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Songkran

Songkran

Titel: Songkran
Autoren: Erik Matti
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sind“, sagte Thanee mehr im Scherz.
    „Ich kenne einige Kollegen, die so ihr Gehalt aufbessern. In der Nacht ist Bangkok voll von Ausländern auf der Suche nach Unterhaltung. Wo sollen die hin, nach der offiziellen Sperrstunde um zwei Uhr? Fast alles ist doch dann geschlossen. Natürlich sind die Außenbars illegal. Aber sie fangen die Masse der Touristen in der Nacht auf. Und die Schmiergelder dienen ja nicht nur der Bereicherung. Betriebsfeiern, Büromöbel des Präsidiums und vieles mehr bezahlen wir davon.“ Chaiyon machte eine Pause und wartete auf eine Antwort seines Dienstherren.
    „Und unsere Dienstwaffen müssen wir auch selbst kaufen. Das weiß ich doch alles, Chaiyon. Und sie haben ja Recht. Aber wir haben im Moment keine Wahl. Wir werden den Forderungen nachgeben müssen.“
    „Sir, natürlich werde ich Inspektor Gun und seinen Kollegen von Thong Lo instruieren, die Bars zu schließen.“
    „Sehr gut, Chaiyon. Hält Gun in seinem Revier die Hand auf?
    „Auf keinen Fall, Sir.“
    Ausgezeichnet, dachte Thanee. Guns Unbestechlichkeit konnte in dieser Affäre von großem Nutzen sein, auch wenn er eher korrumpierbaren oder biegsameren Beamten den Vorzug gab.
    „Chaiyon, kümmern Sie sich darum, dass Gun und seine Leute diese irren Bombenleger schnappen, und zwar schnell. Am besten noch, bevor die nächste Forderung fällig wird. Wie war die nochmal?“
    Thanee kramte auf seinem Schreibtisch und nahm das Fax zur Hand, das auf einem Stapel von Akten abgelegt war. Vor sich her murmelnd überflog er den Anfang. „Ja, richtig! Die Schließung aller Bars in der Nana-Region. Wieviele sind das denn? Hunderte, oder? Dann viel Erfolg, Chaiyon. Und machen Sie sich bewusst: Wenn Gun versagt, müssen wir beide wieder Streife gehen. Und wie sollen wir dann unsere Zweitfrauen finanzieren, wenn alle Bars geschlossen sind?“
    Thanee lachte ins Telefon über seinen Witz, während Chaiyon das Selbige im Halse stecken blieb.
    „Ach so, Chaiyon. Hätte ich fast vergessen. Wir unterstehen in diesem Fall dem Innenministerium. Aber das sollte nicht Ihr Problem sein. Viel Erfolg!“
     
    Die schöne Noi war seit zwanzig Minuten auf ihrem Nachhauseweg, als Inspektor Gun endlich den erlösenden Anruf von Superintendent Chaiyon bekam.
    „Gun, ich hatte gerade ein langes Gespräch mit dem Chef. Es hängt jetzt alles an Ihnen. Erstens müssen Sie dafür sorgen, dass alle illegalen Außenbars von der Sukhumvit verschwinden.“
    „Sir“, unterbrach Gun seinen Vorgesetzten. Unter normalen Umständen vermied er solche Unhöflichkeiten.
    „Meine Männer rechnen mit dem Geld von den Barbesitzern. Die letzten Lohnerhöhungen hat schon lange die Inflation gefressen.“
    „Wem sagen Sie das. Aber uns bleibt keine Wahl. Und es bleibt die berechtigte Hoffnung, dass der Albtraum schnell vorbei ist.“
    „Es wird keine illegalen Bars auf der Sukhumvit geben, Sir.“
    „Sehr gut Gun. Jetzt kommt das Wichtigste. Sie sind einer unser besten Männer vor Ort. Das wissen Sie. Deshalb machen Sie sich umgehend auf die Suche nach den Bombenlegern. Bilden Sie eine Sonderkommission und berichten Sie nur mir oder dem Chef. Auf keinem Fall dem Golfspieler. Verstanden! Die nächste Forderung der Terroristen wird in einer Woche fällig. Also beeilen Sie sich.“
    „Bekomme ich mehr erfahrene Männer, Sir?“
    Die Ermordung eines saudischen Diplomaten mitten auf der Sukhumvit Soi 2 hielt sein Ermittlungsteam auf Trab. Der Mann von der arabischen Halbinsel war im Auftrag seiner Regierung nach Bangkok geflogen, um gestohlene Juwelen besonderer Schönheit wieder zu beschaffen. Die Exekution des Mannes fand am hellichten Tag vor dem Marriott Hotel statt. Fünf Kugeln, abgegeben vom Sozius eines vorbeifahrenden Motorrads, zerfetzten Brust und Schädel. Der Körper des Diplomaten schleuderte nach hinten und landete im Eingangsbereich eines exklusiven japanischen Restaurants. Am folgenden Morgen wurde der thailändische Botschafter in Riad einbestellt, um die Empörung der saudischen Regierung zur Kenntnis zu nehmen. Am Tag darauf ging der thailändische Premierminister in die mediale Offensive, als er in einem BBC-Interview seine Besorgnis und sein Bedauern kundtat und eine lückenlose Aufklärung versprach.
    „Negativ, Gun. Je weniger in dem Fall involviert sind, desto eher lässt sich die Geheimhaltung gewährleisten.“
    „Und die Saudis, Sir?“
     „Das DSI übernimmt den Fall. Auf internationale Fälle sind doch die Kollegen vom
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