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Sommersonne

Sommersonne

Titel: Sommersonne
Autoren: Catt Ford , Uta Stanek
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Versuchen Sie, sich zu entspannen.«
    »Das sagt sich so leicht«, murmelte ich.
    »Nein, nicht wirklich«, stimmte sie zu.
    Ich bemerkte, dass ihre Hände zitterten, also nahm ich sie in meine und dort saßen wir dann schweigend, uns gegenseitig an den Händen haltend.
     
    ***
     
    Ich sah Russ, bevor sie es tat. Er kam den Flur entlang, in einer Hand hielt er eine Art Polizeiweste, während er sich mit einem Lächeln auf dem Gesicht mit seinem Bruder unterhielt.
    Ich stand auf. Abrupt blieb er stehen, als er mich entdeckte. Das Lächeln verschwand, sein Gesichtsausdruck wurde schrecklich unsicher.
    Meine Beine zitterten so sehr, dass ich nicht zu ihm rüberlaufen und mich in seine Arme werfen konnte, wie ich es so gerne tun wollte. Ich sagte nur: »Russ.«
    Über die Entfernung hinweg konnte er mich nicht einmal hören, aber er musste meine Lippen gelesen habe. Er drückte die Weste seinem Bruder in die Arme und kam auf mich zu. Ich traf ihn auf halber Strecke.
    »Dir geht es gut.«
    »Hab eine ziemlich üble Prellung«, sagte er.
    »Ich hab gehört, du wurdest angeschossen.«
    »Schusssichere Weste. Hat mir das Leben gerettet.«
    »Ich könnte dich jetzt einfach umarmen.«
    »In der Öffentlichkeit umarme ich nur meinen Freund«, entgegnete er.
    »Du bist ein harter Verhandlungspartner.« Ich trat einen Schritt näher heran und warf die Arme um seinen Hals. »Ich hatte solche Angst, als ich es gehört habe.«
    Ich hatte immer noch Angst, bis ich seine Arme spürte, die sich um mich legten. Sein Mund war direkt an meinem Ohr und ich konnte seinen Atem fühlen, als er meinte: »Ich habe von einem Meister gelernt.«
    Ich fühlte mich ein bisschen zittrig, als mir wieder bewusst wurde, dass wir inmitten eines allgemein zugänglichen Raumes standen; zwei Männer, die sich umarmten. »Ähm, sorry, ich wollte nicht –«
    »Ich aber«, sagte Russ bestimmt. »Pass auf, ich muss zur Nachbesprechung. Das wird Stunden dauern. Warum gehst du nicht schon mal nach Hause und ruhst dich ein bisschen aus. Ich komme nach, so schnell ich kann.«
    »Ich will dich nicht gehen lassen«, sagte ich und ließ meine Hände über seine Arme und Schultern wandern, um mich zu vergewissern, dass mit ihm alles in Ordnung war. Er fühlte sich so fest an, so warm und lebendig.
    »Ich wünschte, ich müsste das nicht tun, aber… die Pflicht ruft«, meinte Russ. »Kannst du fahren?«
    »Wenn ich es in einem Stück hergeschafft habe…« Zitternd lachte ich auf. »Geh schon. Ich warte.«
    Er nickte und drückte mich noch einmal fest an sich, bevor er zu drei anderen Polizeibeamten hinüberging. Sie schienen nicht im Mindesten überrascht zu sein, dass er einen anderen Mann umarmt hatte.
    Janice ergriff das Wort und ließ mich zusammenzucken, weil sie sich uns genähert haben musste, während wir uns unterhalten hatten. »Hätten Sie Lust, mit George und mir zu Abend zu essen? Wir haben einen Babysitter für heute, also haben wir noch ein paar Stunden rumzubringen.«
    Russ' Bruder trat zu uns und unter seinem argwöhnischen Blick verlor ich jeglichen Mut. »So, Sie sind also J.D.«, meinte er im missbilligenden Tonfall.
    »Sei nett, George«, wies Janice ihn an.
    »Haben Sie vor, meinen Bruder schon wieder zu verletzen?«
    Ich versuchte, mir meinen älteren Bruder vorzustellen, der sich mit so einer beschützenden Stimme und Einstellung für mich einsetzte, aber nicht einmal die blühendste Fantasie wäre dafür ausreichend gewesen.
    »Nein?«, sagte ich ein bisschen eingeschüchtert. Ich fragte mich, ob George ebenfalls Polizist war. Den selbstbewussten Gang und den bedrohlichen Ausdruck in den Augen beherrschte er jedenfalls schon mal perfekt.
    »Großartig. Dann muss ich Sie ja nicht erschießen.« Sein Schlag auf meine Schulter ließ mich beinahe in die Knie gehen.
    »Wenn das Ihre Art ist, Ihre Freude auszudrücken…«
    »Na kommen Sie, J.D.«, sagte Janice. »Ich beschütze Sie.«
    »Hey, ich bin hier derjenige, der schützt und dient«, protestierte George grinsend.
    Okay, er war zweifellos Russ' Bruder und zweifellos ein Cop.
     
    ***
     
    In dieser Nacht leuchteten die Sterne wunderschön am Himmel. Ich starrte zu ihnen nach oben, bis ich das Gleichgewicht verlor und einen Schritt machen musste, um meine Balance wiederzufinden. Ich hatte mein Gleichgewicht verloren, seit ich Russ über den Weg gelaufen war, und es war mir unmöglich, meine innere Balance wiederzufinden, solange ich ihn nicht erneut sah.
    Unruhig lief ich über den Steg
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