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Songkran

Songkran

Titel: Songkran
Autoren: Erik Matti
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nötigen Hinweise geben.“
    „Was ist in der Todesnacht von Inspektor Gun genau vorgefallen?“, rief eine andere Reporterin in die Runde.
    Thanee war zufrieden. Die Presse stellte die richtigen Fragen, auf die er und Veraayooth die passenden Antworten besaßen. Mex hatte gute Arbeit geleistet. Dessen Chronologie der Ereignisse galt Veerayooth nun als Drehbuch, an das sich der Polizeimajor halten musste.
    Nach einem kurzen Augenkontakt mit Veerayooth bahnte Thanee sich einen Weg durch die Traube an Reportern und ging ins Freie, wo sein Fahrer mit dem Dienstauto wartete.
     
    19 Uhr
     
     Mit einem Rosenbouquet in den Händen schritt Noi den Mittelgang der Trauerhalle entlang. Der weiße Sarg, der auf einem Podest aufgebahrt war, schien sie zu erwarten und ihr Herz pochte vor Aufregung. Noi trug ihre Ausgehuniform, die ihre zierliche Figur dezent betonte. Blicke der Trauergäste folgten der jungen Polizistin. Für das Rosenbouquet war kaum mehr Platz in dem Blumenmeer, das den Sarg und das Podest schmückte.
    Die Trauerhalle war zum bersten voll. An der Längsseite des Saales hockten junge Musiker und stimmten monotone Trauergesänge auf Pali an. Davor knieten die Mönche des Klosters und beteten. Nois Blick schweifte über die Trauergäste, die die Sitzreihen füllten. Überall saßen uniformierte Polizeikollegen; einige waren aus Lumphini, die meisten aus anderen Dienststellen. Dann erblickte sie Polizeichef Thanee, der zwischen Guns Witwe und dessen Sohn Platz genommen hatte und sich mit ihnen unterhielt.
    Noi nahm ein Räucherstäbchen von einem nahen Schemel und entzündete es an einer Kerze. Sie formte ihre Hände zu einem Wai und ließ das glimmende Stäbchen zwischen den Handflächen. Mit einer tiefen, langsamen Verbeugung nahm Noi Abschied von dem Mann, dem ihre Bewunderung galt. Rasch wünschte sie ihm alles Gute für seine Wiedergeburt.
    Die Frage, was in der Todesnacht vorgefallen war, brannte ihr auf der Seele. Sie nahm allen Mut zusammen und stellte Gun diese letzte Frage.
    Nach einer kurzen Weile war ihr, als ob er bestätigte, was sie über den groben Ablauf der Nacht längst vermutete. Die Heldengeschichte von Mex, in der dieser gemeinsam mit Gun gegen die chinesische Mafia ermittelte und im großen showdown in einem dunklen Hinterhof angeschossen wurde, war völliger Unsinn. Nein, das Ganze musste etwas mit den toten Studenten und Wans Freundin zu tun haben. Aus welchem Grund hätte Gun Mex ins Vertrauen ziehen sollen? Das Risiko wäre viel zu hoch gewesen. So etwas hätte ihr Chef nie getan. Aber wenn Mex nicht auf Guns Seite gestanden hatte in der Nacht, wie erklärte sich dann dessen Anwesenheit in der Khaosan?
    Noi steckte das Räucherstäbchen in einen Kupferkessel, der mit Sand gefüllt war. Neben dem Podest stand ein Tafelständer, in dem Guns Portrait ruhte. Rundherum waren farbenfrohe Blumenkränze drapiert. Ernst blickte Gun drein auf dem Foto. Was sollte Noi nur tun? Sie wußte Vieles über die Hintergründe, aber sie konnte niemandem trauen. Ein letzter tiefer Wai vor dem Foto, dann wandte sie sich Guns Witwe und dessen Sohn zu, die wenige Schritte vom Sarg entfernt in der ersten Reihe saßen. Thanee war bereits gegangen.

Songkran Tag Drei
     
    Puis Büstenhalter zeichnete sich unter dem nassen T-Shirt ab. Um ihren Hals baumelte ein durchsichtiger Plastikbeutel, in dem die Schülerin ihr Handy und Portemonnaie vor dem Wasser schützte. Bei jeder Tanzbewegung schlenkerte der Brustbeutel der 16jährigen hin und her. Eiskaltes Wasser lief über ihre Haare und ihr Gesicht und verwischte den Puder, der ihr während des Tages auf Wangen und Stirn geschmiert wurde.
    Die Stereoanlage in der Fahrerkabine des Pickups war aufgedreht und die Bässe ließen die Lautsprecherboxen vibrieren. Langsam kroch das Auto durch die Menschenmenge, die auf der Silomroad feierte. Die Jugendlichen am Boden befeuerten Pui und ihre gleichaltrigen Freundinnen auf der Ladefläche mit Wasser aus Schläuchen, Pistolen und Eimern. Die Mädchen nahmen die Herausforderung an und verspritzten eiskaltes Wasser mit ihren Pumpguns. Der Wasservorrat auf der Ladefläche, der in zwei Regentonnen aufbewahrt wurde, neigte sich dem Ende zu. Während ihre Freundinnen die letzten Tropfen aus den beiden Tonnen für die Wasserschlacht nutzbar machten, vertiefte sich Pui in ihren Tanz. Ihre Bewegungen wurden erotischer und forderten das Gegröle der jungen Männer am Boden. Pui genoss die Begeisterung der männlichen Zuschauer.
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