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Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht

Titel: Sommerlicht Bd. 4 Zwischen Schatten und Licht
Autoren: Melissa Marr
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Hundself auf dem Boden betastete, an eine Trennwand der hölzernen Box gelehnt, seinen Hinterkopf. »Verdammt, Gabriel. Ich hab sie doch überhaupt nicht angerührt.«
    »Deine Lippen lagen auf ihren. Das ist eine Berührung«, knurrte Gabriel.
    Ani trat vor ihren Vater und stach ihm mit einem Finger in die Brust. »Benimm dich nicht, als würden sie was falsch machen, wenn sie meinen Wünschen entgegenkommen.«
    Er sah sie wütend, aber reglos an. »Ich bin der Gabrielhund. Ich führe dieses Rudel an, und wenn einer von ihnen«, er sah an ihr vorbei zu dem Hundself, »mich deinetwegen zum Zweikampf herausfordern will, muss er nur den Mund aufmachen.«
    »Ich hab ihr eine Abfuhr erteilt«, protestierte der auf dem Boden sitzende Hund.
    »Nicht, weil sie nicht gut genug ist«, knurrte Gabriel.
    »Nein, nein.« Der Hund hob abwehrend die Hände. »Sie ist perfekt, Gabe … aber du hast gesagt, sie sei tabu.«
    Ohne ihn anzusehen, reichte Gabriel ihm die Hand.
    Der Hund blickte Ani an. »Tut mir leid, dass … ich, äh, dich berührt habe.«
    Ani verdrehte die Augen. »Das ist echt süß von dir.«
    »Tut mir leid, Gabriel. Kommt nicht wieder vor.« Der Hund stieg auf sein Motorrad und fuhr mit lautem Getöse davon, das mehr wie ein Knurren klang als ein echter Harley-Motor.
    Eine Sekunde lang war es absolut still im Stall. Die Rösser blieben stumm und reglos.
    »Mein perfekter Welpe.« Gabriel trat zu Ani und fuhr ihr durch die Haare. »Er ist nicht gut genug für dich. Keiner von ihnen ist es.«
    Sie schubste ihn weg. »Ist es dir lieber, wenn ich verhungere, weil ich keine Haut zu fassen kriege?«
    Gabriel schnaubte. »Du verhungerst nicht.«
    »Aber ich würde es, wenn ich alle deine Vorschriften befolgen würde«, murmelte sie.
    »Und ich würde dir nicht so viele Vorschriften machen, wenn ich glauben würde, dass du sie befolgst.« Er boxte sie, und sie wich aus. Der Schlag war ganz nett, aber nicht mit voller Kraft und ganzem Gewicht ausgeführt. Immer hielt er sich ihr gegenüber zurück! Das war beleidigend. Wenn sie richtig zur Wilden Meute gehörte, würde er mit ihr kämpfen wie mit allen anderen. Er würde sie trainieren. Er würde mich als Teil des Rudels akzeptieren .
    »Du bist echt ein beschissener Vater.« Sie wandte sich ab und marschierte den Gang hinunter.
    Er konnte ihre Gefühle, anders als die meisten Elfen am Hof der Finsternis, nicht schmecken. Da die Hunde sich nicht von den gleichen Dingen ernährten wie andere Dunkelelfen, blieben Anis Emotionen vor ihnen verborgen. Dieser Mangel hatte zur Folge, dass die Mitglieder der Wilden Meute eine schroffe und direkte Art hatten. Und es funktionierte gut: Dunkelelfen wurden durch das Schlucken dunkler Emotionen ernährt, während Hunde die körperliche Berührung für ihre Ernährung brauchten. Also erregte die Meute Angst und Schrecken, was den Hof speiste, während der Hof die Hundselfen wiederum mit Berührungen versorgte. Ani war insofern unnormal, als sie beides brauchte.
    Was echt nervt.
    »Ani?«
    Sie blieb nicht stehen. Auf gar keinen Fall würde sie zulassen, dass er die Tränen in ihren Augen sah! Noch ein weiterer Beweis für meine Schwäche . Sie machte über die Schulter hinweg eine Geste. »Ich hab’s kapiert, Daddy . Ich bin nicht willkommen.«
    »Ani.«
    Als sie an der Tür ankam, liefen ihr die Tränen schon über die Wangen. Sie drehte sich nicht um.
    »Wenn du mir versprichst, dass du dich da draußen an die Regeln hältst, könntest du dir heute Abend vielleicht noch mal Ches Ross ausborgen.« In seiner Stimme schwang die Hoffnung mit, die er niemals laut ausgesprochen hätte. »Falls sie einverstanden ist.«
    Da wandte Ani sich um und lächelte ihn zögerlich an. »Wirklich?«
    »Ja.« Er stand immer noch an derselben Stelle. Ihre Tränen kommentierte er nicht, aber seine Stimme wurde sanfter, als er hinzufügte: »Und ich bin überhaupt kein schrecklicher Vater.«
    »Vielleicht.«
    »Ich möchte einfach nicht darüber nachdenken, dass du … bestimmte Dinge willst … oder verletzt wirst.« Statt sie anzusehen, faltete Gabriel bedächtig das Tuch zusammen, das der Hundself fallengelassen hatte. »Irial behauptet, dass es dir gut geht. Ich erkundige mich. Ich bemühe mich.«
    »Ich weiß.« Sie warf ihre Haare nach hinten und versuchte, vernünftig zu sein. Das war manchmal das Schlimmste: Sie wusste genau, dass Gabriel sich Mühe gab. Sie wusste, dass er Irials Urteil vertraute, Chela und seinem Rudel. Er hatte nie eine
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