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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück
Autoren: Luanne Rice
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glücklich bist.« Tara erwiderte die Umarmung. »Wenn du den Rest dieses grässlichen Winters durchstehst, wirst du spüren, dass auch für euch die Sonne wieder scheint. Ich verspreche dir, die Zeit kommt …«
    »Ich werde dich daran erinnern.« Bay blickte auf den braunen Garten und den grauen, verhangenen Himmel.
    Und so vergrub sie sich in Saatgut-Kataloge, plante die Frühjahrsbepflanzung von Augustas und ihrem eigenen Garten, las viel, kümmerte sich um die Kinder und wartete darauf, dass die Sonne zurückkehrte, wie Tara es versprochen hatte.
    Nach der Entlassung aus der Banquo-Klinik nahmen Eliza und Annie ihre gegenseitigen Besuche wieder auf. Bay holte das Mädchen ab und fuhr es nach Hause. Als Elizas Vorderzähne, die bei der Entführung abgebrochen waren, überkront wurden, waren Bay, Annie und Tara die Ersten, die sie an dem Tag sehen wollte.
    Die silbernen Trophäen, einschließlich des Paul-Revere-Bechers, wurden als Beweismaterial beschlagnahmt, aber wenigstens waren sie wieder aufgetaucht. Eliza war überglücklich und konnte es kaum erwarten, ihr Erbstück wiederzubekommen, besonders wegen der Erinnerungen, die sie mit ihm verband. »Materielle Dinge sind nicht das Wichtigste im Leben«, erklärte sie eines Tages, als Bay sie nach Hause fuhr. »Eines ist mir in der Klinik bewusst geworden: dass ich meine Mutter liebe, egal was war.«
    »Darf ich dir etwas dazu sagen?«, fragte Bay.
    »Natürlich.«
    »In besagter Nacht, du weißt schon …«
    »Ja«, sagte Eliza. Ihre Stimme wurde leise. Die Erinnerung war noch so traumatisch für sie, dass Bay sich vorsichtig an das Thema herantasten wollte.
    »Ich habe gespürt, dass deine Mutter bei uns war.«
    Eliza sah sie an.
    »Wirklich?«
    Bay nickte. Sie hatte das Gefühl gehabt, Unterstützung zu erhalten, über eine nie da gewesene Kraft zu verfügen, die von Sean und Charlie ausgegangen war. »Ja. Deine Mutter war bei mir … bei dir. Sie war eine starke Frau, Eliza. Genau wie ihre Tochter.«
    »Ich hab es überlebt. Das verdanke ich dir.«
    »Das verdankst du
dir selbst«,
entgegnete Bay, die wusste, dass man eine Tochter oder sich selbst nicht oft genug an die eigene innere Stärke erinnern konnte.
     
    Der Fall war abgeschlossen, offiziell zu den Akten gelegt, und Joe Holmes bewies, dass er nicht nur ein unerbittlicher, tatkräftiger Ermittler, sondern auch ein zärtlicher, liebevoller Mann war. Er hielt Taras Hand, wenn sie miteinander spazieren gingen, und wenn sie abends nicht einschlafen konnte, weil ihr die Ereignisse und der Gedanke, dass ihre beste Freundin beinahe in der eisigen Bucht ertrunken wäre, keine Ruhe ließen, rief sie bisweilen Joe an, der die Route Nine entlangbrauste, um sie in den Armen zu halten, bis die Sonne aufging.
    Eines Tages nahm er sie auf den Schießstand mit, um ihr zu zeigen, wie man mit einer Waffe umging.
    »Ich halte nichts von Waffen«, protestierte sie.
    »Was hätte dein Großvater dazu gesagt?«
    »Waffen sind etwas für Polizisten, aber nicht für mich.«
    »Nur als Schutz, für den Notfall. Ich mache mir Sorgen um dich; dein Haus ist ziemlich abgelegen, und du wohnst alleine darin.«
    »Bay ist in Sichtweite, gleich am anderen Ufer. Und die Kinder …«
    »Es gibt auch schlechte Menschen, Tara. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass dir etwas passieren könnte. Irgendeinem von euch.«
    »Stimmt. Die Bolands waren ziemlich abgebrüht, wie es sich herausgestellt hat.«
    »Ja, die gehörten zur schlimmsten Sorte.«
    »Warum nur? Was war der Grund?«
    »Gier. Und Ehrgeiz. In mancher Hinsicht war es ein Spiel für sie.«
    »Das viele Silber, das sie gestohlen haben. Nur als Trophäe … mit denen sich Sean und Mark gegenseitig übertrumpften.«
    Joe nickte und hörte stumm zu, die braunen Augen dunkel und ernst.
    Die Bolands hatten sich gegenseitig angespornt, ihre kriminellen Aktivitäten hatten der Ehe erst die richtige Würze verliehen. Das Paar war den materiellen Dingen des Lebens zugetan, und ihr Geschmack war mit jedem Zahltag teurer geworden. Bei der Anchor Trust hatte Mark noch alleine gearbeitet, erst nach seinem Wechsel zur Shoreline Bank hatte er in seinem alten Rivalen Sean mit seinem lockeren Lebenswandel, seiner Spielsucht und seinen ständigen Seitensprüngen den idealen Partner gefunden.
    Sean war außerdem sorgloser gewesen, und seine Zahlungsanweisung, die versehentlich auf Fiona Mills’ Schreibtisch landete, war der Anfang vom Ende. Er hatte sich Charlotte Days Silberbecher
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