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Songkran

Songkran

Titel: Songkran
Autoren: Erik Matti
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britische Offizierstradition hält die Statue einen Stock in der Hand. Die Augen Damrongs sahen über Thanee hinweg und nahmen ihn nicht zur Kenntnis.
     
    Zur gleichen Zeit entfernte der weißhaarige Chinese Akupunkturnadeln aus Wangs Oberkörper. Eine nach der anderen legte er in eine rechteckige Holzschachtel, die mit blauem Samt ausgekleidet war.
    „Dein Darm ist zu trocken. Du musst viel trinken, viel, viel trinken, verstanden?“, murmelte der Weißhaarige und klappte den Deckel der Schachtel zu.
    „Das erzählst du mir immer“, erwiderte Wang mürrisch und griff zu seinem Unterhemd, das über der Stuhllehne hing.
    „Trotzdem stimmt es!“ Mit seinem fülligen Haar und der gesunden Hautfarbe ähnelte der alte Arzt dem chinesischen Politiker Liu Shaoqi. Früher wurde er oft auf diese Ähnlichkeit angesprochen und sie hatte ihn mit Stolz erfüllt. Lius Gegnerschaft zu Mao, seine Inhaftierung während der Kulturrevolution und sein trauriger Tod in einer Gefängniszelle hatten ihn fasziniert und betroffen gemacht. Aber heutzutage waren diejenigen verstorben, die sich noch an den weißhaarigen Liu Shaoqi erinnern konnten. Das deprimierte den alten Arzt, der bis zu den Fußspitzen mit der chinesischen Kultur und Tradition verhaftet war.
    „Ja,ja,ja…“ Wang winkte ab.
    „Du hast aber schlechte Laune.“ Gleichzeitig neben seiner Funktion als Hausarzt war er Wangs ältester Freund und Schachpartner.
    „Und wann kann ich wieder aufs Klo? Du weißt, dass ich seit zwei Tagen nicht mehr…“, sagte Wang ungeduldig, schlüpfte in sein Unterhemd und fixierte die Hosenträger über den Schultern.
    „Falls die Akupunktur nicht hilft, dann nimmst du ein paar Tropfen hiervon.“ Er reichte Wang ein Fläschchen mit einer Tinktur aus Lyciumfrüchten und Knöterichwurzeln.
    Wangs Telefon klingelte.
    „Entschuldige bitte“, sagte Wang, erhob sich vom Stuhl und tippelte in gebückter Haltung die wenigen Meter zum Schreibtisch.
    „Ah, Sie sind es Khun Sakkarin“, flüsterte er ins Telefon.
    An Wangs abgewandter Körperhaltung erkannte der alte Arzt, dass sein Freund keine Zeugen bei diesem Gespräch brauchte. Das war ihm recht, da er v on Wangs kriminellen Geschäften nichts wissen wollte.
    „Ich geh schon mal ins Wohnzimmer und denk mir ne Schachstrategie aus“, waren seine Worte, als er das Zimmer verließ.
     „Khun Sakkarin, was gibt`s Neues?“ Ohne seinem besten Freund einen Blick zu gönnen, setzte sich Wang auf einen Hocker.
    „Porphant hat mich gerade angerufen. Thanee war bei ihm.“
    „Was will er?“, fragte Wang und schraubte den Verschluss des Fläschchens ab.
     „Den Hageren!“, betonte Sakkarin.
    Wang träufelte wenige Tropfen auf seine herausgestreckte Zunge, verzog das Gesicht und schluckte das Stärkungsmittel herunter.
    „Spätestens morgen früh“, schob Sakkarin nach, als er merkte, dass der Alte zögerte.
    „So, so, morgen früh schon.“
    „Sie wissen, wo er ist, alter Freund?“
    „Ja, ich weiß wo er ist, aber…“ stutzte Wang, da er diese heikle Sache intern lösen wollte. Die Familie der Hokkien war für den Hageren verantwortlich; so jedenfalls war Wangs veraltetes Traditionsverständnis. Den Motorradfahrer hatte er bereits instruiert, den Ex-Partner zu töten und die Leiche verschwinden zu lassen. Aber wenn Wang es recht überlegte, war Thanees Ansinnen die bessere Alternative. So konnte er sich kooperativ zeigen und fehlendes Vertrauen zurück gewinnen.
    „In der Yaowarat, alter Freund“, murmelte Wang, dessen Darmtätigkeit sich ohne Vorwarnung meldete.
    „Gut, und was wird mit dem Mädchen?“, fragte Sakkarin vorwurfsvoll.
    „Die werde ich schon wieder finden“, flüsterte Wang.
    „Das müssen Sie auch. Ihr Mann hat die Sache vermasselt, alter Freund. Die Kleine kann uns sehr gefährlich werden. Vor allem, wenn sie zur Presse geht.“
    „Presse?“
    „Ach so, das wissen Sie ja gar nicht. Gun hat die Matichon angerufen.“
    „Gun ist tot. Und ohne handfeste Beweise wird keine Zeitung dieses heiße Eisen anfassen; auch diese verfluchte Matichon nicht. Glauben Sie mir. Gut, die Kleine ist im Besitz des C4, aber was soll das schon beweisen, Khun Sakkarin. Dass sie eine Bombenlegerin ist?“ Wang fasste sich an den Unterbauch. „Khun Sakkarin, ich muss Schluss machen. Ich rufe Sie nacher noch einmal an.“
    Das Klo war am Ende des Flurs. Er presste den Schließmuskel zusammen und griff hastig zum Rollator, der neben dem Hocker stand. Aus Erfahrung wusste er, dass
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