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Sommersonne

Sommersonne

Titel: Sommersonne
Autoren: Catt Ford , Uta Stanek
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gehabt.
    Ich schloss die Tür und wanderte wie ein Zombie zum Steg hinunter.
     
    ***
     
    Ich konnte mich nicht mal anständig betrinken. Für gewöhnlich schickten mich bereits zwei Bier auf die Tische, wo ich mit einem Lampenschirm auf dem Kopf herumtanzte – liegt an meiner Körpermasse –, aber nachdem ich die vier Flaschen aus dem Kühlschrank hinuntergekippt hatte, die noch von dem Sixpack, das Russ mal mitgebracht hatte, übriggeblieben waren, war's das mit dem Saufgelage. Meine Eltern waren trotz ihrem Sinn für Humor, wenn es darum ging, ihren Kindern Namen zu geben, keine großen Trinker.
    Auf keinen Fall würde ich noch mal ins FishnBait gehen. Ich war mir nicht sicher, ob ich Miss Agnes erneut unter die Augen treten wollte. Nicht nur, weil ich mich ihr gegenüber wie ein schnippischer Vollidiot verhalten hatte, sondern auch, weil ich nicht unbedingt in ihrer Reichweite sein wollte, wenn herauskam, dass ich mit Russ Schluss gemacht hatte.
    Nicht, dass wir jemals zusammen gewesen wären. Ich hatte ihm nur mal gründlich den Kopf waschen müssen.
    Ich konnte mir nicht mal einen runterholen. Waren wir mal ehrlich: Es lag nicht daran, dass ich vergessen hatte, wie man sich einen runterholte, ich war einfach nicht in der Lage, zu kommen, ganz egal, was ich auch tat. Mein Schwanz wurde wund, bevor irgendetwas passierte, und angewidert beendete ich den Versuch.
    Ich fragte mich, warum ich meinen Urlaub nicht einfach abbrach und in die Stadt zurückfuhr. Dort könnte ich wesentlich mehr Spaß haben. Die Stadt war voller heißer, williger Kerle, die auf der Suche nach dem nächsten Aufriss waren.
    Plötzlich fiel mir ein, dass ich mein Auto würde auftanken müssen und dass es da eine Tankstelle am Dorfrand gab, die meine Familie nie aufgesucht hatte. Also würde mich dort niemand wegen meines Sexlebens in die Mangel nehmen. Mit nur einer Fahrt könnte ich Bier und Sprit besorgen und sollte ich mich dafür entscheiden, früher in die Stadt zurückzukehren, müsste ich nur noch meine Tasche in den Kofferraum werfen und könnte dann losfahren.
    Ich tauschte meine kurze Hose gegen eine lange und fuhr zur Tankstelle rüber. Fragen zum Hosenwechsel beantworte ich übrigens nicht, hat mit meiner Mutter zu tun.
    Ich tankte voll und ging hinein, um mich mit Bier einzudecken. Der Angestellte hinter dem Tresen hatte den Fernseher eingeschaltet und unterhielt sich mit einem Kunden. Ich ging zum Kühlregal rüber und machte mich mit der Auswahl vertraut.
    »Haben Sie von der Schießerei drüben in Sackettville gehört?«, fragte der Angestellte.
    »Wo soll das bloß hinführen, wenn wir schon hier oben Schießereien haben?«, entgegnete der Kunde missbilligend. »Das hier war mal ein schöner, ruhiger Ort, wo sich ein anständiger Mann mit seiner Familie niederlassen konnte. Und nun: Gangs. Die sind heutzutage ja überall.«
    »Ein paar Cops hat's erwischt«, meinte der Angestellte. »Irgendwas mit einem Einbruch und einer Geiselnahme.«
    Hätte ich irgendetwas in Händen gehalten, hätte ich es jetzt fallengelassen. Ich erstarrte an Ort und Stelle, die Tür vom Getränkekühlschrank noch geöffnet, sodass die kalte Luft mich umnebelte.
    »Hey! Machen Sie die Tür zu, Sie lassen ja die ganze Kälte raus!«, brüllte der Angestellte zu mir rüber.
    Ich ließ die Tür los und sie fiel krachend zu. Ich näherte mich dem Tresen, die Augen auf den Live-Bericht im Fernsehen geheftet. Zahllose Polizeiwagen standen vor einem Lagerhaus. Nur weil Russ ein Cop war, musste das nicht bedeuten, dass er darin involviert war.
    »Haben sie… haben sie die Namen derjenigen genannt, die getroffen wurden?«, stammelte ich.
    Neugierig taxierte mich der Angestellte. »Hab nicht alles mitbekommen, aber einer davon kommt von hier. Russell Seavers. Wohnt hier in der Nähe.«
    Wie konnte er nur so gleichgültig sein, fragte ich mich beinahe hysterisch. Kümmerte es ihn überhaupt?
    »Ist er… schwer verletzt?« Ich konnte mich nicht dazu überwinden, tot zu sagen.
    »Haben sie nicht gesagt. Nur dass alle Verletzten ins Krankenhaus in Sackettville transportiert worden sind.« Er musterte mich noch immer, als ich mich auf dem Absatz umwandte und zur Tür rannte. »Kennen Sie ihn?«, brüllte er mir hinterher.
    Zum Glück hatte ich bereits vollgetankt. Mit dem ganzen Verkehr um mich herum dauerte es mit dem Auto eine halbe Stunde bis nach Sackettville, auch wenn ich schnell fuhr. Ich hatte ganz vergessen, dass nicht jeder hier oben Urlaub hatte, so
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