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Song of Blood (German Edition)

Song of Blood (German Edition)

Titel: Song of Blood (German Edition)
Autoren: Sandra Busch
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traurig.
    „Sicher erinnere ich mich. Die Mademoiselles haben erst Cancan getanzt und hinterher auf deinem Schwanz. Du warst so besoffen, dass ich dich wie einen nassen Sack den ganzen Weg nach Hause tragen musste.“
    Jetzt konnte sich Mathis ein Kichern nicht verkneifen.
    „Ah, oui, genau. Das war an dem Abend, als es einen Maskenball gab. Du trugst ein Eroskostüm und alle schauten dich den ganzen Abend über lüstern an.“
    Songlian grinste ebenfalls bei der Erinnerung und wischte sich Wassertropfen aus dem Gesicht.
    „Richtig. Du hattest dich als Giacomo Casanova verkleidet und ich kann mich erinnern, dass du unter dieser gepuderten Perücke wie verrückt geschwitzt hast. Und du hast dir große Mühe gegeben, wirkliche jede Dame des Balls zu verführen. Manchmal glaube ich, Casanova lebt weiter. Mit welcher Mademoiselle triffst du dich denn heute?“
    Mathis schwenkte den Rotwein in seinem Glas und sah wie eine Katze aus, die vor einer Schüssel mit Sahne sitzt. Seine hellblauen Augen blitzten vergnügt.
    „Mathis, spann mich nicht so auf die Folter. Oh, non, etwa diese liderliche Alais Nemour?“
    Mathis’ Grinsen verstärkte sich und Songlian begann schallend zu lachen.
    „Du wirst die nächsten Tage nicht laufen können. Elle te dèvoreras. – Sie wird dich verschlingen.“
    Mathis leerte sein Glas und stellte es behutsam auf die Natursteine, die den Pool umgaben. Gleich darauf beugte er sich vor und küsste Songlian flink auf den Mund.
    „Daher wirst du mir Glück wünschen, mon ami, damit ich den Fängen dieser wunderschönen Mademoiselle wieder entkommen kann.“
    „Du sollst mich doch nicht küssen, Mathis“, tadelte der streng.
    „Jedes Mal machst du mich damit ganz heiß und hinterher gibst du mir einen Korb. Das kratzt an meinem Ego.“
    Sein Freund lachte nur.
    „Dich muss man einfach küssen, mon ami. Allerdings bin ich nicht bereit dir meine Seele zu verkaufen, Florean. Und wenn ich dich erst einmal gekostet habe, würde ich mich Zeit meines Lebens nach dir verzehren und sicherlich qualvoll enden. Du bist mir zu diabolisch. Au revoir. Ich muss nun eilen.“ Mathis lachte ihn ein weiteres Mal an und verschwand durch den Park.
    Diabolisch? Songlian stieß einen elenden Seufzer aus. Mathis’ Worte hatten ihn auf dieselben trüben Gedanken gebracht, die er durch das Schwimmen hatte verdrängen wollen, denn auch er war dabei, sich zu verzehren.
    „Wünschen Monsieur ein Handtuch?“ Der ewig aufmerksame Baptiste hielt Songlian ein flauschiges Badetuch entgegen.
    „Merci“, murmelte der und stemmte sich aus dem Pool. Er tupfte sich die Wassertropfen von der Haut und wickelte sich das Badetuch um die Hüften. Mit seinem halb gefüllten Rotweinglas kehrte Songlian in sein Arbeitszimmer zurück. Erneut zog er die Schublade auf und holte den kleinen Zettel hervor.
    Ich liebe dich, Song.
    Ich habe dich schon immer geliebt
    Mehrmals las er diese einzelne Zeile. Danach nahm er den ausgeschnittenen Zeitungsartikel über den Unfall des Nachtwolfs aus derselben Schublade, dazu das Foto eines lachenden jungen Mannes.
    Das ist alles, was mir von dir geblieben ist, mon coeur, mo chroí, mein Herz. Diese drei Dinge und dein Blut in meinen Adern, das nach dir ruft und mich täglich quält. Du bist meine größte Liebe und zugleich meine größte Enttäuschung. Und ich muss jeden Tag an dich denken, weil mein Herz blutet. Songlian nahm das Foto in die Hand und betrachtete es. Er kannte jede Linie dieses wunderbaren Gesichts, kannte den Ausdruck dieser betörenden, stahlgrauen Augen und liebte den Schwung der Lippen, die so herrliche Sachen mit ihm anstellen konnten. Ein Schauer der Erregung überlief ihn. Rasch packte er Foto, Liebesbotschaft und Zeitungsartikel in die Schublade zurück und riss die Tüte mit den Crawlers an sich. Danach schlug er die Schublade heftig zu, ehe er in Tränen ausbrechen konnte. Beinahe hätte er sich dabei die Finger geklemmt. Langsam wich er rückwärts von seinem Schreibtisch zurück, als ob sich diese plötzlich wieder öffnen könnte. Mit energischen Schritten ging er dann in sein Schlafzimmer, warf dabei zwei der Crawlers ein und trat an den Kleiderschrank. Es war dringend geboten sich abzulenken. Zielstrebig zog er eine Jeans hervor, die seine Hüften gerade so bedecken würde und wählte dazu ein ärmelloses, silbernes T-Shirt. Es wurde Zeit für einen weiteren hemmungslosen Abstecher in den Bois de Boulogne. Berauscht und ohne Sorgen.

 
     
    ***
     
    Die Villa war
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