Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht
Autoren: Melissa Marr
Vom Netzwerk:
dorthin, wo mehrere Mitglieder des Sommerhofs Blumengirlanden flochten. »Ist es denn so wichtig, was ich anhabe?«
    Aobheall zog die Augenbrauen zusammen. »Ja, das sollte es zumindest, Ashlyn.«
    »Ich weiß … und entscheide dich dafür, glücklich zu sein, hab ich Recht?« Ein übertrieben fröhliches Lächeln erhellte Ashlyns Gesicht. Die Sommerkönigin regierte jetzt schon länger als ein Sterblichenjahr. In dieser Zeit hatte sie bereits lernen müssen, mit den Konflikten zwischen den Elfenhöfen umzugehen, war durch eine Stichwunde verletzt worden und hatte eine ihrer Freundinnen an den Hof der Finsternis verloren. Sie hatte sich bemüht, die jahrhundertealten Rivalitäten, Bündnisse und Ressentiments unter den einzelnen Höfen zu verstehen. In Devlin entbrannte das unvernünftige Bedürfnis, ihr gute Ratgeber zu schicken. Er unterdrückte den Wunsch: Die Sommerkönigin besaß für ihn keinerlei Priorität.
    Sorcha zeigte mit dem Finger auf das dunstige Bild, wodurch die Oberfläche sich kräuselte. »Wie kann sie glücklich sein, wenn er es nicht ist?«
    »Sie versucht, zum Wohl ihres Hofs glücklich zu sein«, erklärte er ihr. »Das ist nicht dasselbe wie echtes Glück. Du kannst ihr schlecht vorwerfen, dass sie ihren Hof stärken will.«
    Sorcha stimmte ihm offenbar nicht zu: Die Dornen wuchsen weiter und verwoben sich wie Fäden auf einem Webstuhl, bis sie ein beängstigendes Hindernis zwischen Sorcha und Devlin bildeten.
    »Erzähl mir mehr, Bruder.« Sie klang zerbrechlich und so gar nicht wie die selbstbewusste Königin, die sie seit Devlins erstem Atemzug stets gewesen war.
    »Der Sommer ist von Natur aus glücklich«, erinnerte er sie, beobachtete dabei aber weiter die Sommerkönigin. Unter ihren Augen lagen Schatten, als schliefe sie zu wenig, und ihre gezierten Gesten passten nicht zu dem fröhlichen Treiben um sie herum. Ashlyn tat das, was Sorcha hätte tun sollen : Sie machte das Beste draus, welche Sorgen sie auch immer quälen mochten. Der Unterschied war natürlich, dass die Königin des Lichts möglichst gar nicht erst in Sorgen versinken sollte. Stimmungstiefs waren nicht gerade an der Tagesordnung am Lichthof – im Gegenteil, so etwas gehörte eigentlich nicht dorthin.
    »Ich möchte, dass er nach Hause kommt«, flüsterte Sorcha. »Ihre Welt ist nicht sicher. Bananach gewinnt an Stärke. Die Höfe sind sich uneins. Wenn dort ein richtiger Krieg ausbricht, wird die Welt der Sterblichen in Mitleidenschaft gezogen. Erinnerst du dich noch an die Zeiten, in denen sie stärker war, Bruder? Die Sterblichen hauchen so leicht ihr Leben aus. Er wird ihr nicht aus dem Weg gehen können … Bis vor kurzem war er noch sterblich. Er muss hier sein, wo er in Sicherheit ist.«
    »Bald.« Devlin versuchte gar nicht erst, durch die Dornen hindurchzugreifen, die sich inzwischen wie ein Mantel um seine Königin gelegt hatten. Er wollte sie gern trösten, ihr sagen, dass er da war, doch sie fand die Zurschaustellung solch unpassender Empfindungen abstoßend. Alle Emotionen, die bewiesen, dass er streng genommen nicht an den Hof des Lichts, dass er nicht wirklich zu ihr gehörte und der Stellung eines Ratgebers der Königin der Vernunft eigentlich nicht würdig war, hatte er sein Leben lang vor ihr verstecken müssen. Der restliche Hof mochte vielleicht nicht bemerken, wie viele irrationale Gefühle in ihm steckten, doch sie wusste es. Sie hatte es immer gewusst – und fand es grauenerregend.
    Sorcha beobachtete stumm die durchsichtigen Gestalten. Die Sommerkönigin in diesen verschwommenen Bildern erschrak und sah auf. Dann lächelte sie hoffnungsvoll. Was oder wen auch immer sie sah, blieb für Sorcha unsichtbar. Eine Sekunde später war Ashlyn verschwunden.
    »Er ist dort«, murmelte Sorcha. »Bei ihr.«
    »Vielleicht.« Devlin vermutete, dass es tatsächlich Seth war, der da gekommen war. Allerdings gab es auch andere, die Sorcha nicht sehen konnte – manche von ihnen hatte Devlin selbst vor ihr verborgen.
    »Glaubst du, es geht ihm gut?« Sorcha blickte Devlin in die Augen. »Was, wenn er reden möchte oder … neue Pinsel braucht … oder … nach Hause will? Vielleicht möchte er ja nach Hause. Vielleicht ist er unglücklich. Wie kann ich das wissen?«
    »Ich werde ihn noch einmal besuchen.« Devlin hätte Seth am liebsten zurück ins Elfenreich gebracht, doch Sorcha hatte die Entscheidung Seth überlassen. Und der hatte beschlossen, in die Welt der Sterblichen zurückzukehren, wo seine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher