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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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folgenden kurzen Rückfall in die Anarchie eine Projektaristokratie heraus, die einiges an Machtwissen akkumulierte. Ringsherum hatten die kleinen Handwerksleute und Gartenbauern ihre Nischen gefunden, in denen man sie gewähren ließ. Und nun? Nun war die Phase der Aufklärung angebrochen: der Ausgang des Mitbewohners aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Er wollte die Dinge endlich selbst in die Hand nehmen.
    »Jut, denn lecht ma wieda los. Wenn watt is, ick sitze im Tabbert.« Wolle weckte mich unsanft aus der intellektuellen Träumerei. Wie ein Vater, der seinen Sohn in die Lehre schickt, übergab mich Konrad in die Obhut von Mike. Der zeichnete mit dem Spaten die Umrisse des Lochs in den Boden und drückte mir das Arbeitsgerät in die Hand: »Bitteschön.«
    Hier war nun die Gelegenheit, der versammelten Elite zu zeigen, dass ich einen wertvollen Beitrag zu leisten hatte und das Projekt Scheune vorantreiben konnte. Immerhin hatte ich ja noch meine Fitness als Jogger einzubringen. Ich buddelte wie ein Tagebaubagger drauflos. Fabian und Konrad unternahmen derweil mit Kippchen im Mundwinkel einen Kontrollgang entlang der Gräben, um die frisch verlegten Leitungen vor ihrem Verschwinden unter der Betonplatte noch einmal aufs Genaueste zu inspizieren. Ein Seitenblick der beiden verriet mir, dass ich meine Sache gar nicht mal so schlecht machte. Ich hatte sogar den Eindruck, einen Funken Stolz in ihren Augen zu sehen. Nur Mike ignorierte mich, wenn er mit seiner Schubkarre an meinem Loch vorbeikam. Ich legte die Jacke ab und noch eine Schippe zu. Dann musste ich es einsehen: Diese Geschwindigkeit war nicht lange durchzuhalten. Völlig außer Atem stützte ich mich auf den Spaten. Endlich schenkte mir mein Ausbilder Mike ein wenig Beachtung. Er stoppte mit der Schubkarre neben dem Loch. Ein erstes Lächeln.
    »Allet jut?«
    »Alles bestens«, flötete ich.
    Bums, da war es wieder, dieses Gefühl, mich im Ton vergriffen zu haben. Wie schon auf der Einladungstour vor Betonplattengießer Heinchens Haustür klangen meine Worte zu unmännlich, fand ich. Dass ich diesmal allein schon deswegen so flötete, weil ich aus dem letzten Loch pfiff, machte die Sache nicht besser. Gegenüber Mike und seinem handfesten Können kamen mir die paar Meriten, die ich als Kopfarbeiter gesammelt hatte, plötzlich besonders ätherisch vor. Die Verdienste des Akademikers verflüchtigten sich, sobald er mit Spaten und Maurerkelle seinem uckermärkischen Vorarbeiter gegenübertritt. Ich musste an eine Zeichnung meines Lieblingscartoonisten Gary Larson denken: Zwischen lauter breitbeinig vornübergebeugten Cowboys am Lagerfeuer sitzt einer, der die Beine in intellektueller Pose überschlagen hat. Sein Sitznachbar zeigt auf die verknoteten Beine und fährt ihn von der Seite an: »Lass den Scheiß, Joe!« Hier war ich der Joe.
    »Bessa, man jeht die Sache ruhiger an, wa?«, sagte Mike.
    »Ja, ist wohl besser«, antwortete ich nun mit sonorer Stimme.
    Ab eineinhalb Meter Tiefe schüttete mein Körper Endorphine aus, die mich bei der Stange hielten. Das Zementradio mit dem Elektrogeballer gab den Takt vor. Ich grub mich glücklich. Zwischendurch schaute immer mal wieder Oscar mit seinem Fußball unterm Arm in der Scheune vorbei und fragte mich, warum ich gerade das jetzt machen müsse.
    »Damit wir hier mal einen schönen großen Gemeinschaftsraum mit einer Küche, einem Badezimmer und noch ein paar mehr Schlafzimmern haben«, erklärte ich ihm. Der Filius schaute mich ratlos an. Zwischen Vision und Realität klaffte derzeit noch deutlich mehr als nur das Loch, in dem ich inzwischen bis zur Hüfte stand.
    Um mich bei Laune zu halten, hielt Mike nach jeder zweiten Schubkarre Ziegelsteine, die er ranholte, seinen Zollstock in die Grube und sagte: »Kleenet bisschen noch.«
    Als es vollbracht war und ich bis zum Scheitel in der Grube stand, reichte mir Mike einen Eimer mit Mörtel, eine Maurerkelle und erste Steine an. Ich begann, die Ziegel schnurgerade an den Seitenwänden entlangzulegen.
    »Falsch! Allet retour«, befahl Mike.
    Er erklärte mir, in welcher Formation ich die Steine zu mauern hatte, doch ich begriff es nicht. Also lotste er mich mit jedem Stein wie einen Fahranfänger beim Einparken in die richtige Position: »Noch zwee Zentimeter nach links, jawoll, und noch ein bisschen schräger, ja, so isset jut.« Als die erste Reihe lag, verstand ich, dass wir im Kreis mauerten, einen Zylinder beziehungsweise eine Art Brunnen. Und der
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