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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück
Autoren: Peter Heim
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Hubacher. Ein ganz herrliches Hotel. Ich meld' mich bei Ihnen.«
    Und weiter, den Wind des Erfolgs wie Musik in den Ohren. Seine – Theos – Melodie, etwas Sieghaftes hat sie: Ich bin wieder da – und ob!
    Theo könnte jetzt den Wagen holen. Um mit Christa zu sprechen, muß er ja den Rotberg hoch. Aber wieso eigentlich? Hat ja aufgehört zu regnen. Also marschiert er, die Arme wie beim Jogging angewinkelt, den Kopf etwas tief, schnell, schneller, nun lohnt sich doch die Top-Form, und schließlich: Christa hat als erste das Recht, es zu erfahren!
    Zehn Uhr dreißig war es, als Theo die Klinik erreichte.
    Theo, nun doch ein wenig außer Atem, stand vor dem weiten Halbrund des Parkplatzes. Wenige Autos gab's, war ja noch nicht Besuchsstunde, dafür um so mehr nasse Narzissen.
    Er schnaufte und drehte sich um.
    Unten, zwischen Ziertannen und Blumenterrassen, lag Kirchberg. Hübsch und zierlich, wie mit spitzem Bleistift gezeichnet, Kaff Kirchberg, die Heimatstadt, die Lebensfalle …
    Kannst du zulassen, daß ein Mädchen wie Christa am Fuße der rauhen Alb versauert? Dazu noch vor einem Computer im Souterrain einer Klinik? – Und im Park der ›Villa Caruso‹ singen unterdes die Nachtigallen? Und Christa hockt Tag um Tag in ihrem Kabuff und verdirbt sich vor dem Bildschirm Augen, Nerven, Gesundheit.
    Zorn kroch in Theo hoch.
    Schon wieder, ganz automatisch, winkelte er die Arme an. Über die letzten der steilen Stufen hinauf zum Klinikgarten wäre er beinahe gefallen, rutschte schon. Ein Goldregenzweig … im letzten Moment hielt sich Theo fest. Nasse Hände, ein nasser Kragen.
    Na und? Dort rechts das Eckfenster des Souterrains war Christas Büro. Dort tippte sie sich ihr Gefängnis zurecht.
    »Christa!«
    Hörte nicht. Theo klaubte einen Kiesel vom Weg und warf. Nun drehte sie doch den Kopf. Theo ruderte wild mit dem rechten Arm.
    An der anderen Hausfront, gleich um die Ecke, gab es eine kleine Tür zum Garten. Eine sehr praktische Tür. Sie ersparte Theo, was er am meisten bei diesen Besuchen haßte: an der Pforte zu fragen, den Bescheid auf den Anruf abzuwarten, womöglich sich noch mit dem Verwaltungsdirektor herumzustreiten. Und wieso? Nur damit er ein paar Worte mit seiner Tochter wechseln konnte? Lächerlich.
    Da war sie schon.
    »Hör mal, muß das denn sein? Also Papi, meinst du, die hätten das hier so gerne, wenn du ihnen die Scheiben eindepperst?«
    »Ja. Muß sein.«
    »Was muß sein?«
    »Erklär' ich dir gleich.«
    »Hat das nicht Zeit bis heute abend?«
    »Nein.« Es war ein sehr väterliches, autoritätsgeladenes ›Nein‹. Christas Augen öffneten sich erstaunt und wurden noch grüner, als sie ihm sonst erschienen.
    »Was heißt hier nein? Ich bin im Streß. Ich hab den Kostenvoranschlag für den Erweiterungsbau, und der soll noch durch die Sitzung – und du …«
    »Wer will so 'nen Schuppen schon erweitern? Ich weiß was Besseres, was tausend Prozent Besseres.«
    Augenbrauen wie zwei schwarze Rabenschwingen und dazu noch eine steile Falte über der Nase.
    Annemarie hatte zwar auch dunkles Haar gehabt, kastanienbraun, Christas aber war so schwarz und glänzend wie das eines Rappen. In den Augen leuchteten grüne Zornesblitze, dabei waren gerade die Augen Christas schwacher Punkt. Früher trug sie eine Brille, randlos, groß und hübsch, sie verlieh ihrem Gesicht etwas Distanziertes, als dann der Brennecke auftauchte, mußten es Kontaktlinsen sein. Theo hatte gewarnt, vor Linsen und Brennecke – und wieder einmal recht behalten! Mit dem Herrn Assistenzarzt Brennecke war's schneller vorbei, als man hinsehen konnte. Sechs Monate. Und jeder Tag zuviel bei einem so gerissenen Frauenverführer und Porschefahrer … Aber die Kontaktlinsen blieben, gewissermaßen als Vermächtnis einer Ehepleite. Und machten noch immer Scherereien, indem sie Christas Augen tränen ließen.
    Auch das würde anders werden. So vieles mußte anders werden …
    Theo steckte die Hand in die Innentasche seiner Antilopenjacke und zog das ›Caruso‹-Konzept heraus.
    Der Rotberg hatte dem Konzept nicht gutgetan. Es wirkte nicht mehr so jungfräulich wie zuvor auf dem Chefschreibtisch der Kreissparkasse.
    »Was ist denn das?«
    »Deine Zukunft!« sagte Theo.
    »Wie bitte?«
    »Guck nicht so. Es könnte sie sein. Eine glückliche Zukunft, eine gesunde mindestens. Und meine auch.«
    »Ich versteh' kein Wort.«
    »Guck doch rein! Was du in der Hand hältst, sind – hm – vierzigtausend Mark. Zunächst und fürs
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