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Songkran

Songkran

Titel: Songkran
Autoren: Erik Matti
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Justizministerium spezialisiert. Sie müssen den DSI-Leuten nur ihre Ermittlungsakten zukommen lassen. Noch Fragen?“
    „Im Moment nicht, Sir.“
    Chaiyon legte den Hörer auf. Gun hielt seinen noch in der Hand, als sein Stellvertreter Mex an die Tür klopfte.
    „Gut, dass Sie da sind“, begann Gun zu flüstern. Er atmete tief durch. Seine Stimme wurde kräftiger und bestimmter.
    „Ich möchte alle Kollegen der Abteilung Fahndung im Besprechungsraum sehen. Sagen wir in zehn Minuten.“
    Der junge Kollege nickte und schloss die Tür hinter sich. Trotz Übermüdung kribbelte es Gun in der Magengegend. Sein kriminalistischer Ehrgeiz war geweckt. Im Geiste ging er die möglichen Spuren und Anhaltspunkte durch. Wo anfangen? Die Bombenleger haben bestimmt Fehler begangen . Alle machen Fehlerr!
 
SOKO Nana Plaza
     
    Donnerstag
     
    Die Klimaanlage des Besprechungsraums kühlte die Innentemperatur auf angenehme 22 Grad ab. Die Abteilung Fahndung bestand aus acht Personen, die alle um einen runden Tisch Platz genommen hatten. Im Gegensatz zu den restlichen Mitarbeitern des Lumphini Polizeireviers, arbeiteten die Fahnder in Zivilkleidung.
    Die Enge der vier kargen Wände wirkte auf Gun beklemmend. Seine Gliedmaßen mussten in Bewegung bleiben. Die Kollegen folgten Guns Wanderung durch den Raum mit ihren Blicken, bis ihr Chef die Kreidetafel an der Wand erreicht hatte.
    Blähungen verursachten starke Drücke in Guns Darmtrakt. Vorsorglich hatte er in der Abgeschiedenheit seines Büros durch Öffnen des oberen Hosenknopfes für Erleichterung gesorgt. Der braune Ledergürtel der Uniformhose verdeckte jetzt dezent den Stilbruch. Als Gun den Schwamm am Waschbecken befeuchtete, schien seine Müdigkeit für diesen Moment besiegt zu sein. Das Darmdrücken war verschwunden. Akkurat wischte er die Notizen des letzten Falls von der Tafel. In gleichmäßigen Bahnen von links oben bis nach rechts unten glitt der Schwamm über das abgewetzte Olivgrün. Wie so oft erregte diese für Gun scheinbar sakrale Handlung ein Schmunzeln seiner Mitarbeiter, die hinter seinem Rücken versammelt saßen.
    Aufgrund von Besoldungsunterschieden zwischen den Abteilungen einer Polizeistation, sah die Buchhaltung den Personalwechsel von der einen zur anderen Abteilung ungern. In der Praxis war der temporäre Wechsel durchaus möglich. Inspektor Gun dachte daran, seine Lieblingskollegin Noi in die Ermittlungsarbeit einzubinden. Bisher war die junge Frau im Innendienst in der Abteilung Verbrechensbekämpfung tätig. Ihre meist männlichen Kollegen verbrachten die Dienstzeit hauptsächlich auf Streife und zeigten dort Präsenz.
    Der neunte Mann am Tisch war Guns Stellvertreter Mex, der in seiner braunen Dienstuniform gekleidet war. Im Gegensatz zu seinem Chef, besaß er Ehrgeiz und war zum Verrat fähig.
    Nachdem Inspektor Gun die gesäuberte Tafel mit einem Tuch trocken gewischt hatte, ließ er sich auf den freien Stuhl, der der Tafel benachbart war, niedergleiten. Die Haut seiner Hände war feucht und klebrig. Ein Moment der Stille trat ein. Das leichte Rauschen der Klimaanlage übertönte das Schweigen der Männer im Kreis. Der Motorenlärm der Fahrzeuge auf der Wirelessroad, die zwischen dem vierstöckigen Gebäude der Polizeistation und der Ostseite des Lumphiniparks liegt, klopfte an die geschlossenen Fenster des Besprechungsraums. Verschlagen verschaffte sich die Geisel der motorisierten Gesellschaft Einlass.
    „Kollegen, wir müssen die Juwelengeschichte an das DSI abgeben. Mex, stellen Sie die bisherigen Ermittlungsunterlagen zusammen und geben Sie diese ans DSI weiter.“
    Der gutaussehende Mex nickte kurz mit dem Kopf in Richtung Gun. Reflexartig strich der eitle, junge Mann die Falten aus seiner Uniformjacke und justierte den braunen Hemdkragen. Dann schweifte sein Blick über die Gesichter der Kollegen, bis er wieder starr ins scheinbare Nichts blickte. Er vermied jeden Augenkontakt.
    „Desweiteren möchte ich, dass Sie Mex, die Leitung des Polizeireviers übernehmen, solange ich die SOKO hier leite. Ich muss mich voll auf diese Aufgabe konzentrieren können. Sie werden also an den Ermittlungen nicht direkt teilnehmen.“
    Mex biss sich auf die Unterlippe. Er fühlte sich von seinem Chef in aller Öffentlichkeit überfahren.
    „Soll ich gehen, Sir?“, fragte Mex mit leicht provozierendem Unterton in der Stimme. Seine Stimme war prägnant und scharf und ließ nichts von Guns Zurückhaltung erkennen.
    „Nein, bleiben Sie. An den
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