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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück
Autoren: Luanne Rice
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die Äste, schrieb die Zeit auf den sandigen Boden. Bay war vermutlich eingenickt, denn sie wachte abrupt auf, in Dans Armen.
    »Ich bin bei dir«, flüsterte er; Bay öffnete die Augen und wusste, dass seine Worte ernst gemeint waren, jetzt und für alle Zeiten.
    »Und ich bei dir.«
    Nach einem Winter, der länger gewesen war als die vergangenen Monate – sich über Jahre hinzog, in denen sie sich erstarrt und in sich selbst vergraben gefühlt hatte –, spürte Bay den Sommer unter ihrer Haut.
    Sommer bedeutete Garten. Bedeutete Rosen, Stockrosen, Rittersporn, Geranien. Vögel. Lange Tage und sternenklare Nächte. Sommer bedeutete heißer Sand und blaues Meer. Die Jahreszeit, in der man sich wohl fühlte, an jeder Freude und jedem Geschenk des Himmels so lange wie möglich festhielt, bevor man sie ziehen ließ, um sie immer wieder aufs Neue willkommen zu heißen.
    Sie halfen sich gegenseitig auf, wischten Sand und trockenes Gras ab, kamen sich wie Teenager vor, nur besser – Teenager waren zu jung, um zu erkennen, wie schnell sich die Strömung veränderte, wie mächtig die Gezeiten waren. Wenn man etwas fand, was zu bewahren sich lohnte, hob man dieses Kleinod auf – denn man konnte nie wissen, wann die Flut es hinwegspülte.
    Dan zog den Treibholz-Mond aus dem Sand, klopfte den Staub ab und klemmte ihn unter den Arm – um ihn zu erneuern. Um ihn wieder in den Himmel zu hängen, für sie. Seine Bewegungen waren langsam, nachdem sie sich geliebt hatten, und als Bay seine Hand ergriff, spürte sie, wie sie zitterte. Oder vielleicht war es ihre. Sie hätte ihm gerne gesagt, was ihr durch den Kopf ging – dass sie ihn liebte. Dass sie ihn immer geliebt hatte.
    Doch stattdessen sah sie in sein Gesicht, blinzelnd im hellen Sonnenlicht, und war dankbar, dass er zurückgekommen war, die erste große Liebe ihres Lebens. Es war Frühling, der ganze Sommer lag noch vor ihnen. Es blieb genug Zeit, die richtigen Worte zu finden.
    Und so gingen sie auf demselben Weg zurück, an der Abzweigung zum Indian Grave und zum Little Beach vorbei, den Hügel hinab zum großen Strand und dann die unbefestigte Straße entlang zu Bays Haus.
    Die Kinder waren vom Minigolfspielen zurück. Tara und Joe saßen auf der Veranda, schwangen in der Hollywoodschaukel hin und her. Billy und Pegeen übten Fangen im Garten an der Seite des Hauses, und der Baseball prallte mit einem harten, rhythmischen Geräusch gegen ihre Handschuhe.
    »Dad, ich hatte keine Ahnung, dass du kommst!«, rief Eliza.
    »Ich konnte nicht anders.«
    Bay errötete, reagierte aber nicht.
    »Ist das ein schönes Boot«, sagte Annie. »Haben Sie das gebaut?«
    »Ja.«
    »Mein Vater ist der beste Bootsbauer weit und breit«, sagte Eliza.
    »Es erinnert mich an das Modell, das ich für meinen Daddy gebastelt habe. Meine kleine grüne Dory. In der er das Schneckengehäuse versteckt hat … und den Brief.«
    »Den Brief, der mir das Leben gerettet hat«, fügte Eliza hinzu.
    »Ich weiß.« Dan griff in das Boot und zog die Ruder heraus – sie waren hell lackiert, glänzten in der Sonne. »Es soll dich auch an das Boot erinnern.«
    »Warum?« Annie runzelte verständnislos die Stirn.
    »Weil es für dich ist, Annie«, sagte Dan.
    »Für mich?«
    »Dein Vater wollte, dass du es bekommst.«
    Bay hielt mühsam die Tränen zurück, als sie das Gesicht ihrer Tochter betrachtete. Annies Augen weiteten sich erschrocken, dann dämmerte ihr es. »Aber ich dachte –«
    »Ich nehme an, deine Mom hat dir gesagt, dass er im letzten Sommer bei mir war, um mit mir über den Bau eines Bootes zu sprechen, das genau so sein sollte wie deine Dory.«
    »Ich weiß.« Ihre Augen schwammen in Tränen. »Mom hat es mir erzählt. Aber daraus wurde doch nichts, weil er vorher starb.«
    »Falsch. Er hat mir genau beschrieben, wie das Boot aussehen sollte. Er brachte mir das Modell als Vorlage, das du gemacht hast. Er war sehr stolz darauf … und auf dich, Annie.«
    »Das hat er gesagt?«
    Danny nickte, reichte ihr die Ruder. »Wir haben uns lange über dich unterhalten. Er meinte, du wärst etwas ganz Besonderes und sehr begabt, und er wollte sichergehen, dass mein Boot mit dem Modell mithalten konnte, das du für ihn gemacht hast.«
    »Danke, Mr.Connolly«, sagte Annie aufschluchzend und drückte die Ruder an ihre Brust.
    »Könntest du nicht eine kleine Bootsfahrt mit mir machen?« Eliza stupste Annie sanft am Arm.
    Annie sah ihre Mutter fragend an. Bay brachte immer noch kein Wort über die
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