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Song of Blood (German Edition)

Song of Blood (German Edition)

Titel: Song of Blood (German Edition)
Autoren: Sandra Busch
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nicht gefehlt und Lorcan hätte in einer beleidigenden Geste auf den Teppich gespuckt. Mit einem routinierten Griff zog Songlian die DV8, baute sich genau vor Bhreac auf und presste ihm die kalte Mündung direkt auf die Stirn.
    „Es sieht beinahe so aus, als würdest du die kürzeste Herrschaftszeit über die Familie Walker innehaben, Bhreac. Drei, zwei, ei…“
    „Ich habe ihm Ooghi angeboten“, antwortete Bhreac schnell, denn Songlian wirkte nicht, als würde er Witze machen wollen. Und Mathis tat nichts, um ihn aufzuhalten. Songlian nahm die Waffe herunter und blickte seinen Bruder wütend an.
    „Ooghi …“ Er seufzte hilflos. Beinahe hätte Mathis geflucht. Stattdessen wandte er sich zum zersplitterten Fenster um.
    „Und sicherlich hast du Far erzählt, wo Ooghi im Moment zu finden ist, correct?“, fragte Mathis ohne sich umzudrehen und kratzte mit einem Fingernagel etwas Blut von den Splittern. Es roch eindeutig nach Far.
    „Ooghi ist bei Skender Vale.“
    „Wo genau?“, fragte Songlian.
    „Am Güterbahnhof gibt es Lagerhallen. Skender ist in der Mittleren zu finden.“
    Songlian musterte seinen Bruder. Auch Mathis horchte auf. Der resignierte Ton passte so gar nicht zu Bhreac.
    „Bhreac, Far wird dir niemals gehören“, sagte Songlian mit ruhiger Stimme. „Er hasst dich. Selbst wenn es mich nicht gäbe, würde er dich hassen. Wieso willst du jemanden wie ihn an deiner Seite haben? Jemanden, der dich verabscheut?“
    Bhreac schwieg sich dazu aus.
    „Du hast uns in Moskau zusammen gehen lassen. Warum zerstörst du jetzt dieses großzügige Geschenk? Ich habe dich damals nicht verstanden, doch ich hatte deswegen Achtung vor dir.“
    Bhreac warf seinem jüngeren Bruder einen finsteren Blick zu.
    „Ich glaubte, du hättest verstanden, worum es Far und mir geht“, sagte Songlian leise. „Wie schade, dass ich mich geirrt habe.“
    Er wandte sich um und ging zur Tür. Mathis folgte ihm und sagte mit warnender Stimme über die Schulter hinweg: „Haltet euch von Far fern. Ich könnte ansonsten ärgerlich werden. Est-ce clair?“

 
     
    ***
     
    Als sie wieder in der Corvette saßen, forderte Mathis seinen Freund auf:
    „Versuche noch einmal ihn anzurufen, Florean. Und bete, dass wir ihn erreichen. Ansonsten bekomme ich wirklich Angst.“
    Songlian zog folgsam sein Handy hervor und wählte Fars Nummer. Er ließ es klingeln. Einen kurzen Moment lang lauschte er. Zu Mathis sagte er: „Der Anrufbeantworter.“ Anschließend sprach er: „Far, hier ist Songlian. Mathis und ich waren eben bei Bhreac. Falls du auf den Weg zu Ooghi sein solltest, bitte ich dich … ach was, ich flehe dich inständig an, dass du erst einmal zu mir kommst. Bitte unternimm nichts im Alleingang. Und melde dich bei mir.“ Songlian beendete sein einseitiges Gespräch und verstaute das Handy in seiner Tasche.
    „Er hat etwas vor und die Tatsache, dass er sein Telefon ausschaltet, bedeutet, dass es uns nicht gefallen würde“, sagte Mathis.
    Songlian nickte still. In seinem Gesicht zeigte sich Furcht und das war ein Ausdruck, der Mathis gar nicht gefallen wollte. Jemand, der Dämonen jagte, trug keinen solchen Ausdruck zur Schau.
    „Florean, was ist los mit dir?“, fragte er daher und legte eine Hand auf Songlians Arm.
    „Ich hatte bereits vor Tagen ein ungutes Gefühl. Als ob eine dunkle Wolke über uns hängt. Und nun scheint sich diese Wolke zu verdichten“, murmelte Songlian bedrückt.
    „Oui, ich erinnere mich, dass du dich bereits über ein schlechtes Gefühl geäußert hast. Hattest du vielleicht eine Vision oder etwas Ähnliches?“ Manche Vampire hatten derartige Fähigkeiten. Mathis nahm solche Warnungen nicht auf die leichte Schulter.
    „Ich hatte nie irgendeine Vision.“
    „Möglicherweise entwickelst du ein solches Können“, sagte Mathis.
    Doch Songlian schüttelte den Kopf und versuchte zu erklären: „Es ist mehr wie Bauchschmerzen, von denen man ahnt, dass sie in Krämpfen enden. Aber genug von meinen Unkenrufen. Wir sollten uns endlich in Richtung Butte-Montmartre bewegen. Beim Blut! Wenn ich Far dort erwische, dann kann er dieses Mal wirklich etwas erleben.“
    Mathis nickte zustimmend und startete den Sportwagen. Er lenkte die Corvette aus der Parklücke und in Richtung Güterbahnhof.

 
     
    ***
     
    Bestimmt fünf Minuten lang stand Bhreac mit hängenden Armen in seinem Zimmer. Lorcan konnte in dem Gesicht seines Bruders nicht lesen, und er hütete sich, ihn in diesen Zustand anzusprechen.
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