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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht
Autoren: Melissa Marr
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extremer Schönheit geschaffen.
    Und dann um seine Loyalität gefochten.

Eins
    GEGENWART
    Ani öffnete eine Seitentür zum Stall. Das höhlenartige Gebäude war gleichermaßen Garage wie richtiger Stall, und Ani sog im Gehen das Duftgemisch aus Diesel, Stroh, Abgasen und Schweiß ein. Die meisten Kreaturen nahmen, sobald sie nach draußen kamen, die Gestalt von Fahrzeugen an, aber hier, in ihrem sicheren Hafen, wanderten sie in jeder Form umher, die ihnen gerade gefiel. Eins der Rösser kauerte auf einem Wandvorsprung unter dem Dachfenster. Es war irgendetwas zwischen Adler und Löwe, sowohl Federn als auch Fell bedeckten seinen massigen Körper. Mehrere andere Rösser standen als Motorräder, Autos und Trucks in einer Reihe. Ein aus der Art geschlagenes Exemplar hatte die Gestalt eines Kamels angenommen.
    Ein Hundself, der gerade eine mattschwarze Harley mit jeder Menge Chrom polierte, blickte auf, als sie näher kam. Das Tuch in seiner Hand war aus einem der vielen extra für ihre Rösser aus dem Elfenreich importierten Stoffe. »Suchst du Chela?«
    »Nein.« Ani blieb im Gang stehen, um nicht gleich in seine Privatsphäre oder die des Rosses einzudringen. »Nicht Chela.«
    Die halbwegs feste Freundin ihres Vaters spendete ihr zwar immer wieder Trost, versuchte jedoch zugleich mütterlicher zu sein, als Ani es von ihrer Seite akzeptieren konnte. Genauso hatten auch Gabriels Versuche, ihr ein Vater zu sein, etwas angestrengt Menschliches. Sie wollte aber keine Kopie einer Familie von Sterblichen. Außerdem hatte sie schon mit Rabbit und Tish, ihren halbsterblichen Geschwistern, eine Familie. Während des letzten Jahres, nachdem sie zum Hof der Finsternis gebracht worden war, um künftig dort zu leben, hatte sie andere Erwartungen gehegt: Sie wollte richtig zur Wilden Meute gehören, ein vollwertiges Mitglied des väterlichen Rudels werden. Doch diese Hoffnung hatte sich nicht erfüllt.
    Der Hundself hielt nur gerade so lange in seinen gleichmäßigen Bewegungen inne, dass er ihr einen kurzen Blick zuwerfen konnte. »Gabriel ist auch nicht hier.«
    »Ich weiß. Ich suche niemand Speziellen.« Ani näherte sich seiner Box. »Ich bin einfach gern hier.«
    Der Blick des Hundes wanderte den Gang rauf und wieder runter. So früh war noch kein anderer Hundself in Sicht, dafür konnten sie eine Menge Rösser beobachten. »Brauchst du irgendwas?«
    »Sicher.« Ani lehnte sich an die Wand. Es wäre eine Beleidigung gewesen, nicht zu flirten, auch wenn sie beide wussten, dass es zu nichts führen würde. »Ein bisschen Spaß. Ein bisschen Ärger. Einen kleinen Ausflug …«
    »Hol die Erlaubnis vom Boss ein, dann drehe ich sofort eine Runde mit dir!« Die leuchtend grünen Augen des Hundes blitzten auf.
    Ani war klar, dass dieselbe Energie, die sie in seinen Augen sah, auch in ihren eigenen funkelte. Sie waren beide Abkömmlinge der Wilden Meute; der Geschöpfe, die über die Erde dahinrasten, um ungehemmt Angst und Schrecken zu verbreiten und Rache zu üben. Sie waren so etwas wie die Zähne und Klauen des Elfenreichs, lebten inzwischen jedoch in der Welt der Sterblichen und waren durch ihren Gabrielhund an den Hof der Finsternis gebunden.
    Einen Gabriel, der jeden in Stücke reißen würde, der seine Tochter anrührt.
    »Du weißt doch, dass er’s nicht erlaubt«, meinte sie.
    Ihr Vater hatte das Sagen. Und er hatte festgelegt, dass nur derjenige, der im Kampf gegen ihn bestehen konnte, Ani ausführen durfte.
    Oder sonst irgendwas tun.
    »Hallo?«
    Sie blickte den Hund an.
    »Wenn du nicht seine Tochter wärst, würde ich es ja riskieren, aber mit Gabe will ich ganz bestimmt keinen Ärger.«
    Ani seufzte – nicht aus Enttäuschung, sondern weil sie wusste, dass sie niemals eine andere Antwort bekommen würde. »Ja, schon klar.«
    »Überzeuge ihn davon, dass dich ein bisschen Spaß nicht umbringt, dann bin ich als Erster am Start, versprochen.« Der Hund beugte sich vor, um ihr rasch einen Kuss auf die Lippen zu drücken.
    Es war nicht mehr als eine Sekunde der Zärtlichkeit, bevor er weggerissen und über den Gang gegen die gegenüberliegende Box geschleudert wurde. Der dumpfe Aufprall, mit dem er gegen das Holz knallte, übertönte die meisten seiner Flüche.
    »Rühr meinen Welpen nicht an!« Gabriel stand in der Mitte des Gangs. Er grinste, doch seine Haltung war bedrohlich. Natürlich war sie das, schließlich war er der Hundself, der die Wilde Meute anführte – Drohen war für ihn so natürlich wie Atmen.
    Der
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