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Songkran

Songkran

Titel: Songkran
Autoren: Erik Matti
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rod nam dam hua kein politisches Bekenntnis, sondern eine rein traditionelle Handlung während Songkran.
    Aber eines war für alle Kommentatoren gleich bedeutend wichtig: Es war der Appell des Alten an die Streitkräfte, die herrschende Monarchie zu verteidigen.
     
    11 Uhr
     
    So schlimm waren die Nachwirkungen der Yaba-Pillen nie gewesen. Seit zwei Tagen raubten sie ihm den Schlaf. Zum Glück hatte das ständige Drehen und Schwanken in seinem Kopf aufgehört. Jetzt lag er regungslos auf dem Bett und starrte auf den Deckenventilator. Langsam bewegten sich die Rotoren im Kreis. Ein Windhauch wehte über seinen nackten Brustkorb und strich über die unzähligen Schweißperlen hinweg. Die angestaute Hitze machte ihm nichts aus. Das Zimmerfenster zur Yaowarat war verriegelt und die Vorhänge zugezogen.
    Mr. Wang war für ihn nicht zu sprechen gewesen. Die Schwiegertochter hatte ihm am Telefon gesagt, dass er in seiner Absteige in der Yaowarat auf weitere Befehle warten solle. Das tat er nun seit über 24 Stunden. Sein ganzer Organismus verharrte in einer Art Wartestellung.
    Warum hatte er zuerst auf Gun geschossen anstatt auf das Mädchen? grübelte er, während seine Augen weiterhin die Decke anstarrten. Die Erinnerung an diese Nacht war verschwommen. War er krank? Dieses Yaba-Zeug hatte seine Wahrnehmung zerstört! Alle hatten ihn gewarnt vor diesem Mist, vor allem Mr. Wang. Den Alten durfte er jetzt nicht mehr enttäuschen. Die Pillen hatte er ins Klo geschmissen. Wenn Mr. Wang nur dabei gewesen wäre, als die vielen Pillen im Abfluss versanken, tief in den dunklen Rohren der Kanalisation. War er jetzt nervös, weil ihm das Zeug fehlte? Nein! Und wenn Mr. Wang sich meldet, dann wird er ihm sagen, dass er clean ist. Der alte Mann mochte ihn und wird ihm eine zweite Chance geben.
    Die monotonen Drehgeräusche des Ventilators waren das Einzige, was er hörte. Das geschlossene Fenster ließ keinen Lärm hinein in seinen Backofen. Er schloss die Augen und versuchte abzuschalten.
    Ein Geräusch im Gang! Oder war es der Ventilator? Er öffnete die Augenlider und hob den Nacken. Das Bettgestell quietschte. Die Augen richteten sich auf die Kommode, die gegenüber des Bettes stand. Die Smith & Wesson lag dort. Sein Blick glitt über die schmutzige Wand zur Zimmertür.
    Die Tür krachte aus ihrer Verankerung. Holz splitterte durch die warme Luft. Das Schreien der hereinstürmenden Polizisten hörte er nicht. Wie ein Panther schnellte er seitlich nach oben und hechtete zur Kommode. Veerayooths Schuss schlug in der Hüfte ein und schleuderte ihn aus der Reichweite des Revolvers. Er fiel auf den Rücken und blickte Veerayooth ins Gesicht. Ohne zu zögern drückte der Polizeimajor den Abzug. Die Kugel schlug in die Stirn ein. Schlaff plumpste der Kopf auf den Boden. Die Eintrittswunde hatte die Größe einer Fünfbahtmünze.
     
    17 Uhr
     
    Das Treppenhaus des Lumphini Polizeireviers quoll über von Pressevertretern, die lärmend durcheinander redeten. Der Geräuschpegel glich dem eines Pausenhofs.
    Polizeichef Thanee hatte Lumphini als Plattform gewählt, um eine gewisse, persönliche Distanz zu den Ereignissen zu wahren. Falls später ein Teil der Wahrheit durchsickern sollte, könnte er sich, wenn möglich, von der Geschichte distanzieren.
    Zielstrebig verließen Thanee und Veerayooth Guns Arbeitszimmer, gingen an Telefonzentrale, Aufenthaltsraum sowie der kleinen Kaffeeküche vorbei und stellten sich vor die Meute. Blitzlichter funkelten.
    „Meine Damen und Herren, ich habe ein kurzes Statement abzugeben“, begann Thanee und seine Stimme setzte sich gegen das Klicken der Kameraauslöser durch. Ruhe trat ein.
    „Ich möchte Ihnen mitteilen, dass  Polizeimajor Veerayooth und seine Männer heute den Mörder von Inspektor Gun stellen konnten. Der Mann hat sich der Verhaftung widersetzt und ist dabei ums Leben gekommen. Für nähere Informationen über den Zugriff steht Ihnen Polizeimajor Veerayooth zur Verfügung. Ich danke Ihnen.“
    Thanee nickte Veerayooth zu und trat einen Schritt zurück.
    „Wo fand der Zugriff statt?“, war die erste Frage eines Reporters, der Veerayooth ein Mikro unter die Nase hielt.
    „In der Yaowarat“, antwortete der Polizeimajor selbstsicher und strich mit den Fingern über seinen Schnauzbart.
    „Hatten Sie einen Informanten?“, fragte eine junge Zeitungsreporterin, die von Veerayooths blendender Erscheinung angetan war.
    „Inspektor Mex konnte uns, nachdem er vernehmungsfähig war, die
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