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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig
Autoren: Joleen Carter
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leid.« Widerstrebend wendete
Rebecca sich von dem Ausblick ab.

 
    Nur wenige Schritte später öffnete Matteo eine Tür.
Augenblicklich empfing sie der unverkennbare Duft der mediterranen Küche und
das Klappern von Geschirr. Im Raum selbst befand sich nur ein langer, massiver
Holztisch mit passenden Bänken rundherum. Einige Plätze waren noch frei, an
anderen wurde gegessen und diskutiert. Ein Mädchen, nur wenig jünger als
Rebecca selbst, erhob sich. Sie wischte sich die Hände an der Schürze ab und
kam mit offenen Armen auf die beiden zu.
    »Ma guardate quanto è bella questa ragazza! Was für
ein schönes Mädchen hast du uns da mitgebracht?«, sagte sie lachend. Schon
schloss sie Rebecca in die Arme und küsste sie auf beide Wangen. Dann trat sie
zu Matteo und küsste ihn auf den Mund. Er errötete, was das Küchenmädchen nur
noch mehr erfreute.
    »Ich bin Ariana. Ich bin Matteos Freundin und ich
arbeite in der Hotelküche. Wenn du also Hunger oder Durst hast, kannst du dich
jederzeit an mich wenden.«
    Dann begann sie, Rebecca jeden Einzelnen des
anwesenden Personals vorzustellen, bevor sie ihr einen Sitzplatz zuwies.

 
    Ein Teller mit Pasta wurde ihr vor die Nase
gestellt, ein Schälchen mit Oliven sowie ein Korb mit warmem Brot gereicht.
Rebecca wusste gar nicht, woran sie sich zuerst erfreuen sollte. Einen derart
herzlichen Empfang hatte sie nicht erwartet. Zwar wusste sie, dass die
Italiener für ihre Warmherzigkeit bekannt waren, aber dies war fast schon zu
viel des Glückes. Als sie sich satt und zufrieden reckte, ergriff Matteo wieder
das Wort.
    »Jetzt, wenn die Küche fertig ist, halten wir
alle eine Siesta. Du kannst dich ausruhen in deinem Zimmer oder dich im Garten
umsehen, wie du magst. Ab vier Uhr nachmittags geht der Hotelbetrieb dann
wieder los. Der Abend ist besonders anstrengend, das kannst du mir glauben.«
    Die Anwesenden nickten zustimmend.

 
    »Jetzt gleich soll ich dich jedoch noch zu Signor
Savera begleiten. Er will dich umgehend sehen.«
    Rebeccas Hände wurden feucht. Nun also würde sie
den großen Signor Savera persönlich kennenlernen. Er musste steinreich sein.
Dieses Hotel allein war schon eine unbezahlbare Kostbarkeit. Soweit sie aus
Stefans Unterlagen wusste, besaß die Familie allerdings noch weitere
Luxushotels: in Mailand, Rom, Palermo, Paris und London. Das war zu viel für
Rebecca, um es sich wirklich vorstellen zu können.
    »Non avere paura, hab‘ keine Angst!«, flüsterte
Matteo ihr zu. Sie schenkte ihm ein gequältes Lächeln und rang die Hände. Er
hatte sie in das Obergeschoss des Hotels begleitet, das ausschließlich den
Familienmitgliedern vorbehalten war. Dort befanden sich die Wohn- und Schlafräume
der Saveras ebenso wie das Büro, vor dem Matteo sie ablieferte.
    »Buona Fortuna! Viel Glück!«
    Matteo zwinkerte ihr zu und verschwand um die nächste
Ecke.

 
    Obwohl es mehr als warm war, fröstelte Rebecca.
Noch einmal sah sie sich in dem weitläufigen Vorraum um. Alles wirkte kostbar
und war perfekt arrangiert. Die handgearbeiteten Holztüren waren allesamt mit
Goldklinken versehen. Sechs Türen zählte sie. Noch einmal atmete sie tief
durch, dann klopfte sie beherzt an.

 

Kapitel 4

 
    Keine Sekunde später öffnete sich die Tür.
Offensichtlich verfügte Signor Savera über einen eigenen Butler. Am Ende des
geschmackvoll eingerichteten Großraumbüros sah Rebecca einen stattlichen Herrn
mittleren Alters an einem ausladenden Mahagonischreibtisch sitzen.
    »Permesso!«, sagte Rebecca höflich. Der Butler
verbeugte sich leicht und bat sie mit einer Geste herein.
    Der Weg bis zum Schreibtisch kam ihr endlos vor.
Sie hatte plötzlich Angst, über einen der teuren Teppiche zu stolpern. Sie fühlte
sich klein, was wohl an der ausgeprägten Präsenz des Hotelbesitzers lag, die
sie fast körperlich spüren konnte. Scharf musterte er sie mit seinen ungewöhnlich
grünen Augen, als er sich von seinem Platz erhob, den Schreibtisch umrundete
und auf Rebecca zuschritt.

 
    »Buon giorno, Signor Savera!« Sie räusperte sich.
    »Ich bin Rebecca Hauser aus Berlin und fange
morgen in Ihrem Hotel als Zimmermädchen an«
    »Si. Ich erinnere mich. Meine Frau wartet schon
darauf, sie mit Ihren neuen Aufgaben vertraut zu machen.«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht.
    »Was führt Sie nach Venedig, Signorina Hauser?
Gab es in Berlin kein Hotel, das ein Zimmermädchen sucht?«
    Rebecca war es,   als habe sie einen Hauch von Verachtung
in
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