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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen
Autoren: Sabine
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den Erste-Hilfe-Koffer auf. »Komm, verbinden wir die Hände. Versorgt eure Wehwehchen und holt euch dann eure Ausrüstung. Die volle Ausrüstung«, fügte sie hinzu, »um das Landen zu üben. Die wiegt fünfzehn Kilo.«
    Gull sah zu, wie sie Libbys Handflächen mit Salbe einstrich und geschickt verband. Sie sagte etwas, das Libby zum Lachen brache, obwohl ihre Hände höllisch wehtun mussten.
    Sie hatte diese Gruppe über den Hindernisparcours gejagt, mit genau der richtigen Mischung aus wüsten Beleidigungen und Scherzen. Außerdem konzentrierte sie ich auf diejenigen, die Probleme hatten, und fand das i echte Wort zur rechten Zeit. Beeindruckende Fähigkeiten, die er sehr zu schätzen wusste.
    Auch ansonsten war er beeindruckt.
    Diese Blondine hatte eine tolle Figur und war benimmt einen Meter achtundsiebzig groß. Sein Onkel hätte sie als stattlich bezeichnet. Und er? Jedenfalls hatte sie eine Figur zum Reinbeißen. Dazu die blauen Augen mit den schweren Lidern und das Gesicht - alles in allem eine ziemlich unschlagbare Mischung. Selbstbewusst war sie noch dazu. Und er fand nichts attraktiver als Selbstbewusstsein. Also wartete er, bis sie das Trainingsgelände überquerte, und lief dann neben ihr her.
    »Wie geht es Libbys Händen?«
    »Das wird schon wieder. Auf diesem Spielplatz kommt kaum einer ohne Abschürfungen davon.«
    »Du auch nicht?«
    »Wenn man nicht blutet, woher will man dann wissen, ob man überhaupt dabei war?« Sie legte den Kopf schräg und musterte ihn mit Augen, die ihn an das Eisblau der Arktis erinnerten. »Wo hast du dich bisher rumgetrieben?«
    »Kalifornien.«
    »In Kalifornien gibt es eine tolle Feuerspringereinheit.«
    »Ja, das stimmt. Die kenne ich sogar. Ich war fünf Jahre bei der Feuerwehr von Redding.«
    »So was Ähnliches habe ich mir bereits gedacht. Wrst du in Kalifornien polizeilich gesucht, oder warum bist du nach Missoula gekommen?«
    »Die Anzeige wurde zurückgezogen«, sagte er, woraufhin sie lachen musste. »Ich bin wegen >Iron Man< Tripp nach Missoula gekommen.« Als sie stehen blieb, blieb er auch stehen. »Ich nehme an, er ist dein Vater.«
    »Stimmt genau. Kennst du ihn?«
    »Natürlich. Lucas >Iron Man< Tripp ist eine lebende Legende. Ihr hattet im Jahr 2000 einen schlimmen Brand hier.«
    »Ja.«
    »Ich ging damals noch aufs College. Ich sah in einer Nachrichtensendung ein Interview mit Iron Man, aufgenommen auf dem Fliegerhorst, direkt nach vier Tagen in der Feuerhölle.«
    Gull sah ihn wieder genau vor sich. »Sein Gesicht war rußgeschwärzt, seine Haare waren aschebedeckt und seine Augen blutunterlaufen. Er sah aus, als käme er aus einer Schlacht, was ja in gewisser Weise auch stimmte. Der Reporter stellte die üblichen idiotischen Fragen. >Wie haben Sie sich in dieser Hölle gefühlt? Hatten Sie Angst?< Doch er blieb die Ruhe selbst. Man konnte sehen, wie erschöpft er war, aber er antwortete: Tassen Sie es mich so sagen: Der Feuerdrache wollte uns verschlingen, aber wir haben ihm gehörig in den Hintern getretene Mit diesen Worten ließ er ihn stehen.«
    Sie sah die Szene ebenfalls vor sich und konnte sich an weitere Details erinnern. »Das treibt dich nach Missoula? Deswegen willst du Feuerspringer werden?«
    »Das war erst der Anfang. Die restliche Geschichte erzähle ich dir gern ein andermal bei einem Glas Bier.«
    »Du wirst viel zu beschäftigt sein, um Bier zu trinken und mir deine Lebensgeschichte zu erzählen. Kümmere dich lieber um deine Ausrüstung. Du hast noch einen weiten Weg vor dir.«
    »Meine Einladung auf ein Bier gilt jedenfalls. Ob ich du dann meine Lebensgeschichte erzähle, bleibt abzuwarten.«
    Sie sah ihn wieder mit diesem schräg gelegten Kopf an. Ein leichtes Grinsen spielte um ihre Mundwinkel, was er unheimlich sexy fand. »Du solltest mich lieber nicht anmachen, Feuerwehrmann. Ich lasse mich generell nicht mit Kollegen ein und schon gar nicht mit Anfängern. Wenn ich Zeit und Lust habe, mich ein bisschen zu anmieten, halte ich lieber nach einem Außenstehenden Ausshau, mit dem ich ein bisschen spielen kann, wenn mir die langen Winternächte zu einsam werden. Und den ich dann wieder ablege, sobald die Saison beginnt.«
    Dieses Selbstbewusstsein! »Vielleicht brauchst du ja mal Tapetenwechsel.«
    »Du verschwendest nur deine Zeit, Grünschnabel.«
    Als sie mit ihrem Klemmbrett davonstolzierte, musste er grinsen. Es war schließlich seine Zeit, die er da verschwendete, und sie war das wert.
    G’ull ertrug stoisch das Hochziehen
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