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Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Sommer in Maine: Roman (German Edition)

Titel: Sommer in Maine: Roman (German Edition)
Autoren: J. Courtney Sullivan
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getragen.
    Irgendwann trat Maggie in ein Handtuch gewickelt und von einer Dampfwolke umgeben aus dem Bad.
    »Hast du das Bett in deinem Zimmer gemacht?«, fragte ihre Tochter.
    »Ja.«
    »Und vorher die Bettwäsche gewechselt?«
    »Nein. Was hast du denn immer mit mir und der Bettwäsche? Ich vollziehe im Schlaf keine Schlachtopferungen.«
    Maggie stöhnte. »Ich komme gleich runter.«
    Kathleen fand Alice in der Küche beim Abwasch. Sie steckte schon in einem dunkelblauen Hosenanzug, war makellos geschminkt und die Kurzhaarfrisur saß perfekt. Sie sah aus, als würde sie auf eine Beerdigung gehen.
    »Wir hauen ab«, sagte Kathleen.
    Alice runzelte die Stirn: »Wohin denn?«
    »Ich fahre Maggie nach New York zurück.«
    »Ach nein.«
    Kathleen ging an den Kühlschrank und nahm eine Wasserflasche heraus. Daneben stand ein Schälchen mit einem nassen Teebeutel.
    »Du könntest dir ruhig mal was gönnen und aufhören am Tee zu sparen, Mama.«
    »Spare in der Zeit, so hast du in der Not«, sagte Alice. »Und? Hat Maggie es sich wegen Gabe überlegt? Versucht sie’s nochmal mit ihm?«
    »Zum Glück nicht.«
    »Wie kannst du das nur sagen?«, fragte Alice. »Für Kinder ist es immer besser, wenn die Eltern verheiratet sind. Weißt du eigentlich, wie vaterlose Kinder gehänselt werden?«
    »Die Fünfziger sind vorbei, Mama.«
    »Danke, das hatte ich schon gehört.« Alice hielt inne. »Wenn nicht für Gabe, wieso geht sie dann überhaupt zurück?«
    »Um sich vorzubereiten, vermute ich«, sagte Kathleen.
    Alice fummelte an dem Strahlregler des Wasserhahns herum.
    »Jetzt spielt nicht nur der Abfallzerkleinerer, sondern auch noch dieses Ding hier verrückt. Und dank Ann Marie traut sich Pfarrer Donnelly nicht mehr ins Haus, solange sie da ist.«
    Den Grund dafür erwähnte keiner der beiden. Kathleen war sich noch nicht ganz im Klaren, ob es ihr etwas ausmachte, dass ihre Mutter das Grundstück weggegeben hatte, aber sie wusste, wie schwer das ihre Geschwister traf. Was für eine verrückte Geschichte das wieder war. Alice wie sie leibt und lebt.
    »Apropos Ann Marie: Kannst du ihr was ausrichten?«, bat Kathleen ihre Mutter.
    »Das hängt ganz davon ab«, sagte Alice vorsichtig, als wäre Kathleen eine Staubsaugervertreterin, die ihr überteuerte Produkte andrehen wollte.
    »Wovon?«
    »Davon, was ich ausrichten soll, natürlich! Ich kann doch nicht einwilligen, jemandem etwas mitzuteilen, wenn ich noch gar nicht weiß, worum es sich dabei handelt.«
    Kathleen schüttelte den Kopf: »Meine Güte. Also gut. Sag ihr, dass es Zeit war, den Strand zu verlassen und das Feld zu räumen.«
    »Ich verstehe kein Wort.«
    »Richte es ihr einfach aus.«
    »Wenn es sein muss.«
    Im Auto konnte Kathleen sich nicht länger beherrschen und erzählte Maggie von dem Kuss. Sie war überrascht, dass sie es überhaupt so lange hatte für sich behalten können.
    »Das darfst du aber nicht Arlo erzählen«, sagte Maggie.
    »Warum nicht? Der kann dichthalten.«
    »Ich weiß, aber wenn du es erstmal mir und ihm erzählt hast, hängst du – eins, zwei, drei – mit Tante Clare am Telefon, und dann weiß es bald die ganze Familie. Und das wäre gefährlich.«
    »Bist du vielleicht ein Gutmensch«, sagte Kathleen. Dabei wusste sie genau, dass ihre Tochter recht hatte.
    »Versprich es«, sagte Maggie.
    »Okay, okay, ich verspreche es. Mann!«
    »Aber ich versteh immer noch nicht, warum wir so plötzlich abreisen mussten«, sagte Maggie.
    »Es war einfach Zeit«, sagte Kathleen. »Ab heute versuche ich nicht mehr, dich dazu zu bringen zu uns zu ziehen.«
    »Ach wirklich?«
    »Ja, wirklich. Du hast mir klargemacht, dass mein Zuhause ein Dreckloch ist, in dem niemand mit einem Hauch von Selbstachtung wohnen würde.«
    »Entschuldige.«
    Kathleen lächelte: »Schon in Ordnung. Du bist eine tolle junge Frau, Maggie, und wenn es dein Wunsch ist, in New York zu bleiben, dann unterstütze ich dich darin.«
    Maggie schob die Unterlippe vor: »Danke.«
    Dann hörten sie Radio, bis der Sender schwächer wurde.
    »Sagst du eigentlich nochmal was dazu, wie anständig ich mich in der Sache mit Ann Marie verhalten habe?«, fragte Kathleen dann.
    Maggie schwieg.
    Kathleen drehte sich zu ihr um und sah, dass sie eingeschlafen war.
    Sie strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr weiter.
    Als sie in Brooklyn ankamen, versperrte eine riesige Kiste den Eingang zu Maggies Wohnung. Zuerst dachte Kathleen, sie sei von Gabe und prüfte den Absender.
    »Bugaboo
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