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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück
Autoren: Peter Heim
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schüttelte den Kopf. In Banken hat man für die Realisierung spontaner Ideen nicht viel übrig. Das ist verständlich.
    »Nein. Aber Ihr Chef und ich sind alte Freunde.«
    Und das waren sie.
    Obwohl … Theo setzte es sofort in Anführungszeichen – Schulfreunde, das schon: Karl-Eberhard-Gymnasium, Freddy Staudinger mit der großen Klappe und dem schnellen Blick. Während du in der Schulmannschaft Tore kicktest, hat er unter den Zuschauern Zigaretten verkungelt, und die wiederum waren vom Vater, dem Herrn Kreisleiter, geklaut, die Sonderzuteilung der NSDAP-Kreis-Organisation Kirchberg.
    Ein Talent, der Freddy! Vom Start weg.
    Da kam er angesegelt. Mit ausgebreiteten Nadelstreifenarmen.
    »Der Theo? Tatsächlich! Und immer noch der alte.«
    Theo umklammerte den blauen Aktenhefter in seiner rechten Hand fester als zuvor.
    »Laß dich ansehen!«
    Wenn es dabei bleiben würde … Eine Umarmung mußte auch noch sein, Wangengekratze und Wolken von Herrenparfum.
    »Immer noch der alte Theo …«
    Und der alte Freddy? Banker-Brille, Banker-Weste, blaues Tuch und blau geplatzte Äderchen auf der dicken Nase.
    »Schon wieder mal aktiv?«
    »Zur Zeit nicht. Aber bald.«
    Die blaue Mappe lag jetzt auf Theos zusammengepreßten Knien. Er saß vor Freddys Schreibtisch.
    »Ja, und deine Tochter – wie heißt sie noch?«
    »Christa.«
    »Richtig. Ein elend hübsches Mädchen. Sieht irgendwie ihrer Mutter ähnlich, obwohl die Annemarie nicht so dunkle Haare hatte. Ach, die Annemarie, tolle Frau war das, die Schönste in der Tanzstunde – und weißt du …«
    Wenn's der jetzt noch weiter mit Anne hat und im selben Ton, dann, dann – ja, was dann? Also, laß es über dich ergehen.
    Theo ließ es über sich ergehen bis zu dem Satz: »So ein Leben als Pensionist hat ja was für sich. Ist doch richtig gemütlich.«
    Da fuhr er hoch: »Nix! Ja wieso denn? Ich bin keiner. Schon das Wort, also für mich … Es riecht für mich, – ja, nach Mottenpulver.«
    »Hör amol …« Staudinger wurde schwäbisch.
    »Ich geb' ja zu, das gilt nicht für alle. Aber für mich ist Pension Friedhof oder so was, wenn du verstehst, was ich meine …«
    »Ich? Nein. Wie denn, Heilandsblechle? Und wenn au no du so daherschwätzt? Wer hat denn jahrelang mit seim Gschäft von Pensionischte gelebt? Schmidle-Reisen! Wer hat die alten Herrschaften auf den Kilimandscharo oder zu den Pyramiden oder nach Mallorca oder sonstwohin geschippert? Du doch! Schon dein Vater hat damit angefangen. Ich erinnere mich doch an die berühmten Schmidle-Busse, seh sie vor mir: schöne Busse. Und am Marktplatz standen die Kirchberger Schlange. Ich seh' sie noch einsteigen …«
    »Das war mein Vater.«
    »Wer sonscht? Davon red' i doch. Der schon hat die Omas durch die Gegend gekarrt. Nicht nur an den Bodensee oder nach Heidelberg – bis nach Rom und Lourdes. Und der Pfarrer immer dabei.«
    »Ich wiederhole, Freddy: Es war er, nicht ich!«
    Für einen Staudinger gehörten die Schmidles in einen Topf. Alle! Immerhin lagen Freddys Hände nun auf der blauen Mappe. Beide.
    Und dann endlich schob er die Hornbrille auf die Stirn, schlug auf und runzelte die Stirn …
    ***
    »Caruso? Villa Caruso? Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«
    »Caruso war ein Sänger, Freddy. Er stammte aus Neapel. Caruso war die größte Stimme des Jahrhunderts, ein begnadeter Meister des Gesangs. So wenigstens steht's im Lexikon. Caruso war ein Genie. Aber ich muß den Caruso selber nochmals genauer studieren.«
    »Und Villa?«
    »Also das heißt zwar ›Villa Caruso‹, aber es war nicht Carusos Villa.«
    »Also jetzt was?«
    »Für die Italiener ist eine Villa nicht eine Villa in unserem Sinn, Freddy, die verstehen darunter einen herrschaftlichen Sitz. Das kann ein Landsitz oder ein Palast oder was Ähnliches sein. Sieh dir doch mal den Hauptbau an. Reiner Renaissancestil! Die Säulen – da, diese Figuren, die Freitreppe, ist das nicht – äh, äh – beeindruckend?«
    »Jetzt will sich der Schmidle also einen italienischen Palast kaufen? Oder wie seh ich das?«
    »Hör mal, Freddy, kaufen? Kaufen schon gar nicht. Der jetzige Besitzer, eine italienische Familie D'Alessio, hat die ganze Anlage, die einst wohl Familienbesitz war, zu einem Hotel umgestaltet. Dazu gehört ein Traumpark von sage und schreibe fünftausend Quadratmetern! Ein eigener Strand, ein Swimmingpool, Tennisplätze …«
    »Wo liegt das eigentlich?«
    »Am Gardasee.«
    »War ich auch mal. Durchgefahren …
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