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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen
Autoren: Sabine
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Zeit rief. »Tripp, fünfzehn Minuten und zwanzig Sekunden.«
    Rowan taumelte gut zwanzig Meter weiter, bevor sie ihren Beinen Einhalt gebieten konnte. Sie beugte sich weit vor und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Dabei kniff sie die Augen zusammen. Wie immer nach dem Fitnesstest hätte sie am liebsten geweint. Nicht vor Anstrengung - sie hatte weiß Gott Schlimmeres erlebt. Sondern vor Erleichterung, dass der Druck langsam nachließ.
    Auch dieses Jahr konnte sie das tun, was sie tun wollte.
    Sie verließ den Parcours und hörte, wie andere Namen und Zeiten gerufen wurden. Sie klatschte sich mit Trigger ab, der die Strecke ebenfalls hinter sich gebracht hatte.
    Alle, die bestanden hatten, blieben in der Nähe. Sie bildeten wieder eine Einheit, und jeder Einzelne von ihnen war fest entschlossen, es zu schaffen. Sie sah auf die Uhr. Die Deadline rückte näher - vier von ihnen mussten noch durchs Ziel laufen.
    Cards, Matt, Yangtree, der einen Monat zuvor seinen vierundfünfzigsten Geburtstag gefeiert hatte, sowie Gibbons mit einer Knieverletzung, die ihn auf den letzten Metern mehr humpeln als laufen ließ. Cards lief in den letzten drei Sekunden durchs Ziel, Yangtree folgte ihm auf dem Fuß. In Gibbons’ schweißgebadetem Gesicht stand nichts als Schmerz und Durchhaltewillen, aber Matt? Rowan kam es so vor, als würde er sich keine Mühe geben.
    Ihre Blicke trafen sich. Sie ballte die Faust, wollte ihn und Gibbons über die Ziellinie zerren, während der
    Countdown lief. Sie hätte schwören können, dass in Matts Augen ein Funke aufglomm, dass er noch einmal alles gab.
    Er lief nach zweiundzwanzig Minuten und achtund-zwanzig Sekunden durchs Ziel, Gibbons eine halbe Sekunde nach ihm. Danach erhob sich ein Jubel, sie feierten eine weitere gemeinsame Saison.
    »Wahrscheinlich wolltet ihr es nur besonders spannend machen.« L.B. ließ sein Klemmbrett sinken. »Willkommen daheim. Ruht euch eine Minute aus und kommt dann zum Bus.«
    »Hallo, Ro.« Sie drehte sich zu Cards um, nur um zu sehen, wie er sich vorbeugte und seine Hose herunterließ.
    Jedes Jahr derselbe Zirkus, dachte sie.
    2 Gulliver Curry kroch aus seinem Schlafsack und zog Bilanz: Alles tat weh. Aber das wenigstens überall.
    Es roch nach Schnee, und ein Blick aus dem Zelt zeigte ihm, dass über Nacht tatsächlich ein paar Zentimeter Neuschnee gefallen waren. Als er in seine Hose schlüpfte, bildete sein Atem dichte Wolken. Die Blasen an seinen Fingern machten das Ankleiden zu einer Herausforderung.
    Doch er liebte Herausforderungen.
    Am Vortag hatte er gemeinsam mit fünfundzwanzig anderen Rekruten vierzehn Stunden lang Feuergräben ausgehoben. Danach gab es einen Fünfkilometermarsch, bei dem jeder zweiundvierzig Kilo im Gepäck hatte.
    Sie hatten Bäume mit Zweimannsägen gefällt, waren marschiert, hatten gegraben, das Werkzeug geschärft, gegraben, waren marschiert, auf riesige Kiefern geklettert und hatten wieder gegraben.
    Ein Sommercamp für Masochisten, dachte er, doch eigentlich war es das Anfängertraining für Feuerspringer. Vier Rekruten waren bereits ausgeschieden - zwei von ihnen hatten den vorgeschalteten Fitnesstest nicht bestanden. Seine siebenjährige Erfahrung als Feuerwehrmann, davon die letzten vier als Teil eines Bodentrupps zur Waldbrandbekämpfung, verschafften Gull einen gewissen Vorsprung.
    Aber das hieß nicht, dass er sich taufrisch fühlte.
    Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht und spürte die Bartstoppeln. Kein Wunder, er hatte sich seit
    einer Woche nicht rasiert. Meine Güte, wie sehr er sich nach einer Dusche, einer Rasur und einem eiskalten Bier sehnte! Heute Abend, nach einem fröhlichen Marsch durch die Bitterroot Mountains mit diesmal fünfund-fünfzig Kilo Marschgepäck, würde er gleich alles drei bekommen.
    Und morgen begann die nächste Phase. Morgen würde er Fliegen lernen.
    Feuerwehr-Bodentrupps trainieren unglaublich hart. Sie schuften wie Tiere, vor allem bei gefährlichen Flächenbränden. Aber sie springen nicht aus Flugzeugen. Das war eine ganz neue Erfahrung. Er fuhr sich durch sein dichtes, dunkles Haar und kroch dann kurz vor Tagesanbruch aus dem Zelt hinaus in die kristallklare Schneelandschaft.
    Seine katzengrünen Augen wanderten nach oben, warfen einen prüfenden Blick in den Himmel. Kurz verharrte er so, groß und taff in seiner braunen Hose und dem knallgelben Hemd. Das war fast alles, was er brauchte, und bald würde er tun können, wofür er hergekommen war.
    Er schätzte die Höhe der
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