bode, dass sein Onkel am anderen Ende der Leitung
war.
    "Chef,
einen Augenblick bitte. Ich drücke Sie kurz weg, bin aber gleich wieder
da", sagte Jäger und schaute auf sein Display: "Der
Staatsanwalt." Er nahm das Gespräch an und hielt sein Handy wieder ans
Ohr: "Die Sache hat sich erledigt. Trotzdem danke für den Rückruf."
Ohne eine Antwort abzuwarten, schaltete er zurück zum MK-Leiter.
    Jäger
versicherte seinem Chef, dass er bereits auf dem Weg ins Präsidium sei. Als er
Bodes fragenden Blick sah, machte er ihm mit einer Geste verständlich, dass er
gleich alles erklären würde. Nach Beendigung des Gesprächs atmete Jäger erst
einmal tief durch. Dann erzählte er seinem Kollegen, was los war: "Sie
haben mitgekriegt, dass das Ihr–" Er zögerte und entschied sich für
einen anderen Ausdruck: "der Chef war?"
    Bode
nickte.
    "Die
Sache ist die. Wir sollen sofort zurückkommen ins Präsidium. Dort wartet ein
Duo vom Staatsschutz. Die wollen den Fall hier übernehmen."
    "Wieso
das denn?", fragte Bode.
    "Mir
wurde gerade mitgeteilt, dass Abdul Massad ein Verbindungsmann von denen in der
Uni war. Er hatte am Samstag, also am Tag seiner Ermordung, ein Treffen mit
einem Verdächtigen. Mehr kann man uns nicht sagen, da derartige Fälle nur
intern behandelt werden ... Geht Ihnen ein Licht auf?"
    "Ich
glaube schon", sagte Bode.
    Jäger
nickte in Richtung Villa: "Unser Spezi hier ist einer von den bösen Jungs
und hat was vor. Mit den Steinen, von denen wir nichts wissen dürfen, will er
irgendetwas finanzieren. Und das scheint schon konkret zu sein, angesichts der
Tatsache von zwei Morden und einem Mordversuch." Jäger blickte Bode in die
Augen: "Wir sind hier und unser Mann ist da drin. Laut Anweisung vom Chef
sollen wir sofort zurück ins Präsidium kommen und den Staatsschützern die Akten
von diesem Fall übergeben."
    "Irgendwie
passt mir das nicht", sagte Bode.
    Jäger
grinste und hielt Bode die Hand hin. Der zögerte, schlug dann aber ein.
    "Ich
hab Ihnen doch gesagt, dass Sie ein Arschloch sind!", sagte Jäger
erleichtert.
    "Das
Arschloch sind Sie. Sie hatten das doch von Anfang an vor. Oder warum haben Sie
den Staatsanwalt eben so schnell abgefertigt? Weil man bei Gefahr im Verzug
keinen Beschluss braucht, richtig?"
    Statt
zu antworten, zeigte Jäger auf den Zündschlüssel: "Na los, direkt vor ans
Tor! Wir zwei Arschlöcher gehen jetzt da rein."
    Bode
ließ sich nicht zweimal bitten und startete den Motor. Sie wollten gerade in
den Privatweg einbiegen, als der weiße Lieferwagen, den sie zuvor auf dem Hof
stehen sahen, herausgeschossen kam. "Achtung!", schrie Jäger. Doch
trotz Vollbremsung konnte Bode den Unfall nicht verhindern. Der Lieferwagen
fuhr ihnen mit lautem Knall in die linke Seite.
    Die
Beamten sahen, wie Rahman mit ausdruckslosem Gesicht zurücksetzte und mit
quietschenden Reifen davonbrauste. Bode versuchte instinktiv, ihm zu folgen,
doch als er anfahren wollte, war lediglich ein knackendes Geräusch zu hören,
wobei der Wagen ruckelte, wie ein bockiges Pferd.
    Jäger
griff sofort zum Sprechfunkgerät und gab die Fahndung heraus. Bode stieg aus
und schaute sich die Bescherung an: Das linke Vorderrad stand in einem Winkel
von 45 Grad zur Fahrbahn nach innen. Mit dem Wagen konnte man keine zwanzig
Meter mehr fahren, geschweige denn die Verfolgung eines flüchtigen Fahrzeugs
aufnehmen.
    "Verdammt!
..." Bode kam nicht dazu, weiter zu fluchen. Hinter sich hörte er einen
aufheulenden Motor und das quietschende Geräusch, das Reifen auf trockenem
Belag verursachen, wenn ein Wagen scharf in die Kurve fährt. Er drehte sich
erschrocken um, sah das Taxi und sprang im letzten Moment zur Seite.

 
    Nicht
genug damit, dass Toni immer noch halb ohnmächtig von Rahmans Fausthieb war,
driftete er seit der Vollbremsung erneut im Reich der Schwerelosigkeit. Er war
mit voller Wucht gegen die Fahrzeugwand geschleudert worden. Aus einer
Platzwunde an seiner Stirn lief Blut. Sein ganzer Körper war eine schmerzende
Masse. Inzwischen war ihm alles egal. Er wollte nur noch, dass alles so schnell
wie möglich vorbei sein möge.
    Er
hatte den Kampf gegen die Entführer seiner Frau aufgenommen und war kläglich
gescheitert. Gerade in dem Moment, als er dachte, er hätte es
geschafft.–Einmal mehr versagt! Toni war maßlos enttäuscht von sich
selbst.
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