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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig
Autoren: Joleen Carter
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seiner Stimme wahrgenommen, ging aber nicht darauf ein.
    »Oh, doch, das gibt es bestimmt!«, erwiderte sie
und zwang sich zu einem freundlichen Gesichtsausdruck. »Aber ich studiere
Kunstgeschichte. Daher interessiert mich Italien, insbesondere Venedig, sehr.«
    »Davvero? Tatsächlich?« Signor Savera musterte
sie skeptisch. »Na, dann hoffe ich, dass Ihnen neben Ihrer Beschäftigung hier
bei uns noch genügend Zeit bleiben wird, durch unsere alten Gassen zu streifen.«
    Wieder ein kurzes Schmunzeln. »Aber verlaufen Sie
sich nicht!«

 
    Wenig später meldete der Butler die Ankunft von
Signora Ilaria. Hatte ihr Mann Rebecca herablassend gemustert, so lief sie nun
Gefahr, unter dem Blick der Gattin zu einem Eisblock zu gefrieren. Klein und
rund zwar, aber stocksteif in ihrem sündhaft teuren, taubengrauen Kostüm, grüßte
sie nur kurz. Sie schnippte mit den Fingern, woraufhin der Butler ihr eilig ein
Papier reichte. Signora Ilaria griff nach der Lesebrille, die in ihrem
akkuraten Kurzhaarschnitt steckte, und las Rebecca vor, welches ihre Aufgaben
waren. Dann wandte sie sich an ihren Mann.
    »Lorenzo, lass Emilia, das Zimmermädchen vom
rechten Flügel, rufen. Sie soll der Neuen Arbeitskleidung besorgen und sie
morgen früh einweisen. Ab Samstag wird sie dann die zweite Etage übernehmen.«
    Ohne ein weiteres Wort rauschte sie zur Tür
hinaus. Signor Savera seufzte und griff zum Telefon.

 
    Wenig später erschien eine junge Frau in einem
schmalen, fliederfarbenen Rock und frisch gestärkter, weißer Bluse. Über der
linken Brust war passend zum Rock das Logo der Savera Hotelkette aufgestickt.
Das Zimmermädchen trug einen schulterlangen, blond gefärbten Pagenkopf und sah
Rebecca interessiert mit dunkelbraunen Augen an.
    »Ist sie das?«, fragte sie an Signor Savera
gerichtet.
    »Si, das ist Signorina Rebecca aus Deutschland.«
    »Kann sie mich überhaupt verstehen?«, fragte sie
weiter. »Si, ich kann dich sehr gut verstehen«, antwortete Rebecca selbst.
    »Oh, o.k!« Einen Moment lang sah das Zimmermädchen
von einem zum anderen.
    »Allora, also ich bin Emilia«, sagte sie betont
langsam.
    »Und das ist deine Arbeitskleidung.«
    Sie hielt Rebecca einen Stapel mit je drei Röcken
und Blusen hin. »Ich hoffe doch, sie werden dir passen.«
    Skeptisch wanderte Emilias Blick über ihren Körper.
    »Es wird schon gehen, grazie.«
    Sie nahm die Sachen entgegen. Einen Moment
herrschte Stille, dann lachte Emilia gekünstelt auf.
    »Allora, devo scappare! Ich muss schnell los. Der
Signor Gregorio erwartet mich.« Sie knickste kurz, dann war auch sie
verschwunden.

 
    »Il Signor Gregorio?«
    Fragend sah Rebecca den Hotelbesitzer an.
    »Ist das ein besonderer Gast? Sollte ich etwas in
Bezug auf ihn beachten?«
    Signor Savera verdrehte genervt die Augen.
    »No, figuriamoci! Nein, das wäre ja noch schöner!
Er ist mein Sohn. Dieser Nichtsnutz will sich sicher nur wieder mit einem der Mädchen
vergnügen.«
    Er schnaubte verächtlich.
    »Oh, entschuldigen Sie! Ich wollte nicht
indiskret werden.« Beschämt sah Rebecca zu Boden.
    »Ma non fa niente! Das macht nichts. Sie konnten
es ja nicht wissen.« Signor Savera fuhr sich mit der Hand durch sein
graumeliertes Haar.
    »Wenn es nichts mehr zu besprechen gibt, dann dürfen
Sie jetzt gehen«, sagte er schließlich. Erleichtert verabschiedete Rebecca sich
und verließ das Büro.

 
    Nun stand sie wieder im großen Vorflur, diesmal
leider ohne Matteo. Wie sollte sie nun zu ihrem Zimmer gelangen? Das Hotel kam
ihr vor wie das reinste Labyrinth. Als sie sich der Treppe näherte, hörte sie
Gekicher. Sie glaubte, die Stimme von Emilia zu erkennen. Die tiefe Stimme der
anderen Person kannte sie nicht. Vorsichtig spähte sie um die Ecke. Es war tatsächlich
Emilia. Und vor ihr ein hochgewachsener Italiener, die Hand gerade in Emilias
halb geöffneter Bluse. Rebecca war geschockt und fasziniert zugleich. Emilia
kicherte aufreizend und rieb dabei ihre runden Hüften an seinem Schritt.
Rebecca wurde es warm. Sie räusperte sich laut, doch keiner der beiden nahm
Notiz von ihr. Und so blieb ihr nichts anderes übrig, als sich an dem Pärchen
vorbeizuschlängeln. Als sie gerade glaubte, noch einmal unbemerkt davon
gekommen zu sein, griff eine Hand nach ihr.
    »Stopp!«, sagte die wohlklingende Stimme. »Wer
bitte sind Sie? Und was haben Sie auf meiner Etage zu suchen?«
    Rebecca wollte sich losreißen, aber die Finger
umspannten ihr Handgelenk wie ein Eisenring.
    »Was soll das
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