Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen
Autoren: Sabine
Vom Netzwerk:
Bett. Sie würde duschen, sich Koffein und Kohlenhydrate zuführen und dann ein kleines Work-out machen, um sich auf den Fitnesstest vorzubereiten.
    Ihre Kollegen wunderten sich, dass sie nur dann Kaffee trank, wenn ihr nichts anderes übrig blieb. Sie mochte kalte, süße Getränke. Nachdem sie sich angezogen hatte, nahm sich Rowan eine Cola und gönnte sich einen Energieriegel. Sie trug beides nach draußen, wo die Morgendämmerung noch nicht hereingebrochen war. Die Luft im Westen Montanas war zu Beginn des Frühlings noch kühl.
    Am weiten Himmelszelt erloschen Sterne wie Kerzen, die ausgeblasen werden. Sie konzentrierte sich auf die Dunkelheit und die Stille und fand ein wenig Trost darin. In etwa einer Stunde würde der Fliegerhorst zum Leben erwachen, und die Luft wäre testosterongeschwängert.
    Da sie sich unter Männern wohlfühlte, machte es ihr nichts aus, als Frau zur Minderheit zu gehören. Trotzdem genoss sie die seltenen Augenblicke, in denen sie allein sein konnte. Diese Momente wurden in der Hauptsaison immer seltener und kostbarer. Sie waren als Vorbereitung auf einen anstrengenden Tag das Zweitbeste nach Schlaf, dachte sie.
    Sie brauchte sich keine Sorgen um den Morgenlauf zu machen, redete sie sich gut zu. Schließlich hatte sie den ganzen Winter streng auf ihre Fitness geachtet. Sie war so gut in Form wie noch nie in ihrem Leben. Doch das musste nichts heißen, es konnte alles Mögliche passieren: Sie konnte sich den Knöchel verknacksen, einen Aussetzer haben, einen Krampf bekommen. Oder einfach eine schlechte Zeit laufen. Das war anderen auch schon passiert. Manchmal erholten sie sich davon, manchmal nicht.
    Aber eine negative Einstellung half ihr sicher nicht weiter. Sie knabberte am Energieriegel, führte ihrem Körper Koffein zu und beobachtete, wie das erste Tageslicht über die gezackten, schneebedeckten Gipfel im Westen kroch.
    Als sie Minuten später in den Kraftraum schlich, merkte sie, dass ihre Zeit des Alleinseins vorbei war.
    »Hallo, Trigger.« Sie nickte dem Mann zu, der Bauchpressen auf einer Matte absolvierte. »Was gibt’s Neues?«
    »Nichts, außer dass wir alle komplett verrückt sind. Was zum Teufel mache ich hier eigentlich, Ro? Ich bin stolze dreiundvierzig.«
    Sie rollte eine Matte aus und begann mit den Dehnübungen. »Wenn du nicht verrückt wärst, wärst du nicht da. Aber dreiundvierzig wärst du immer noch.«
    Mit seinen einen Meter fünfundneunzig blieb Trigger Gulch knapp unter der maximal erlaubten Körpergröße. Er war ein taffer Typ mit einem texanischen Akzent und einer Vorliebe für Cowboystiefel.
    Er absolvierte ein Set schneller Bauchpressen. »Ich könnte auch in Waikiki am Strand liegen.«
    »Du könntest als Immobilienmakler in Amarillo arbeiten.«
    »Ja, das könnte ich.« Er wischte sich übers Gesicht und zeigte auf sie. »Ein Bürojob für die nächsten fünfzehn Jahre, und danach ziehe ich mich an diesen Strand von Waikiki zurück.«
    »In Waikiki soll es nur so von Leuten wimmeln, habe ich gehört.«
    »Ja, das ist ja das Problem.« Er setzte sich auf.
    Trigger war ein gut aussehender Mann mit grauen Schläfen und einer gezackten Narbe am linken Knie, die von einer Meniskusoperation herrührte. Er lächelte ihr zu, als sie sich auf den Rücken legte und ihr rechtes Bein zur Nase brachte. »Du siehst gut aus, Ro. Wie war die Winterspeck-Saison?«
    »Stressig.« Sie wiederholte die Dehnung mit dem linken Bein. »Ich freue mich, dass ich wieder hier bin, damit ich mich endlich ein bisschen erholen kann.«
    Er musste lachen. »Wie geht es deinem Dad?«
    »Bestens.« Rowan setzte sich auf. »Zu dieser Jahreszeit wird er immer melancholisch.« Sie schloss die eisblauen Augen und zog ihre angewinkelten Beine in Richtung Scheitel. »Er vermisst den Beginn der Saison, das Wiedersehen mit den Kollegen. Aber seine Firma lässt ihm nicht viel Zeit zum Grübeln.«
    »Sogar Leute, die nicht so sind wie wir, springen gern aus Flugzeugen.«
    »Und zahlen dafür sogar gutes Geld. Letzte Woche hatten wir super Kunden.« Sie grätschte die Beine, beugte sich vor und griff nach ihren Zehen. »Ein Paar hat seinen fünfzigsten Hochzeitstag mit einem Fallschirmsprung gefeiert. Statt Trinkgeld habe ich eine Flasche französischen Champagner bekommen.«
    Trigger blieb sitzen und sah zu, wie sie aufstand, um mit ihrem ersten Sonnengruß zu beginnen. »Unterrichtest du noch diese Hippies?«
    Rowan ging aus dem aufschauenden in den herabschauenden Hund und drehte dann den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher