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Songkran

Songkran

Titel: Songkran
Autoren: Erik Matti
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nicht viel Zeit, Inspektor.“
    „Jawohl, Sir“, stimmte Mex zu, obwohl ihm im Augenblick nicht klar war, was Thanee genau meinte.
    „Was erzählen wir der Presse? Die Meute lungert seit Stunden vor dem Krankenhaus. Das Fernsehen ist auch da.“
    „Sir, ich …äh…“, stotterte Mex. Die Schmerzen in der operierten Schulter nahmen zu. Den glatten Durchschuss in seiner Wade spürte er nicht.
    Thanee schaute auf die Uhr. „Verflucht, ich muss mich im Büro blicken lassen. O.K. Sie halten die Schnauze, reden mit niemandem. Oder besser gesagt: Sie können sich im Moment an nichts erinnern. Vor allem wenn Superintendent Chaiyon hier auftaucht. Alles weitere später.“
    „Ja, Sir!“.
    „Ich gebe jetzt vor der Presse eine kurze Erklärung ab. Details spare ich mir. Und ich stelle einen Posten vor die Tür, damit Sie keinen ungebetenen Besuch bekommen.“
    „Sir, ich habe doch hier genug Zeit, mir eine glaubwürdige Geschichte einfallen zu lassen.“
    „Sehr gut! Denken Sie sich was Heldenhaftes aus. Am Ende muss die Presse das schlucken, verstanden?“
    Thanee wandte sich vom Bett ab und ging zur Tür. Auf der Türschwelle drehte er sich zu Mex und sprach: „Die Position des Revierleiters ist frei geworden. Denken Sie daran, Inspektor. Gute Besserung.“
    Die Tür schloss sich. Mex spürte, dass seine Stunde gekommen war.
     
    Auf den Stufen des Polizeikrankenhauses sprach Thanee ein kurzes Statement in die Mikrofone der Reporter. Die mediale Aufmerksamkeit gefiel und schmeichelte ihm. Dann hastete er ins Polizeihauptquartier.
    Als er die Chefetage erreichte, passte ihn sein Pressesprecher vor dem Aufzug ab.
    „Herr Polizeichef, was soll ich der Presse erzählen?“, fragte der gehetzt wirkende Beamte. Seit Stunden klingelte sein Telefon in der Pressestelle ohne Unterlass.
    „Sagen Sie, dass die Polizei auf Hochtouren arbeitet. Aus ermittlungstechnischen Gründen könnten wir aber noch keine Details nennen usw. usw. Sie kennen das ja. Übrigens: Haben Sie meinen Auftritt gesehen?“
    „Das wird erst in den Einuhrnachrichten gesendet, Sir“, erwiderte der Pressesprecher, der neben Thanee den langen Gang der Chefetage entlang eilte. Vor der Glastür, die das Vorzimmer zum Flur abtrennte, drehte er um.
     „Stellen Sie keine Anrufe durch. Rufen Sie das Innenministerium an und vereinbaren Sie einen Termin für heute Nachmittag, so um 17 Uhr 30 und sagen Sie Veerayooth Bescheid. Er soll herkommen!“, sprach Thanee zu seiner Sekretärin im Vorbeigehen.
    „Ein Termin mit Minister Porphant?“, vergewisserte sie sich skeptisch.
    „Genau der.“
    Thanee lächelte der pummeligen Mittvierzigerin zu und verschwand innerhalb der vier Wände seines Büros.
    Federnd gab der lederne Schreibtischsessel nach, als Thanee sich setzte. Tief durchatmend löste er die oberen Knöpfe der Uniformjacke. Kaum hörbar schallte das klingelnde Telefon der Sekretärin durch die geschlossene Bürotür.
    Noch bevor Thanee Mex im Krankenhaus besucht hatte, war Polizeimajor Veerayooth in sein Büro geschneit. Veerayooth war ein enger Vertauter von ihm und sollte die SOKO Khaosan leiten oder genauer gesagt lenken. Den beiden Männern war klar, dass die Hauptstadtpresse Blut geleckt hatte und es eines schnellen Erfolges bedurfte , um den Appetit der Raubtiere zu stillen.
    Da Mex unter vorgespielter Amnesie zu leiden hatte, fiel er im Moment für die Wahrheitsfindung aus. Das konnte Veerayooth der Presse glaubhaft machen.
    Als Alternative schickte er seine Ermittler in die Khaosan, um für die Medien Präsenz zu zeigen. Für die Öffentlichkeit sollte der Eindruck vermittelt werden, dass die Bangkoker Polizei alles Erdenkliche tat, um Licht ins Dunkle der Todesnacht zu bringen.
    Es klopfte und die Tür öffnete sich. Veerayooth, ein schlanker, gutaussehender Mann mit Oberlippenbart, um die 35 Jahre alt, stand an der Türschwelle. Thanee empfand höchste Sympathie für den Haudegen, der wie üblich in Jeans und hellem Baumwollhemd gekleidet war.
    „Sehr gut Veerayooth. Was gibt es Neues?“ Thanee winkte den Polizeimajor zu sich an den Schreibtisch. „Nehmen Sie Platz, Veerayooth.“
    „Sir, hier ist die Telefonliste des Providers. Die letzte gewählte Nummer von Gun gehörte einem Reporter der Matichon“, begann Veerayooth.
    „Ausgerechnet die Matichon!“, seufzte Thanee.
    „Die Nummer hat Gun um 21 Uhr 44 gewählt. Die Länge des Gesprächs war exakt 15 Sekunden.“
    „Nur so kurz? Geben Sie den Zettel mal her!“
    „Sir, diese
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