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Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I

Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I

Titel: Somnia Crudeles - grausame Traeume Vol I
Autoren: Chiara Varus
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Nachttisch. Doch Adrian bewahrte dort keine Waffen auf. Es waren bloß Briefe, adressiert an die Justizvollzugsanstalt. Aus einem fiel ein Foto heraus. Es zeigte zwei junge Männer. Der eine glich dem anderen aufs Haar. Bei näherer Betrachtung sah ich, dass es Adrian war – zweimal Adrian. Er hatte also einen Zwillingsbruder. Er hatte einen gehabt. In einem der Briefe befand sich eine Trauerkarte. Vor drei Jahren war Adrians Zwilling gestorben.
    Adrian hatte also gewusst, wie schmerzhaft es war, einen Bruder zu verlieren. Und genau damit hatte er mich gequält.
    Aber Marius war noch am Leben. Und für ihn ging ich über Leichen.
    Ich steckte die Pistole und das Messer in die Jackentasche und machte mich auf den Weg.
     
    Als ich das Haus verließ, stach mir die Sonne in die Augen. Ich hatte wieder dieses unwirkliche Gefühl, und ich merkte, dass die Stimmen wiederkehrten.
    Die Stimmen sprachen zu mir durch einen Sender in meinem Gehirn. Er war mir beim Militär eingepflanzt worden. Zunächst hatte ich es nicht bemerkt, denn sie hatten mich während des Eingriffs unter Narkose gesetzt. Ich war sozusagen ein Schläfer gewesen. Nach vier Jahren hatten sie den Sender dann scharf geschaltet und mir darüber Befehle erteilt.
    Allerdings hatte ich meinen eigenen Kopf. Manchen Befehlen gehorchte ich nicht. Daher wollten sie mich loswerden. Sie erklärten mich einfach für verrückt und wiesen mich in die Psychiatrie ein. Den Sender konnten sie jedoch nicht deaktivieren – wahrscheinlich ein technisches Problem. Eine Weile lang hatten sie mir nichts mehr befohlen. Nun meldeten sie sich wieder.
    Es war ein Mann mit dem Decknamen Kratos. Mit ihm hatte ich schon öfter Kontakt gehabt.
    Ich fragte ihn: »Was willst du? Warum kontaktiert ihr mich wieder? Das ist kein günstiger Augenblick. Ich muss mich jetzt um meinen Bruder kümmern.«
    Kratos ließ mich wissen: »Genau darum geht es. Wir wollen diese Organisation zerschlagen. Daher haben wir dich als Kontaktmann eingeschleust.«
    »Ihr hattet das alles geplant?«
    »Natürlich. Und du hast deine Sache recht gut gemacht. Wir konnten alles über deinen Sender verfolgen.«
    »Und warum meldet ihr euch erst jetzt?«
    Kratos erklärte: »Wir durften nichts riskieren. Die Angelegenheit ist streng geheim.«
    »Na toll.« Das war ja wohl die Höhe. »Ihr habt gewusst, was diese Kerle mit mir anstellen würden. Und jetzt habe ich auch noch meinen Bruder mit hinein gezogen.«
    »Das musste leider sein. Wir brauchen eine Garantie, dass du unsere Befehle diesmal auch wirklich befolgst.«
    Ich knurrte: »Ihr seid schlimmer als diese Menschenhändler.«
    »Nein. Wir sind die Guten. Und jetzt tu, was ich dir sage.«
    Zunächst sollte ich das Autoradio aus Adrians Wagen entfernen und zerstören. Es war nämlich gar kein Autoradio, sondern ein Gerät, das den geheimen Sender des Militärs ausspionierte. Ich zertrampelte es also auf dem Straßenpflaster und stieg in Adrians Wagen.
    Als ich den Rückspiegel ausrichtete, sah ich kurz mein Gesicht und sprach zu mir selbst: »Du bist nicht verrückt.«
    Kratos bestätigte mir das: »Natürlich nicht. Aber wir können dich wieder einweisen lassen. So viel zum Thema Befehlsverweigerung.«
    »Schon gut. Ich hab’s kapiert.«
    Ich startete den Wagen. Die Adresse, die der Doktor mir genannt hatte, lag außerhalb der Stadt. Ich kannte den Weg nicht, und Kratos konnte mir da auch nicht weiterhelfen.
    Ich fluchte: »Verdammt! Habt ihr denn keine Karte da?«
    Kratos reagierte patzig: »Ich bin Geheimagent und kein Navigationssystem.«
    »Du bist ein verschissenes Arschloch.«
    Ich hielt also an der nächsten Tankstelle und besorgte mir eine Straßenkarte. Bei der Gelegenheit nahm ich gleich noch eine Schachtel Zigaretten und zwei Flaschen Bier mit. Zwar hatte ich kein Geld, dafür aber eine geladene Pistole. Das Militär würde die Sache schon für mich regeln. Davon ging ich aus.
    Während der Fahrt baggerte Kratos mich an: »Ich habe mich schon immer gefragt, wie du aussiehst, Aaron. Die von ganz oben wissen das natürlich. Aber ich kenne nur deine Stimme.«
    Allerdings hatte er sich beim Abhören ein Bild von mir gemacht: »Du scheinst sehr attraktiv zu sein. Und du kannst offensichtlich sehr gut Schwänze lutschen. Ich stelle mir grad vor, wie du an meinem saugst. Würde dir das gefallen?«
    »Kommt drauf an, wie du aussiehst.«
    Kratos beschrieb sich als groß und schlank, ein eher nordischer Typ. Er trug ein Piercing durch seine Eichel, einen
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