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Song of Blood (German Edition)

Song of Blood (German Edition)

Titel: Song of Blood (German Edition)
Autoren: Sandra Busch
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beeindruckend und wirkte sehr vornehm. Hohe Fenster und hübscher Stuck an der Mauer unterstrichen diesen Eindruck. Der dazugehörende parkähnliche Garten erinnerte Far allerdings schmerzlich an einen ähnlichen Ort in Moskau. Mit etwas Übung verdrängte er den unliebsamen Gedanken daran. Es war mittlerweile früher Abend. Er hatte den halben Tag gebraucht, um seinen ganzen Mut zusammenzunehmen und sich von einem Taxi hierherbringen zu lassen.
    Probehalber drückte er die Klinke des gusseisernen Tores herunter. Mühelos schwang es auf und gab den Weg zur dreistufigen Treppe frei, die zu einer geschnitzten Holztür führte. Buchsbäume standen in antik gehaltenen Kübeln auf jeder Stufe. Far fühlte sich auf einmal seltsam schüchtern. Was sollte er bloß sagen, wenn er Songlian gleich gegenüberstand? Wie ihm begegnen? Ehe er ganz den Mut verlor, griff Far nach dem mittelalterlich wirkenden Türklopfer und ließ ihn einmal gegen das polierte Holz fallen. Ein dumpfer Laut erklang und brachte sein Inneres zum Beben. Plötzlich fühlte er die Präsenz eines Vampirs. Sein Herz begann aufgeregt zu schlagen und er hob erwartungsvoll den Blick. Umso größer war die Enttäuschung, als ihm ein Paar himmelblauer Augen entgegenschaute, anstatt der erwarteten bernsteingelben. Der Vampir, der ihn lächelnd musterte, hatte rehbraunes Haar und milchfarbene Haut. Er wirkte beinahe ätherisch und trotzdem sehr überlegen.
    „Salut“, grüßte er lässig und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Far starrte ihn sprachlos an. Natürlich hatte er damit rechnen müssen, dass sich Songlian einen neuen Liebhaber suchen würde, aber mit diesem schlagartig konfrontiert zu werden, war ihm im Moment ein wenig zu heftig. Nun wusste er erst recht nichts mehr zu sagen.
    „Du bist Far Baxter, pas vrai? Und du möchtest zu Florean?“, fragte ihn die bezaubernde Erscheinung an der Tür.
    Far brachte noch immer kein Wort heraus und kam sich langsam wie ein Narr vor. Es war totaler Schwachsinn gewesen, nach Songlian zu suchen. Der hatte sich längst mit diesem attraktiven Wesen getröstet.
    „Florean ist nicht zu Hause. Er versucht dich im Bois de Boulogne zu vergessen“, hörte er den Fremden sagen. Natürlich. Songlian wollte ihn vergessen. Deshalb mochte er auch nicht mit ihm am Telefon sprechen. Far hätte sich selbst ordentlich in den Hintern treten können. Wie ein liebeskrankes Huhn rannte er einem Mann hinterher, der mehr als deutlich gemacht hatte, dass es zwischen ihnen aus und vorbei war. Und er musste erst bis nach Frankreich reisen, um zu kapieren, dass er der nervende Ex war.
    Heiser krächzte er: „Entschuldigung, ich habe mich in der Tür geirrt.“ Eine blödere Ausrede fiel ihm auf die Schnelle nicht ein. Er drehte sich um, stolperte die Stufen hinunter, wobei er beinahe einen der Buchsbäume umstieß.
    „Warte“, hörte er den Vampir hinter sich herrufen, doch Far hastete blindlings weiter. Autoreifen quietschten, als er ohne zu schauen über die Straße rannte und jemand schimpfte aufgebracht auf Französisch hinter ihm her. Er bekam es kaum mit.
    Blind und taub und zu keinem klaren Gedanken mehr fähig irrte er stundenlang durch die Straßen, bis er einen Teich erreichte. Wasser drang in seine Turnschuhe und erst jetzt realisierte er seine Umgebung. Verstört hob er blinzelnd den Kopf, um festzustellen, dass er bis zu den Knien im Teich stand. Spaziergänger sahen ihn teils erstaunt, teils erheitert und teilweise sogar ein wenig besorgt an. Ein älterer Mann, der offenbar zu den besorgten Passanten gehörte, sprach ihn an und versuchte in seiner Miene zu lesen. Wahrscheinlich glaubte er, dass Far sternhagelvoll war.
    „Tut mir leid, ich verstehe kein Wort. Aber mir geht es gut. Ich war nur total in Gedanken.“ Hastig zog sich Far auf trockenen Boden zurück und versuchte sich an einem unsicheren Lächeln. Der Franzose verstand ihn genauso wenig, wie er ihn.
    „Es ist alles okay. Ich habe bloß nicht auf den Weg geachtet.“
    Der Mann schien nicht völlig beruhigt. Fars Lächeln war wohl nicht überzeugend genug.
    „Okay?“, fragte der Franzose nach.
    Far nickte heftig und endlich zog sich der aufmerksame Herr mit einem Gruß zurück. Sich selbst verfluchend suchte sich Far eine freie Parkbank und ließ sich mit einem Ächzen darauf fallen. Die nassen Schuhe fühlten sich unangenehm an. Er zog die Turnschuhe aus, kippte das Wasser heraus und betrachtete mürrisch seine nassen Socken. Die tropfenden Hosenbeine
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